Kriege und Drachen 3 Der Kongamato 

Angola, 1975: Die 13-jährige Anica wird von Soldaten entführt, um in einem fremden Krieg zu kämpfen. Trotz des Grauens hält sie an der Hoffnung fest, dass der sagenhafte Kongamato, von dem ihr Großvater erzählte, ihr beistehen wird.

Ein Krieg, ein Mädchen und ein Mythos

Mit Kriege und Drachen 3 Der Kongamato taucht man tief in eine Welt ein, in der Realität und Legende aufeinandertreffen. Der Comic entführt uns nach Angola im Jahr 1975 ein Schauplatz, der auf den ersten Blick ungewöhnlich für eine Fantasy-Geschichte wirkt, aber genau das macht den Reiz dieser Reihe aus. Hier trifft historische Brutalität auf uralte Magie, und mittendrin steht ein Mädchen, das zu jung ist, um Soldatin zu sein, und doch eine Rolle spielt, die größer ist, als sie selbst ahnt.

Ein düsteres Kapitel der Geschichte

Die Geschichte beginnt ohne Umwege: Anica, gerade einmal 13 Jahre alt, wird von Soldaten entführt und in einen Bürgerkrieg gestoßen, den sie weder versteht noch gewählt hat. Schon hier wird klar, dass Der Kongamato kein leichter Lesestoff ist. Der Band zeigt schonungslos, was Krieg mit Menschen und besonders mit Kindern – macht. Gleichzeitig schafft er es, diese Härte mit Momenten der Hoffnung zu durchbrechen, die durch Anicas Erinnerungen an die Geschichten ihres Großvaters genährt werden.

Der Mythos des Kongamato

Der titelgebende Kongamato ist ein faszinierendes Element. In afrikanischen Legenden ein geflügeltes Wesen zwischen Drache und Dämon, wird er hier zur mythischen Verkörperung von Mut, Widerstand und Gerechtigkeit. Autoren Nicolas Jarry und David Courtois weben ihn geschickt in die Handlung ein nicht als simples Fantasy-Gimmick, sondern als Symbol für den Kampf gegen Unterdrückung. Der Moment, in dem Anica schließlich mit dieser uralten Macht konfrontiert wird, ist einer der stärksten des Comics: bildgewaltig, emotional und zutiefst befreiend.

Zeichnungen, die unter die Haut gehen

Paolo Antiga liefert wieder einmal großartige Arbeit. Seine Zeichnungen fangen die beklemmende Stimmung Angolas der 70er Jahre ebenso ein wie die magischen Momente, in denen der Kongamato zum Angriff erwacht. Besonders die Farbgebung beeindruckt: warme, staubige Erdtöne dominieren die Kriegssequenzen, während das Erscheinen des mythischen Wesens in leuchtenden, fast surrealen Farben explodiert. Das visuelle Storytelling ist präzise und intensiv jede Seite wirkt wie ein Gemälde.

Eine Serie mit Konzept und Herz

Die Kriege und Drachen-Reihe hat ein klares Konzept: Historische Kriege werden mit der Macht der Drachen verwoben, wodurch eine Art Alternate History entsteht, die gleichermaßen episch wie tragisch ist. Dieser dritte Band ist dabei vielleicht der bisher emotionalste. Während frühere Teile stärker auf Schlachten und Heldenmythen fokussierten, liegt hier der Schwerpunkt auf Menschlichkeit, Trauma und der Suche nach Identität im Chaos des Krieges.

Erzählerische Balance zwischen Realität und Fantasy

Was Der Kongamato so gelungen macht, ist seine Balance zwischen dokumentarischer Härte und mythologischer Überhöhung. Der Comic verliert nie den Respekt vor dem realen Leid, das er darstellt. Stattdessen nutzt er die Fantasy-Elemente, um neue Perspektiven zu eröffnen: Drachen als Hoffnung, Legenden als seelische Überlebenshilfe. Dieses Gleichgewicht hebt ihn deutlich von vielen anderen Alternativen Historien Projekten ab, die oft zu sehr in Spektakel oder Pathos abgleiten.

Ein eindringlicher Ton

Textlich bleibt der Band ruhig und bringt alles auf den Punkt . Anicas Gedanken und Erinnerungen tragen die Erzählung, und das sorgt für emotionale Tiefe. Die Dialoge sind sparsam, aber prägnant, und gerade das Schweigen in manchen Panels sagt mehr aus als ganze Seiten Text. Man spürt, dass die Autoren ihre Figuren ernst nehmen niemand wird romantisiert, niemand verteufelt. Alles bleibt in Grautönen – menschlich, verletzlich, glaubwürdig.

Eine außergewöhnliche Mischung aus Schmerz und Hoffnung

Kriege und Drachen 3 Der Kongamato ist kein einfacher Comic, aber ein wichtiger. Er fordert uns heraus, sich mit einem Stück Geschichte auseinanderzusetzen, das in der westlichen Popkultur kaum beleuchtet wird, und verbindet es zugleich mit einer bildgewaltigen Fantasy-Erzählung.

Was bleibt, ist ein Gefühl von Respekt gegenüber der Stärke des Mädchens Anica, gegenüber den Mythen Afrikas und gegenüber der Kraft von Geschichten, die uns Hoffnung geben, selbst im Angesicht der Dunkelheit. Der Comic erinnert daran, dass Fantasy nicht nur Eskapismus sein muss, sondern auch ein Werkzeug, um das Unaussprechliche begreifbar zu machen. Der Kongamato steht hier nicht nur für Magie, sondern für Widerstand, Erinnerung und die unzerstörbare menschliche Seele.

Visuell und erzählerisch überzeugt der Band auf ganzer Linie er ist düster, eindringlich, und doch wunderschön in seiner Symbolik. Wer Geschichten mag, die zwischen Mythos und Realität wandeln, wird hier fündig

Kurz gesagt: Der Kongamato ist der bisher stärkste Teil der Reihe ein poetisches, wuchtiges Werk über Krieg, Verlust und Hoffnung. Ein Comic, den ich definitiv empfehlen kann. 

Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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