Orks & Goblins 26: Grimoire

Eisenzahns Truppe soll eine Stadt schützen, doch ein Fluch tötet die Orks im Schlaf und zielt auf Feder, Grimoires Freundin, deren dunkle Vergangenheit sie einholt.
Auftrag mit Nebenwirkungen
Wenn ein Kleinkönig aus dem kalten Norden Orks anheuert, um seine Stadt zu schützen, ist das selten ein gutes Omen und genau das bewahrheitet sich auch in Orks & Goblins 26 Grimoire. Die Söldnerkompanie unter der Leitung von Eisenzahn wird für einen scheinbar simplen Job angeheuert. Doch wie so oft in dieser ruppigen Fantasy-Welt entgleitet der Auftrag bald ins Blutvergießen. Denn alsbald, beginnt das große Sterben nachts, im Schlaf, einer nach dem anderen. Was ist da faul? Die Antwort ist düsterer als gedacht.
Grimoire, kein typischer Held
Im Zentrum der Geschichte steht diesmal der Ork Grimoire, der anders als seine grobschlächtigen Kollegen nicht nur mit dem Schwert denkt. Mit seinem kantigen Humor, seiner Loyalität und seinem misstrauischen Blick auf die Geschehnisse bringt er Schwung in die düstere Geschichte. Besonders spannend wird es durch seine Verbindung zu Feder, die zweite Haupzmannin der Truppe. Als klar wird, dass sie das eigentliche Ziel finsterer Mächte ist, wird Grimoire vom Söldner zum Beschützer und gerät in einen Konflikt, der weit über das einfache Kämpfen oder Sterben hinausgeht. Was mir an ihm besonders gut gefallen hat, war die klare Einstellung, dass man nicht überleben unbedingt muss um am Ende zu siegen.
Feder, Herz der Geschichte
Feder ist eine Figur mit Tiefgang. Ihre Vergangenheit, die wie ein Schatten über der Gegenwart liegt, spielt eine entscheidende Rolle in der Handlung. Einst in einen magischen Pakt verwickelt, holt sie nun die Konsequenz ihrer Taten ein. Der Fluch, der die Kompanie heimsucht, ist nicht nur Teil eines Racheplans, sondern auch ein Spiegelbild ihrer Schuld. Ihre Beziehung zu Grimoire gibt der Geschichte emotionale Tiefe, ohne je ins Kitschige zu kippen.
Wenn die Nacht zum Feind wird
Einer der stärksten Aspekte des Bandes ist die Spannung, die durch das nächtliche Sterben erzeugt wird. Die Atmosphäre ist dicht, der Schrecken schleicht sich langsam, fast klaustrophobisch an. Jede Nacht könnte die letzte sein, das Misstrauen unter den Söldnern wächst, die Paranoia macht sich breit. Wer ist der Nächste? Wer steckt hinter dem Grauen? Der Band spielt nicht nur mit dem Setting, in die Hände der Thematik, sondern schafft es auch mit den Konflikten innerhalb der Gruppe von Orks abzuliefern, denn der Khan der Truppe ist ebenfalls schon etwas in die Jahre gekommen.
Magie mit Nachgeschmack
Die Magie in Grimoire ist keine nette Zauberei mit Glitzerstaub, sondern eine dunkle, gefährliche Kraft, die ihren Preis fordert. Der Magier, der hinter dem Fluch steckt, ist kein klassischer Oberschurke mit Monologzwang, sondern ein bedrohlicher Schatten aus der Vergangenheit, der mit Feder noch eine Rechnung offen hat. Die Darstellung der Magie als zerstörerisch und seelenverzehrend verleiht dem Band eine zusätzliche Schwere, die hervorragend zum Grundton der Reihe passt: Hier wird nicht geheilt, hier wird verflucht und einen Kniff mit der Nacht und der Magie gibt es noch. Was ich besonders toll fand war, dass man auf den Band verweist in dem Feder bereits vorkam.
Brutalität trifft Stil
Natürlich kommt auch die Action nicht zu kurz. Die Kämpfe sind brutal, schnell und dreckig. Man hört beim Lesen förmlich das Knacken der Knochen und das Klirren der Klingen. Aber: Es wird nie Selbstzweck. Die Gewalt dient der Geschichte, sie ist Ausdruck von Verzweiflung, Hass und der Entschlossenheit der Figuren. Besonders hervorzuheben ist das großartige Artwork von Stéphane Créty, der sowohl die Kampfszenen als auch die ruhigen Momente sehr stark einfängt. Die Farbgebung ist düster, fast bleiern, passend zur Geschichte.
Ein Band, der hängen bleibt
Grimoire funktioniert sowohl als abgeschlossener Band als auch als weiterer Baustein in der immer dichter werdenden Welt von Orks & Goblins. Der Band bleibt auch nach dem Lesen im Kopf, nicht nur wegen der düsteren Wendungen, sondern auch wegen seiner Figuren, die einem näher gehen, als man es von grunzenden Grünhäuten vielleicht erwarten würde. Die Mischung aus Horror, Magie und Tragödie macht diesen 26. Band zu einem weiteren starken Kapitel der Reihe.
Zeichnerisch ein Genuss
Noch ein Wort zur Optik: Crétys Zeichnungen sind durchweg stark. Er versteht es, sowohl das rohe Ork-Design als auch die menschlichen Figuren glaubhaft darzustellen. Besonders auffällig ist sein Gespür für Mimik gerade bei Grimoire und Feder sagt ein Blick oft mehr als drei Sätze. Auch die Stadt, in der sich alles abspielt, wirkt wie ein eigener Charakter: düster, kalt, abweisend. Ein starker visueller Rahmen für eine intensive Geschichte.
Ein finsterer, kluger und überraschend emotionaler Band
Grimoire ist ein Paradebeispiel für das, was Orks & Goblins ausmacht und vielleicht sogar mehr. Hier wird nicht nur draufgehauen, hier wird erzählt. Und zwar mit Tiefe, Stimmung und einem tollen Gespür für Timing. Die emotionale Verbindung zwischen den beiden Figuren ist glaubhaft, tragisch und wichtig für die Geschichte. Grimoire ist kein typischer Held, aber einer, dem man gerne durch Schnee, Blut und Wahnsinn folgt. Feder wiederum trägt eine Schwere mit sich, die die Handlung auf ein gutes Level hebt.
Das Spiel mit den dunklen Kräften bleibt durchweg spannend. Man hat nie das Gefühl, dass die Bedrohung künstlich aufgeblasen ist, sie ist real, greifbar und grausam. Die Story nimmt sich Zeit, ohne zu langweilen, und endet in einem bitteren, aber stimmigen Finale. Man muss selbst nicht immer überleben um zu gewinnen.
Was diesen Band besonders auszeichnet, ist, dass passt zusammenpasst die Zeichnungen, die Farben, die Dialoge, das Pacing. Es ist eine düstere, brutale, aber auch nachdenkliche Geschichte, die zeigt, dass selbst Orks mehr sein können als nur Muskelberge mit Axt. Orks & Goblins 26: Grimoire ist einer der stärkeren Beiträge der Reihe. Wer Fantasy mag, die rau, emotional und kompromisslos ist, sollte hier unbedingt zugreifen, klare Empfehlung für den Band und die Reihe.
Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Neueste Kommentare