Nightwing 3 Waisenkinder

Nightwing jagt mit Batman den Serienkiller Heartless, der nun in Gotham wütet und alte Erinnerungen weckt. Zudem feiert Dick seinen Geburtstag mit Barbara, Ex-Freundin Bea und den Robins.
Ein emotionaler Balanceakt zwischen Herz, Heldentum und Vergangenheit
Zurück in den Schatten: Ein Killer treibt wieder sein Unwesen
Nightwing 3: Waisenkinder knüpft nahtlos an die dramatischen Ereignisse der vorherigen Bände an. Der berüchtigte Serienkiller Heartless macht Blüdhaven erneut unsicher oder vielmehr Gotham City, wo er seine blutige Spur fortsetzt. Der Wechsel des Schauplatzes verleiht der Handlung direkt mehr Gewicht: Gotham bedeutet Vergangenheit, Erinnerungen, und für Nightwing (alias Dick Grayson) eine Rückkehr zu den Wurzeln. Der gemeinsame Einsatz mit Batman sorgt nicht nur für starke Action, sondern auch für emotionale Tiefe. Die Beziehung zwischen Mentor und Schüler steht dabei ebenso im Fokus wie die Entwicklung Dicks zur eigenständigen Heldengestalt. Ich fand Gerede die Rückblenden zur Vergangenheit von Dick wirklich gut und auch welche Wendung man da ingesamt in die Handlung eingeflochten hat.
Batman & Nightwing: Alte Schule trifft neue Wege
Tom Taylor gelingt es beeindruckend gut, die Chemie zwischen Bruce und Dick herauszuarbeiten. Die beiden sind nicht mehr Meister und Lehrling, sondern Partner wenn auch mit unterschiedlich gefärbten Weltanschauungen. Während Batman gewohnt düster und fokussiert agiert, bringt Nightwing Herz, Humor und Wärme in die Ermittlungen. Besonders spannend: Die psychologischen Unterschiede der beiden spiegeln sich nicht nur im Dialog, sondern auch in der Darstellung durch die Zeichnungen wider. Wo Batman kantig und schattig bleibt, wird Nightwing mit klaren Farben und offener Körpersprache inszeniert, ein starker Kontrast mit Stil.
Ein Hauch Nostalgie: Geburtstag mit Überraschungsgästen
Mitten in all der Krimi-Düsternis wird Dick Grayson ein Jahr älter und wir dürfen Zeuge eines herzerwärmenden Moments werden. Der Geburtstag ist kein bloßes Gimmick, sondern ein erzählerischer guter Moment. Barbara Gordon, seine große Liebe, bringt Romantik ins Spiel. Ex-Freundin Bea sorgt für eine Prise Drama, während die Robins-Familie für echten Teamgeist steht. Besonders schön: Das Auftauchen von Marv Wolfman, dem realen Mit-Schöpfer von Nightwing, der im Comic selbst zur Figur wird. Diese Meta-Ebene ist clever, charmant und funktioniert wunderbar als Hommage an Dicks lange Comic-Historie. Gerade Bea ist hier auch ein Kapitel gewidmet und wir sehen ihre gesamte Geschichte. Von meiner Seite aus, nach wie vor eine Figur, die ich sehr spannend finde und die durch ihre Geschichte hier selbst noch mal mehr in den Fokus rückt.
Die visuelle Bandbreite: Drei Künstler, ein stimmiger Look
Mit Sam Basri, Bruno Redondo und Travis Moore arbeiten gleich drei hochkarätige Künstler an diesem Band – und trotzdem wirkt alles wie aus einem Guss. Redondos dynamischer Stil ist weiterhin das Herzstück, besonders in den Action-Sequenzen, die kinetisch und flüssig wirken. Basri bringt seine Erfahrungen aus „Harley Quinn“ ein, was sich in lebhaften, expressiven Gesichtern widerspiegelt. Moore wiederum setzt emotionale Momente detailverliebt in Szene. Der Wechsel fällt beim Lesen kaum auf, was für das harmonische Farbdesign und eine starke redaktionelle Leitung spricht.
