Die 5 Reiche 13 Am Leben bleiben 

Hauptmann Drun führt seine Soldaten aus sechs Bären, einem Hund und einem Wolf. Während König Rinzem ins Feld zieht, übernehmen seine Kinder Genkin und Harin die Regentschaft in Arnor, ohne zu ahnen, welche Gefahr ihnen droht. Der dritte Zyklus von Die 5 Reiche verlegt die Handlung nach den nordisch geprägten Ländern der Bären.

Ein frostiger Einstieg in ein gefährliches Reich

Mit dem 13. Band Am Leben bleiben der Serie Die 5 Reiche setzen Lewelyn die komplexe Tier-Fantasy im Stil von Game of Thrones eindrucksvoll fort. Diesmal geht’s tief in den eisigen Norden ins Reich Arnor, das von den imposanten Bären regiert wird. Doch statt gemütlichem Winterschlaf erwartet uns eine politische Intrige, die selbst für diese kriegserprobte Welt neue Tiefen erreicht. Gerade auf den dritten Zyklus bin ich sehr gespannt, denn hier gehen wir etwas in die Wikinger Richtung. Da bin ich insgesamt gespannt wie’s noch weitergeht und hier legt man aber zugleich schon einen spannenden Grundstein. 

Ehre, Pflicht und ein Hauch Verzweiflung

Im Mittelpunkt steht Hauptmann Drun, ein disziplinierter, kampferprobter Bär, der gemeinsam mit seiner Eliteeinheit aus sechs weiteren Bären, einem Hund und einem Wolf die Befehle des Königs ausführt. Die Dynamik in dieser Truppe ist so spannend wie vielschichtig besonders weil jedes Mitglied seine eigene Agenda zu haben scheint. Während die Armee in die Fremde zieht, bleiben Genkin und Harin, die königlichen Geschwister, in Arnor zurück und geraten dabei ins Zentrum eines bedrohlichen Komplotts.

Familiendrama hinter Eispalastmauern

Der Band entfaltet sich vor einer Kulisse aus frostiger Machtpolitik, in der Loyalität ein flüchtiges Gut ist. Genkin, der junge Thronfolger, wirkt zunächst überfordert, entwickelt aber nach und nach eine faszinierende Mischung aus Pflichtgefühl und taktischer Cleverness. Harin, seine Schwester, ist der heimliche Star dieses Bandes klug, mutig, und mit einer ganz eigenen Vorstellung davon, wie man am Hofe überlebt. Die Geschwisterbeziehung bildet einen emotionalen Kern, der der Geschichte zusätzlich Tiefe verleiht.

Intrigen, wohin das Auge reicht

Was diesen Band besonders stark macht, ist das ausgeklügelte Netz an Intrigen, das sich schleichend, aber unaufhaltsam zuzieht. Die politische Spannung ist jederzeit greifbar, und obwohl die Handlung stellenweise fast ruhig wirkt, liegt ständig ein unterschwelliger Druck in der Luft man spürt: Es wird etwas passieren. Und es passiert viel. Ohne zu viel zu verraten: Es gibt Verrat, Hinterhalte und Entscheidungen, die das Machtgefüge der 5 Reiche nachhaltig erschüttern könnten, beziehungsweise auch werden. 

Zeichnungen mit nordischer Seele

Jérôme Lereculey beweist erneut, warum diese Serie nicht nur inhaltlich, sondern auch visuell zu den besten im Fantasy-Comic-Genre gehört. Die Bärenreiche wirken majestätisch und rau, die verschneiten Landschaften sind voller Atmosphäre, und jede Figur ist mit einer bemerkenswerten Mimik und Körpersprache ausgestattet. Man spürt das Gewicht ihrer Rüstungen, die Kälte ihrer Umgebung, denn der Winter kommt und manchmal auch die Schwere ihrer Entscheidungen.

Mehr als nur Fabeltiere

Die Stärke der Serie und besonders dieses Bandes liegt in ihrer Fähigkeit, anthropomorphe Tiere so menschlich darzustellen, dass man völlig vergisst, dass es sich hier eigentlich um Bären, Hunde und Wölfe handelt. Es geht um Macht, Vertrauen, Verrat, Loyalität universelle Themen, die hier in einer neuen, kreativen Form erzählt werden. Und das auf einem erzählerischen Niveau, das sich nicht hinter epischen Fantasy-Vorbildern wie Der Herr der Ringe oder eben Lied von Eis und Feuer verstecken muss.

Der dritte Zyklus nimmt Fahrt auf

Mit Band 13 ist der dritte Zyklus der Serie endgültig im vollen Gange nach den Raubkatzen von Angleon und den Affen des fernöstlich inspirierten Reichs, fühlt sich Arnor düsterer, kälter und kompromissloser an. Das ist nicht nur ein optischer Wechsel, sondern auch ein thematischer. Hier herrschen andere Spielregeln und man merkt, dass die Erzählung mit jeder neuen Region neue Nuancen gewinnt. Dieser Reichtum an Vielfalt ist einer der Gründe, warum Die 5 Reiche sich von anderen Fantasy-Reihen deutlich abhebt.

Spannung mit Langzeitwirkung

Obwohl der Band einige Fragen aufwirft, die (noch) nicht beantwortet werden, erzeugt genau das die Sogwirkung, die gute Serien ausmacht. Man will wissen, wie sich die Lage in Arnor zuspitzt, was mit den Geschwistern passiert, und wie sich die politischen Risse in der Welt weiter vertiefen. Die Mischung aus persönlichem Drama und großem geopolitischem Spiel funktioniert hier fast mühelos.

Eine majestätische Fortsetzung im frostigen Bärenland

Die 5 Reiche 13 Am Leben bleibenist ein atmosphärisch dichter, erzählerisch konstruierter und visuell ansprechender  Band, der einmal mehr zeigt, wie vielseitig und erwachsen Tier-Fantasy sein kann. Die Geschichte ist spannend, düster, emotional und an den richtigen Stellen brutal. Wer bisher an der Serie drangeblieben ist, wird mit einem weiteren Höhepunkt belohnt, den es wird bärig. Besonders die Darstellung des Bärenreichs Arnor hinterlässt Eindruck. Hier wird nicht romantisiert, sondern konsequent gezeigt, wie kalt und tödlich Machtkämpfe in einer Welt funktionieren, in der Zähne und Krallen zwar aus Fell ragen die Entscheidungen dahinter aber knallharte Kalkulationen sind, gerade am Ende wird es eine spannende Entwicklung geben. Auch zeichnerisch bleibt die Serie auf höchstem Niveau. Lereculey schafft es, das nordische Setting nicht nur optisch, sondern emotional spürbar zu machen ein echter Kraftakt, der auch im 13. Band nicht an Wirkung verliert. Dazu kommt die fein austarierte Balance zwischen epischer Breite und persönlicher Nähe. Es sind nicht nur die großen Kriege, sondern die kleinen, stillen Momente – zwischen Geschwistern, zwischen Kameraden, zwischen Verrätern und Vertrauenden –, die diesen Band auszeichnen. Wer die Serie liebt, wird diesen Band verschlingen. Wer neu einsteigen will, sollte sich die ersten Zyklen gönnen – denn Die 5 Reiche ist kein Schnellimbiss, sondern ein opulentes Festmahl. 

Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert