Blood Hunt Sonderband Dracula
Blade hat die Welt mit seinen Vampir-Horden ins Dunkel gestürzt. Dracula will Blades Tochter Brielle als Verbündete gewinnen doch zuerst muss er an Daredevil vorbei. Währenddessen versuchen die Schüler der Strange Academy, die Invasion mit einem Zauber aus dem Darkhold zu stoppen, und treffen dabei auf Agatha Harkness und Dr. Doom.
Ein düsteres Marvel-Event mit Biss
Das Marvel-Universum wird mal wieder ordentlich durchgeschüttelt und diesmal liegt es wortwörtlich an einer blutigen Invasion der Vampire. Blood Hunt Sonderband Dracula ist Teil eines großangelegten Crossovers, in dem Blade, nun Anführer einer vampirischen Schreckensherrschaft, die Welt in Dunkelheit hüllt. Der Sonderband präsentiert zwei miteinander verwobene Miniserien, die sowohl Action als auch okkulten Horror versprechen. Und mittendrin Dracula, der überraschend zum (Anti-)Helden avanciert, sowie die junge Generation der Strange Academy.
Dracula, der pragmatische Blutsauger
Im Zentrum der ersten Geschichte steht niemand Geringeres als der Fürst der Finsternis selbst: Dracula. Doch anstatt als reiner Antagonist aufzutreten, muss er in dieser düsteren Lage notgedrungen Allianzen schmieden. Besonders knifflig wird’s, als er Blades Tochter Brielle von einer Zusammenarbeit überzeugen will und sich dafür mit niemand Geringerem als Daredevil anlegt. Die Dynamik zwischen Dracula und Brielle ist spannend und hat Tiefe, denn hier treffen alte Welt und neue Generation aufeinander, mit viel Konfliktpotenzial.
Daredevil als moralisches Bollwerk
Ein echter Höhepunkt ist das Aufeinandertreffen von Dracula und Daredevil. Letzterer fungiert hier fast schon als moralisches Gewissen inmitten der Finsternis. Seine Rolle wirkt nicht bloß wie ein Gastauftritt, er ist tatsächlich ein Hindernis mit Gewicht, das Dracula nicht einfach mit einem Knurren beiseiteschieben kann. Diese Konfrontation ist nicht nur körperlich intensiv, sondern auch ideologisch aufgeladen.
Junge Magier im Kampf gegen das Dunkel
Die zweite Miniserie verlagert den Fokus auf die Schüler der Strange Academy, die mit einem völlig anderen Ansatz gegen die Vampir-Plage kämpfen: Magie. Genauer gesagt ein uralter Spruch aus dem Darkhold. Die Schüler rund um Doyle bringen eine frische Energie in das düstere Setting, inklusive der typischen Mischung aus Übermut, Unbedachtheit und echtem Mut. Gerade das macht sie so sympathisch.
Agatha Harkness & Dr. Doom: Was für ein Team!
Dass die Kids dabei nicht auf sich allein gestellt sind, ist beruhigend, allerdings ist Hilfe von Agatha Harkness und Dr. Doom bekanntlich ein zweischneidiges Schwert. Beide sind nicht gerade als altruistische Helferlein bekannt, und ihr Eingreifen wirft genauso viele Fragen auf, wie es Lösungen bietet. Besonders Doom glänzt mit seiner gewohnt arroganten Präsenz, die man einfach lieben muss. Agatha bringt hingegen mysteriöse Coolness mit.
Visuelle Wucht: Dunkel, stylisch, atmosphärisch
Optisch ist der Band ein echtes Fest für Fans von düsterem Superhelden-Horror. Vincenzo Carratù und Luigi Zagaria liefern Panels, die sowohl die Action als auch die okkulten Elemente gekonnt einfangen. Besonders beeindruckend sind die Kontraste, das Spiel mit Licht und Schatten sorgt für eine konstant bedrohliche Atmosphäre, ohne dabei in Klischees abzudriften. Es wirkt stylisch, nicht überladen.
Dialoge mit Biss, im doppelten Sinne
Danny Lore und Daniel José Older liefern Dialoge, die sowohl die Ernsthaftigkeit der Lage als auch die Persönlichkeit der Figuren gut transportieren. Vor allem Dracula bekommt einige sehr coole Zeilen spendiert, irgendwo zwischen aristokratischer Würde und brutaler Effizienz. Auch die Jugendlichen der Strange Academy klingen glaubwürdig und verlieren nie ihren Charme, selbst wenn’s ernst wird.
Zwei Stories, ein Ton
Obwohl die beiden Miniserien auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind, die eine urban-düster mit Street-Level-Helden, die andere mystisch-übernatürlich mit Teen-Zauberern, schaffen sie es, tonal gut zusammenzupassen. Das liegt vor allem an der gemeinsamen Bedrohung: Blade und seine Vampirhorden. Die Geschichten ergänzen sich, statt sich gegenseitig zu überlagern, und geben dem Event eine schöne thematische Bandbreite.
Zwischen Finsternis und Hoffnung, ein gelungener Mix
Blood Hunt Sonderband Dracula überrascht auf mehreren Ebenen. Was wie eine klassische Vampir-Schlachtplatte beginnt, entwickelt schnell erzählerischen Tiefgang. Dracula als Figur bekommt viel Raum zur Entfaltung, nicht als bloßer Blutsauger, sondern als Antiheld mit Agenda. Das verleiht der Geschichte Gewicht und macht seine Beziehung zu Brielle umso interessanter. Die Strange Academy wiederum sorgt für das magische Gegengewicht jugendlich, aber nicht naiv. Dr. Doom und Agatha Harkness als Mentoren (oder vielleicht eher als manipulative Strippenzieher) sorgen für eine faszinierende Dynamik. Doom bleibt seiner Art treu, stellt sich aber immerhin der Bedrohung, ohne dabei seine Selbstinszenierung zu vernachlässigen. Agatha agiert gewohnt undurchsichtig, man weiß nie, ob sie hilft oder nur ihr eigenes Spiel spielt. Die künstlerische Umsetzung unterstreicht die düstere Thematik auf gelungene Weise. Es gibt Panels, die man sich am liebsten als Poster an die Wand hängen würde. Kein Panel wirkt fehl am Platz, kein Dialog unnötig. Alles trägt zum Gesamtbild bei einer Welt, die kurz davor ist, im Blut zu versinken, aber doch noch Hoffnung auf Rettung hat. Trotz der Finsternis bleibt die Geschichte zugänglich, unterhaltsam und überraschend emotional. Man fiebert mit, hofft, zweifelt und das macht gute Comics aus.
Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Neueste Kommentare