Taylor bleibt on fire: Die Erzählkunst eines Meisters
Tom Taylor weiß genau, wie man moderne Superhelden schreibt: mit einem Mix aus Ernsthaftigkeit, Herz und Humor. Sein Nightwing ist nicht nur ein athletischer Gerechtigkeitskämpfer, sondern vor allem ein guter Mensch. Die Stärke des Bandes liegt darin, dass sich alles sehr menschlich anfühlt – auch dann, wenn überlebensgroße Schurken oder maskierte Legenden im Mittelpunkt stehen. Besonders gelungen ist der Spagat zwischen klassischem Superheldentum und sehr persönlichem Drama. Taylor vermeidet Klischees und gibt jeder Figur Raum zur Entfaltung.
Die Rolle von Heartless: Mehr als ein Abziehbild
Heartless bleibt ein faszinierender Antagonist. Er ist nicht einfach ein weiterer Superschurke mit Maske, sondern ein Spiegel für Dicks eigene Vergangenheit als Waisenkind. Seine grausame Praxis, Herzen buchstäblich zu stehlen, steht in metaphorischem Kontrast zu Dicks Fähigkeit, Herzen zu gewinnen – sei es bei Freunden, Verbündeten oder der Bevölkerung von Blüdhaven. Dieser Gegensatz verleiht dem Konflikt Tiefe und eine gewisse Tragik. Besonders beklemmend: die Szenen, in denen Heartless’ Motivationen angedeutet werden, ohne sie vollständig zu erklären. Das lässt Raum für Spekulation – und steigert die Vorfreude auf mehr.
Familienbande und emotionale Rückblicke
Neben dem Krimiplot und den Kampfsequenzen glänzt Waisenkinder vor allem durch seine ruhigen, persönlichen Momente. Rückblenden in Dicks Zeit als Robin zeigen, wie prägend seine Kindheit war – und warum er heute so handelt, wie er handelt. Die Beziehung zu Alfred, seine Rivalität mit Jason Todd, die Freundschaft zu Tim Drake: All das fließt feinfühlig ein. Besonders berührend sind die Szenen mit Barbara, die nicht nur als Love Interest dient, sondern als gleichberechtigte Figur mit Rückgrat und Meinung.
Meta, Humor und Emotion: Ein bunter Mix mit Herz
Der Band versteht sich nicht nur als Fortsetzung der Story, sondern auch als Liebesbrief an die Nightwing-Fans. Die Meta-Ebene mit Marv Wolfman, die vielen Anspielungen auf vergangene Comic-Epochen und der augenzwinkernde Humor machen diesen Band zu etwas Besonderem. Dabei kippt der Ton nie ins Alberne – stattdessen bleibt der emotionale Kern stets greifbar. Nightwing fühlt sich lebendig, menschlich und nahbar an. Ein Held, den man gerne begleitet – nicht nur wegen der coolen Moves, sondern vor allem wegen seiner Integrität.
Nightwing 3 Waisenkinder ist ein Triumph auf allen Ebenen
Tom Taylor beweist erneut, dass er einer der besten Superhelden-Autoren der Gegenwart ist. Mit viel Gefühl, kluger Dramaturgie und einem tiefen Verständnis für seine Figuren erzählt er nicht einfach nur einen weiteren Comic – er zelebriert die Figur von Nightwing. Die Kombination aus actionreicher Ermittlungsarbeit, feinfühliger Charakterentwicklung und überraschenden emotionalen Momenten sorgt dafür, dass man völlig eintaucht. Besonders die Szenen mit Batman und Barbara zeigen, wie viel Tiefe in dieser Figur steckt. Auch visuell ist der Band ein sehenswertes Werk . Die Künstler liefern auf hohem Niveau ab und schaffen es, Stilwechsel elegant einzubinden. Die Farbstimmung, das Paneling, die Körperhaltung alles unterstreicht die Story perfekt. Es gibt Panels, die man sich am liebsten rahmen würde. Nicht zuletzt ist Waisenkinder auch eine Geschichte über Hoffnung. Trotz aller Verluste, trotz der Bedrohung durch Heartless, bleibt Nightwing jemand, der das Gute sieht und daran festhält. Gerade auf die Vergangenheit von Dick geht man hier wunderbar ein und schafft sie mit den aktuellen Geschehnissen toll zu verknüpfen. Ebenfalls bekommt hier Bea nicht gerade wenige Seiten, in der wir ihr früheres Leben sehen und damit auch ihren Weg. Kurz gesagt: Nightwing 3 Waisenkinder ist ein rundum gelungenes Kapitel in Dicks Reise.
Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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