Die neuen Abenteuer von Bruce J. Hawker. Band 1

Bruce J. Hawker führt erneut die Lark, doch Gerüchte über einen Fluch machen die Runde. Als ein seit 500 Jahren verschwundener Orden auftaucht, wächst der Zweifel: Steuert der Teufel das Schiff?
Ein Seemann kehrt zurück, mit Kurs auf das Unheimliche
Bruce J. Hawker ist zurück, und wie! Schon auf den ersten Seiten von Band 1 wird klar: Diese neue Reihe ist keine einfache Fortsetzung, sondern eine stimmige Fortsetzung des klassischen Seefahrer-Stoffs. Hawker, einst ein typischer Held mit klarem Kompass, wirkt nun dunkler, getriebener, fast schon besessen.
Zwischen Pulverdampf und düsteren Omen
Schon früh brodelt es unter Deck: Die Mannschaft tuschelt von einem Fluch, der auf Schiff oder Captain lasten soll. Ist es Aberglaube, oder steckt mehr dahinter? Christophe Bec lässt diese Frage genüsslich lange unbeantwortet. Stattdessen zieht er eine Atmosphäre auf, die sich wie dichter Nebel um uns legt voller Andeutungen, düsterer Vorzeichen und unausgesprochener Furcht.
Wenn Geschichte zur Legende wird
Das Auftauchen eines uralten Ordens, der angeblich seit 500 Jahren verschollen ist, gibt der Geschichte eine packende Wendung. Plötzlich wird aus einem klassischen Abenteuercomic ein mystisch aufgeladener Thriller mit historischen Anklängen. Die Grenze zwischen Realität und Legende verschwimmt, und auch der Leser beginnt zu zweifeln: Wer oder was zieht hier wirklich die Fäden?
Ein Kapitän wie ein Sturm
Bruce J. Hawker selbst bleibt dabei eine ambivalente Figur. Ein Anführer mit Rückgrat, ja aber auch einer, der gefährlich nah am Wahnsinn zu schrammen scheint. Seine Kompromisslosigkeit, seine Härte, sein unerschütterlicher Glaube an seine Mission, all das macht ihn faszinierend und zugleich beängstigend. Dass die Crew ihm trotzdem folgt, spricht für seine charismatische Präsenz, aber auch für ihre Angst.
Ein Augenschmaus mit Tiefgang
Was diesen Band aber wirklich zu etwas Besonderem macht, ist Carlos Puertas Zeichnung. Jede Seite ist ein Kunstwerk für sich naturalistisch, detailliert, fast schon fotorealistisch. Die Farben sind satt, die Schatten dramatisch, das Lichtspiel meisterhaft. Vor allem das Spiel mit Perspektive und Tiefe lässt die Lark fast schon lebendig wirken. Man meint, das Knarren der Planken zu hören und das Salz des Meeres zu riechen.
Erzählerisch dichter als der Morgennebel
Christophe Bec hat ein gutes Gespür für Timing. Er lässt die Handlung nicht überhastet von einem Höhepunkt zum nächsten hetzen, sondern nimmt sich Zeit für Atmosphäre, für Blicke, für kleine Gesten. Gerade das macht diesen Band so fesselnd: Es ist die Spannung zwischen den Zeilen, die das Kopfkino zum Laufen bringt.
Ein Comic für erwachsene Abenteurer
Die neuen Abenteuer von Bruce J. Hawker ist kein Comic für nebenbei. Wer nur schnelle Action sucht, wird vielleicht nicht voll auf seine Kosten kommen. Aber wer sich auf die Geschichte einlässt mit all ihren dunklen Untertönen und ihrer dichten Atmosphäre bekommt ein Werk, das lange nachhallt. Die Themen sind tiefgründig: Schuld, Führung, Wahnsinn, Loyalität.
Mehr als nur ein Seefahrtsabenteuer
Was auf den ersten Blick wie ein klassischer Marine-Comic wirkt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als psychologisch aufgeladene Odyssee. Die Kombination aus historischem Setting, Mystery-Elementen und einer fast schon literarischen Erzählweise macht diesen Auftaktband zu einem echten Juwel im Comicregal.
Ein stürmischer Auftakt mit Tiefgang
Die neuen Abenteuer von Bruce J. Hawker. Band 1 ist ein guter Start, der den Geist der ursprünglichen Serie bewahrt und gleichzeitig neue, spannende Wege einschlägt. Christophe Bec verleiht dem Stoff eine düstere, fast schon existenzialistische Note, während Carlos Puerta jeden Panel mit Leben füllt. Selten hat ein Comic das Seefahrer-Genre so atmosphärisch dicht und bildgewaltig umgesetzt. Man spürt, dass hier nicht nur eine Geschichte erzählt wird, sondern auch ein Mythos weitergesponnen wird. Das Spiel mit Geschichte und Legende, Realität und Wahnsinn funktioniert auf vielen Ebenen und genau das macht diesen Comic so faszinierend. Es ist nicht nur Hawkers Reise, sondern auch die Reise des Lesers in eine Welt, in der nichts sicher scheint. Ein besonderes Lob verdient die visuelle Gestaltung: Die Qualität der Zeichnungen hebt den Comic weit über das Mittelmaß hinaus. Jede Seite ist ein Statement, jedes Bild trägt zur Erzählung bei. Der Realismus wirkt nie steril, sondern verleiht der Geschichte genau das Gewicht, das sie verdient. Wer Comics als ernstzunehmende Kunstform begreift, sollte hier unbedingt zugreifen. Die neuen Abenteuer von Bruce J. Hawker liefert nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch ein visuelles Gesamtkunstwerk.
Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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