Edenwood

Der Teenager Rion Astor gerät auf der Suche nach seiner Freundin in das magische Reich Edenwood, wo ein uralter Krieg zwischen Hexen und Dämonen herrscht. Dort wird er zum legendären Dämonenkiller und Anführer im Kampf zur Rettung der Menschheit.

Willkommen in Edenwood, wo die Realität endet und das Chaos beginnt

Manchmal stolpert man über einen Comic, der so reich an Ideen, Stil und Atmosphäre ist, dass man kaum weiß, wo man anfangen soll. Edenwood, erschienen bei Cross Cult, ist genau so ein Werk. Was zunächst wie ein klassischer Fantasy-Trip beginnt Teenager verirrt sich auf der Suche nach seiner Freundin, verwandelt sich schnell in ein düsteres, bildgewaltiges Epos, in dem nichts ist, wie es scheint. Autor und Zeichner Tony S. Daniel serviert hier eine Geschichte, die nicht nur tief in fantastische Welten eintaucht, sondern auch mit den Genres Horror und Sci-Fi kokettiert, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Was mir da besonders gut gefällt ist, der Reichtum und die Ideen an sich, kleiner Kritikpunkt ist hier aber auch das hohe Tempo und die Szenenwechsel. 

Rion Astor, der Held, den keiner erwartet hat

Im Mittelpunkt steht Rion Astor, ein junger Mann mit gebrochenem Herzen und einem offenen Geist. Auf der Suche nach seiner verschwundenen Freundin findet er sich plötzlich in Edenwood wieder einem surrealen, zerklüfteten Reich, in dem ein uralter Krieg zwischen Hexen und Dämonen tobt. Dass Rion nicht nur zum Zuschauer dieses Konflikts wird, sondern bald selbst zur treibenden Kraft, ist der Kern dieses Coming-of-Age-Albtraums. Sein Wandel vom Suchenden zum Dämonenkiller ist dabei glaubhaft, dramatisch und emotional packend erzählt. Gerade die zeitlichen Sprünge fand ich hier gut. Wir sehen seine Anfänge und zugleich auch sein aktuelles Tun. 

Edenwood, mehr als nur ein magisches Schlachtfeld

Das namensgebende Edenwood ist kein Ort wie jeder andere. Es ist ein multidimensionales Schlachtfeld, in dem Realität, Magie, Technologie und uralte Kräfte aufeinanderprallen. Die Welt wirkt wie eine Mischung aus HellraiserStar Wars und Der Dunkle Turm düster, chaotisch, aber in sich stimmig. Jede Seite offenbart neue Facetten dieser fremdartigen Welt immer ist da dieses Gefühl, dass Edenwood selbst lebt und atmet.

Schwerter, Zauberei und Maschinengewehre

Das Genre-Mash-up funktioniert erstaunlich gut. Tony S. Daniel versteht es, Fantasy-Elemente mit moderner Sci-Fi zu verweben, ohne dass es wie ein Flickenteppich wirkt. Schwerter und Zauber treffen auf Dämonen, interdimensionale Portale und Albträume. Besonders gelungen ist die Balance zwischen epischen Kampfszenen und ruhigen Momenten, die dem Comic seinen emotionalen Kern verleihen.

Bildgewalt und Pinselmagie, die Illustrationen

Was Edenwood endgültig zu einem Must-Read macht, ist die atemberaubende visuelle Umsetzung. Tony S. Daniel, der unter anderem durch Nocterra bei Cross Cult bekannt sein sollte ( ansonsten dringend nachholen), zieht hier alle Register seines Könnens. Die Panels sind detailliert, dynamisch und oft regelrecht überbordend. Besonders die Dämonen-Designs sind grotesk und faszinierend zugleich.

Der Kampf um Menschlichkeit im Angesicht des Grauens

Was Edenwood von vielen anderen Fantasy-Horror-Comics abhebt, ist sein Fokus auf das Menschliche. Trotz der Monster, der Magie und der multidimensionalen Kriegsführung geht es im Kern immer wieder um Rion und seine inneren Konflikte: Was macht einen Menschen aus? Wo hört Heldentum auf und wo beginnt Wahnsinn? Die Tiefe mancher Szenen überrascht und bleibt hängen.

Die Nebenfiguren, keine Statisten

Auch das Ensemble rund um Rion überzeugt. Von kampferprobten Hexen über gebrochene Krieger bis hin zu zwielichtigen Verbündeten: Die Figuren wirken nicht nur wie Beiwerk, sondern bringen ihre eigenen Geschichten mit. Besonders gelungen ist das Zusammenspiel der Dämonenkiller, das nicht nur Action, sondern auch Konflikt und Dynamik in die Gruppe bringt. Insgesamt fand ich die Figuren wirklich gut gewählt hier und auch die Schicksale der Freunde die Rion wiedersieht sind gut umgesetzt. Das Ende bringt noch mal ein etwas anderes Licht auf das ganze Geschehen und ich bin gespannt wie’s insgesamt weitergeht. 

Der Soundtrack im Kopf, Rhythmus und Erzähltempo

Erzähltechnisch weiß Edenwood zu packen. Das Tempo ist hoch, ohne hektisch zu sein, die Dialoge sind pointiert, die Action wohldosiert. Besonders auffällig ist der fast filmische Rhythmus: Szenen bauen sich auf wie in einem Blockbuster, inklusive Cliffhanger, Zeitlupenmomenten und dramatischen Enthüllungen. Man hat beim Lesen das Gefühl, ständig von einem unsichtbaren Soundtrack begleitet zu werden episch, düster, treibend.

Nicht ohne Ecken und Kanten

Natürlich ist auch Edenwood nicht perfekt. Manche Figuren hätten etwas mehr Entwicklung vertragen, manche Erklärungen zu den Gesetzen dieser Welt bleiben vage. Gerade für jene, die eher strukturierte Fantasy bevorzugen, könnten sich von der schieren Masse an Ideen etwas überfordert fühlen. Doch das sind eher Kratzer im Lack eines ansonsten sehr stabilen Fahrzeugs.

Edenwood, ein Höllenritt, der hängen bleibt

Edenwood ist nicht einfach nur ein weiterer Fantasy-Comic. Es ist ein Spagat zwischen Genreund künstlerischem Wahnsinn. Tony S. Daniel schafft es, eine Welt zu entwerfen, die trotz aller Übernatürlichkeit eine emotionale Wahrheit transportiert. Rions Reise ist nicht nur ein Kampf gegen Dämonen, sie ist ein Abstieg in die Tiefen der eigenen Seele. Die Panels sind mehr als schmückendes Beiwerk sie tragen die Handlung, intensivieren die Atmosphäre und machen Edenwood zu einem sehenswerten Werk. Der Stil ist vielschichtig, aber nie überladen. Ja, Edenwood ist wild, manchmal etwas zu überambitioniert und nicht immer leicht zu greifen. Aber genau das macht seinen Reiz aus. Es ist ein Werk, das Ecken und Kanten hat, das diskutiert werden will und man will auch mehr erfahren. Wer bereit ist, sich auf ein düsteres Abenteuer einzulassen, das mehr fragt, als es beantwortet, und das mehr zeigt, als es erklärt, wird mit Edenwood eine intensive Lektüre erleben. Ein Comic wie ein Riss im Universum – gefährlich, faszinierend und voller Möglichkeiten. Edenwood ist kein Ort, den man einfach besucht. Es ist ein Ort, der einen verändert.

Vielen Dank an Cross Cult für Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert