Teenage Mutant Ninja Turtles Splitter Collection 6

Die Mutanimals geraten nach einer Entführung in Gefahr, während die Turtles mit einer Tragödie und dem rachsüchtigen Foot Clan konfrontiert werden. Casey plant ein letztes Duell, April entdeckt eine mysteriöse Schriftrolle, und Splinter soll gegen Shredder kämpfen.

Ein explosives Familiendrama mit Mutantenpower, mystischen Geheimnissen und finalen Duellen

Wenn Schildkröten um alles kämpfen

In Teenage Mutant Ninja Turtles Splitter Collection 6 eskaliert die Situation im Turtle-Universum auf gleich mehreren Ebenen. Die sechste Sammlung der Splitter Collection bringt die Story-Arcs der Hefte #45-50 auf den Punkt und das mit einer so intensiven Wucht, dass man sich beim Lesen fast ducken möchte. Doch nicht nur die Hauptserie hat ihren großen Auftritt: Die Casey & April-Miniserie und das Free Comic Book Day-Heft aus 2015 sind ebenfalls mit an Bord. Die Macher Kevin Eastman, Tom Waltz, Paul Allor und Mariko Tamaki schaffen gemeinsam mit Zeichnern wie Mateus Santolouco und Irene Koh ein vielschichtiges, düsteres, aber auch emotional berührendes Kapitel im TMNT-Universum.

Die Mutanimals: Revolution auf eigene Faust

Old Hob, Slash und der Rest der Mutanimals bekommen in diesem Band ordentlich Raum zur Entfaltung und das ist auch gut so. Ihr Einfluss wächst, ihre Pläne werden konkreter, aber auch ihre Risiken steigen. Als ein Mitglied ihrer Truppe entführt wird, beginnt ein Abenteuer, das sich schnell zu einem brutalen und unvorhersehbaren Befreiungsschlag entwickelt. Die Mutanimals agieren zunehmend autonom und moralisch ambivalent was ihre Figurengruppierung ungemein spannend macht. Der moralische Graubereich zwischen Terror und Heldentum ist hier stark herausgearbeitet. Mir hat das damit erste Kapitel des Bandes wirklich sehr sehr gut gefallen und ich war zu jeder Zeit sehr gut unterhalten.  

Heimkehr mit Herzschmerz, die Rückkehr von Burnow Island

Während die Mutanimals kämpfen, kehren die Turtles von Burnow Island zurück nur um in eine emotionale Katastrophe zu stürzen. Ohne zu viel zu spoilern: Der Verlust, den die Familie erleidet, sitzt tief. Die Verarbeitung dessen wird zu einem zentralen Element des Bandes und zeigt eindrucksvoll, wie reif und ernsthaft die Serie inzwischen mit Themen wie Trauer, Verantwortung und Zusammenhalt umgeht. Raphael, Leonardo, Donatello und Michelangelo zeigen sich verletzlich wie nie und genau das macht sie umso menschlicher und unglaublich nahbar. 

Foot Clan, Shredder und ein unausweichliches Duell

Parallel dazu brodelt es beim Foot Clan gewaltig. Karai zieht die Fäden im Hintergrund und es bereitet sich ein finales Gauntlet-Duell zwischen Splinter und Shredder an, das absolute Highlight dieses Bandes. Der Aufbau zu diesem Showdown ist hervorragend inszeniert, dramaturgisch aufgeladen und mit einer Wucht gezeichnet, die förmlich knallt. Splinter wird zur tragischen Führerfigur, während Shredder einen letzten großen Auftritt bekommt, der seinem ikonischen Status mehr als gerecht wird.

April und Casey: Ein Roadtrip mit Tiefe

Die Miniserie Casey & April könnte man leicht als Beifang abtun, das wäre allerdings ein schwerer Fehler. Was auf den ersten Blick wie ein romantischer Roadtrip aussieht, entpuppt sich als spirituelle Reise voller Symbolik, Enthüllungen und Charakterentwicklung. Besonders April wächst über sich hinaus, als sie mit einer uralten Schriftrolle konfrontiert wird, die tiefe Einblicke in die Welt des Pantheon offenbart. Casey dagegen wird auf seine eigene Art mit seiner Herkunft und seiner Rolle im Schatten seines Vaters Hun konfrontiert und zugleich wird ihn aufgezeigt, dass er von seinem Weg abweichen. 

