Batman – Gotham by Gaslight – Das Kryptonische Zeitalter

Gotham, 1893: Die Elite jagt Relikte einer kryptonischen Zivilisation. Auch Catwoman und Talia al Ghul geraten mit Batman in blutige Kämpfe. In der Antarktis warnt Wonder Woman den Forscher Adam Strange vor den Gefahren von Kryptons Erbe.
Willkommen zurück im viktorianischen Gotham
Nach dem bahnbrechenden Gotham by Gaslight, in dem Batman erstmals im 19. Jahrhundert die Straßen unsicher machte, liefert Das Kryptonische Zeitalter eine neue, frische Portion Steampunk-Batman diesmal mit einer gehörigen Prise Science-Fiction. Autor Andy Diggle und Zeichner Leandro Fernández entführen uns ins Jahr 1893, wo nicht nur finstere Gassen, sondern auch kryptonische Geheimnisse warten. Die Grundidee: Krypton ist nicht bloß eine Legende aus den Sternen, sondern eine uralte Zivilisation, deren Relikte plötzlich auf der Erde auftauchen.
Krypton trifft Kupferkessel
Das Setting ist herrlich schräg: Während Gotham Citys Elite von dampfbetriebenen Erfindungen und mechanischen Wundern schwärmt, will sie nun auch noch die Überreste von Krypton für sich beanspruchen. Dass diese Relikte alles andere als harmlos sind, wird schnell klar – nicht nur, weil jede Fraktion ihre eigenen Pläne hat, sondern auch, weil man ahnt: Mit Krypton spielt man nicht.
Eine Stadt voller Spieler
Batman steht diesmal nicht nur einfachen Gaunern gegenüber, sondern einem regelrechten Who’s Who viktorianischer Versionen bekannter Figuren. Lady Selina Kyle, charmant und brandgefährlich, verfolgt ihre ganz eigenen Ziele. Talia al Ghul bringt die Liga der Schatten ins Spiel inklusive blutiger Kämpfe und tödlicher Intrigen. Das sorgt für reichlich Reibung, nicht nur auf den Straßen Gothams.
Expedition ins Eis
Parallel zu Batmans Ermittlungen schickt uns die Geschichte auf eine frostige Nebenmission: Der Forscher Adam Strange macht sich auf in die Antarktis, um mehr über die kryptonischen Überreste zu erfahren. Dort stößt er auf niemand Geringeren als Diana von Themyscira eine kampferprobte Kriegerin, die nicht nur mit Schwert, sondern auch mit Warnungen vor dem drohenden Unheil austeilt.
Stil: Dunkel, dreckig, detailverliebt
Leandro Fernández fängt den viktorianischen Look großartig ein: enge Gassen, Nebelschwaden, dampfende Maschinen – und darüber das bedrohliche Cape des Dunklen Ritters. Die Steampunk-Ästhetik wirkt weder überladen noch kitschig, sondern stimmig und atmosphärisch. Besonders gelungen: die Mischung aus viktorianischem Realismus und kryptonischer Technologie, die sich optisch wie ein Fremdkörper und doch irgendwie passend in die Welt einfügt.
Tempo und Ton
Die Story nimmt sich zu Beginn Zeit, um Figuren und Schauplätze zu etablieren, zieht aber spätestens in der zweiten Hälfte deutlich an. Kämpfe und Enthüllungen wechseln sich ab, und der Ton bleibt durchweg ernst, ohne auf kurze humorvolle Momente zu verzichten meist geliefert von Batmans trockenen Kommentaren.
Mehr als nur Fanservice
Was Das Kryptonische Zeitalter besonders macht, ist die Art, wie es DC-Ikonen in ein völlig anderes historisches Umfeld verpflanzt, ohne dass sie ihre Essenz verlieren. Catwoman bleibt verführerisch und unberechenbar, Diana strahlt Autorität aus, und Batman ist der grüblerische, getriebene Detektiv nur eben mit Taschenuhr und mechanischen Gadgets.
Kleine Schwächen
Manchmal wirkt die Handlung fast schon zu vollgestopft: Viele Figuren, viele Schauplätze, viele Ideen. Das sorgt zwar für epische Breite, lässt aber einzelne Nebenplots etwas zu kurz kommen. Gerade Adam Strange hätte noch mehr Zeit vertragen können, um als Figur zu glänzen.
Für Fans und Neulinge?
Wer Gotham by Gaslight kennt, wird sich sofort heimisch fühlen. Neueinsteiger können auch hier einsteigen, müssen aber damit leben, dass manche Anspielungen und Dynamiken erst mit Vorwissen so richtig zünden, was man hier aber auch klar sagen muss ist, dass man Gotham by Gaslight nicht gelesen haben muss, aber auch nachholen kann.
Eine würdige Fortsetzung im Dampf und Sternenstaub
Das Kryptonische Zeitalter ist ein würdiger Nachfolger von Gotham by Gaslight und gleichzeitig mutig genug, den Steampunk-Batman in eine noch größere, kosmischere Richtung zu treiben. Die Idee, Krypton als antike Zivilisation im viktorianischen Zeitalter zu verankern, klingt auf dem Papier schräg, funktioniert aber erstaunlich gut. Die Story schafft es, Detektivarbeit, politisches Intrigenspiel und pulpige Abenteuermomente unter einen Hut zu bringen. Fernández’ Zeichnungen sind durchweg gut und unterstreichen die Handlung. Die feinen Linien, das Spiel mit Schatten und das atmosphärische Licht lassen Gotham lebendig wirken, aber auch unheimlich und gefährlich. Die kryptonischen Artefakte setzen visuell genau den richtigen Kontrast: glatt, fremdartig, bedrohlich. Was besonders hängen bleibt, ist die Figurenchemie: Batman, Catwoman und Talia liefern sich Schlagabtausche, und Dianas Auftritt bringt einen Hauch mythischer Größe ins Geschehen. Adam Strange dient als Bindeglied zwischen der bodenständigen Detektivgeschichte und dem Science-Fiction-Element. Kleinere Kritikpunkte wie die etwas überladene Handlung fallen im Gesamtpaket kaum ins Gewicht. Wer sich auf die vielen Schauplätze und wechselnden Tonlagen einlässt, bekommt eine dichte, abwechslungsreiche Geschichte geboten. Es ist kein Comic, den man mal eben nebenbei liest aber einer, der in Erinnerung bleibt und der auch noch eine Fortsetzung bekommen wird. Kurz gesagt: Ein atmosphärisches, sehenswertes Abenteuer, das zeigt, wie vielseitig Elseworlds-Geschichten sein können.
Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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