Who Saw the Peacock Dance in the Jungle? 3
Die Ermittlungen um Haruo Yamashitas Tod nehmen Fahrt auf. Komugi gerät ins Zweifeln, als neue Hinweise auftauchen – und ein Geständnis wirft ein dunkles Licht auf ihre Rolle im Fall.
Zwischen Wahrheit und Wahnsinn: Der Dschungel wird dichter
Mit dem dritten Band von Who Saw the Peacock Dance in the Jungle? zieht uns Rito Asami noch tiefer in den undurchdringlichen Urwald aus Lügen, Geheimnissen und Abgründen der menschlicher Natur. Da die Reihe mit dem siebten Band abgeschlossen ist, bewegen wir uns mit dem Band auf die Mitte zu und es bleibt spannend. Wer dachte, dass die bisherigen Enthüllungen das Maximum an Spannung geliefert hätten, wird schnell eines Besseren belehrt. Band 3 ist nicht nur ein Puzzle-Stück mehr es ist eine ganze Schublade neuer Puzzleteile, die das Bild zugleich schärfer und verwirrender machen. Man deutet hier bereits einiges an und da hoffe ich auf die nächsten Bände und deren Auflösung.
Komugi am Rande der Paranoia
Im Zentrum steht natürlich wieder Komugi, deren Leben von einem taghellen Albtraum kaum noch zu unterscheiden ist. Während sich die Ermittlungen im Fall des toten Ex-Polizisten Haruo Yamashita zuspitzen, wächst in ihr das Misstrauen gegenüber praktisch jedem Menschen in ihrem Umfeld, denn ist sie am Ende nun die Tochter oder ist sie jemandes anderes Tochter. Asami gelingt es, Komugis inneren Konflikt greifbar zu machen: Ihre Unsicherheit, ihre Angst sie kochen unter der Oberfläche und drohen jederzeit .
Alte Wunden, neue Verdächtige
Ein neuer Verdächtiger gerät ins Visier der Polizei und damit auch in das Blickfeld von uns. Doch wie schon in den ersten beiden Bänden spielt Asami ein raffiniertes Spiel mit Andeutungen und falschen Fährten. Man glaubt, kurz vor der Auflösung zu stehen, nur um dann festzustellen, dass man geradewegs in eine weitere Sackgasse gelaufen ist. Und genau das macht diesen Band so verdammt fesselnd: Nichts ist sicher, niemand ist rein.
Die Tonbandaufnahme, die alles verändert
Besonders hervorzuheben ist der Moment, in dem Komugis Anwalt eine brisante Tonaufnahme erhält, die hier noch erweitert wird. Der Inhalt: Ein Geständnis, das nicht nur schockiert, sondern die komplette Perspektive auf die bisherigen Ereignisse verschiebt. Es ist ein Paradebeispiel für Asamis Talent, Spannungsbögen nicht nur zu halten, sondern im richtigen Moment einen Schub zu verpassen, der die Seiten wie von selbst umblättern lässt.
Schatten der Vergangenheit: Die Familie Hayashikawa
Die Verbindung zum grausamen Mord an der sechsköpfigen Familie Hayashikawa wird in diesem Band deutlich intensiviert. Der Mordfall, der bisher eher als düstere Hintergrundgeschichte fungierte, rückt plötzlich in den Vordergrund und wird mit Komugis Leben auf spannende Weise verknüpft. Die Frage, welche Rolle Komugi wirklich in diesem Netz aus Gewalt und Schuld spielt, wird dringlicher und zugleich immer schwerer zu beantworten.
Atmosphäre wie aus einem Fiebertraum
Was diesen Band besonders auszeichnet, ist seine dichte, beinahe klaustrophobische Atmosphäre. Asamis Zeichnungen sind erneut auf höchstem Niveau: düster, detailliert, emotional aufgeladen. Besonders die Panels, in denen Komugi allein gezeigt wird – in Zimmern, auf regennassen Straßen, in Erinnerungsschüben wirken gut gemacht.
Wenn der Dschungel sich schließt…
Band 3 ist ohne Zweifel ein weiteres starkes Kapitel, dass Lust auf mehr macht. Rito Asami versteht es gut, Spannung zu erzeugen, ohne sich in Effekthascherei zu verlieren. Jeder Cliffhanger sitzt, jede neue Information fühlt sich bedeutsam an und gleichzeitig bleibt alles in einem Zustand verstörender Unsicherheit. Komugi bleibt die emotionale Achse der Geschichte, obwohl sie immer etwas in den Hintergrund rückt und dennoch unverzichtbar. Ihr Konflikt ist greifbar, ihr Misstrauen nachvollziehbar und ich bin gespannt wann und wie sie aufgelöst wird. Trotz (oder gerade wegen) des Geständnisses, das im Laufe des Bandes aufgedeckt wird, bleiben viele Fragen offen. Wer spielt hier welches Spiel? Wer zieht im Hintergrund die Fäden? Und was ist eigentlich mit Komugi selbst? Die Antworten dürften uns wohl erst im nächsten Band erwarten und die Ungeduld darauf könnte kaum größer sein, gerade bei dem Ende. Who Saw the Peacock Dance in the Jungle? bleibt auch im dritten Band ein Thriller mit Tiefgang. Es geht nicht nur um Verbrechen, sondern auch um Schuld, Identität und Vertrauen. Die Geschichte kratzt nicht an der Oberfläche sie bohrt sich tief hinein in das, was Menschen antreibt, zerstört oder zusammenhält. Wer die ersten beiden Bände mochte, wird Band 3 nicht weniger mögen. Und wer bisher gezögert hat, in diese Reihe einzusteigen, sollte spätestens jetzt den Sprung wagen. Der Dschungel ruft und er hat noch lange nicht alles preisgegeben.
Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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