Hun, die Purple Dragons und ein Kampf um Identität

Apropos Hun: Casey bereitet sich auf eine Abrechnung mit seinem Vater vor. Der Konflikt zwischen den beiden ist rau, roh und unglaublich emotional. Die Purple Dragons sind außer Kontrolle, und Casey steht vor der Frage, ob er sein Schicksal annehmen oder ihm entkommen kann. Dieser Handlungsstrang funktioniert hervorragend als Gegenpol zum großen Foot-Clan-Drama und macht deutlich, dass TMNT nicht nur auf einer Ebene funktioniert, sondern auch einzelne Stränge toll ausarbeitet. 

Die visuelle Power der Künstler

Grafisch ist dieser Band ein echtes Brett. Mateus Santolouco liefert wieder einmal düstere, dynamische Panels, in denen jede Bewegung kracht und jede Mimik sitzt. Cory Smith bringt in den Actionszenen eine Energie rein, die ihresgleichen sucht. Und Irene Koh schafft es, der Casey & April-Miniserie eine sanfte, beinahe träumerische Bildsprache zu verleihen, die wunderbar zum spirituellen Ton der Geschichte passt.

Mystik, Metaphern und Mythologie

Was diesen Band zusätzlich bereichert, ist die Einbindung mystischer Elemente insbesondere durch die Pantheon-Schriftrolle, die April findet. Hier kommt eine Ebene ins Spiel, die die TMNT-Welt auf eine neue Dimension hebt. Der Einfluss uralter Mächte, verbunden mit spirituellen und mythologischen Fragestellungen, deutet an, dass die Zukunft der Turtles nicht nur von Mutanten und Martial Arts, sondern auch von Magie und Legenden geprägt sein wird.

Zwischen Drama und Action: Die perfekte Balance

Am beeindruckendsten an Band 6 ist die Balance zwischen Charaktertiefe und knallharter Action. Die Autoren schaffen es, epische Kämpfe, persönliche Tragödien und politische Intrigen miteinander zu verweben, ohne den Leser zu verlieren. Jeder der vielen Handlungsstränge bekommt genug Raum zur Entfaltung, ohne dass es überladen wirkt. Das ist erzählerisch wie zeichnerisch ein kleines Kunststück und ein Paradebeispiel dafür, wie gutes Comic-Storytelling funktioniert.

Ein monumentaler Band, der die Messlatte höher legt

Teenage Mutant Ninja Turtles Splitter Collection 6 ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Kämpfen und Dialogen. Es ist ein tiefgreifender, düsterer und emotionaler Band der Serie. Die Turtles sehen sich mit Verlust und einer sich verändernden Welt konfrontiert und sie wachsen daran, denke im nächsten Band wird es wieder sehr spannend, denn hier passiert etwas größeres für die Schildkröten. Besonders stark ist, dass der Band moralisch keine einfachen Antworten liefert. Die Mutanimals handeln zweifelhaft, der Foot Clan zerreißt sich, und auch unsere Helden treffen Entscheidungen, die nicht immer nur heldenhaft sind. Die künstlerische Vielfalt macht den Band zu einem visuellen Erlebnis. Jeder Zeichner bringt seine eigene Stimmung ein von düsterem Realismus bis zu stilisierter Poesie. Trotz der Unterschiede wirkt alles wie aus einem Guss, was für die starke redaktionelle Leitung spricht. Band 6 ist ein Pflichtkauf für alle Fans der Serie. Aber auch Neueinsteiger, die sich auf ein vielschichtiges Comic-Erlebnis einlassen wollen, können hier einsteigen mit etwas Vorwissen versteht sich. Obwohl die Geschichte klar auf einen großen Konflikt zusteuert, fühlt sich dieser Band schon jetzt wie ein vorläufiger Höhepunkt an. Ein Band, der zeigt, wie weit sich die Turtles seit ihren Anfängen entwickelt haben und warum sie längst viel mehr sind als nur Kampfmaschinen in Panzerform. Wer gedacht hat, die Turtles wären nur Nostalgie, wird hier eines Besseren belehrt.

Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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