X-Men 1 Auferstanden aus der Asche

Marvels Mutanten starten neu: Unter Cyclops’ Führung gründen X-Men wie Beast, Magneto, Psylocke und Juggernaut in Alaska ein neues Zuhause. Doch eine Alien-Armada bedroht San Francisco Zeit für den nächsten großen Einsatz.

Willkommen zurück, X-Men!

Mit X-Men 1 Auferstanden aus der Asche schlägt Marvel ein brandneues Kapitel für seine ikonischen Mutanten auf und das mit ordentlich Wucht. Nach dem großen Knall rund um die Fallhöhe von Krakoa, führt uns der Neustart direkt in neue Gefilde: Alaska. Die frostige Kulisse steht sinnbildlich für den Neuanfang, in dem alte Helden, ungewohnte Allianzen und frischer Wind aufeinanderprallen. Schon nach den ersten Seiten wird klar: Hier beginnt kein gemächlicher Neuaufbau, sondern ein wilder Ritt. 

Cyclops, der ewige Stratege

Im Zentrum des Geschehens steht einmal mehr Scott Summers aka Cyclops, der sich in der Rolle des Anführers sichtlich wohlfühlt oder besser: wiederfindet. Nach Jahren voller ideologischer Reibungen, Führungskrisen und fragwürdiger Entscheidungen ist es fast erleichternd zu sehen, wie klar und fokussiert er auftritt. Dabei gelingt es Autor Jed MacKay, Cyclops nicht nur als militärischen Kopf, sondern auch als moralischen Kompass der Truppe zu zeichnen, ein Drahtseilakt, den er überraschend feinfühlig balanciert.

Ein ungewöhnliches Team und genau deswegen spannend

Was direkt ins Auge fällt: Die Zusammensetzung des neuen Teams wirkt auf den ersten Blick wie ein gewagtes Experiment. Magneto und Juggernaut unter einem Banner mit Psylocke und Beast? Klingt verrückt, ist es auch ein bisschen. Aber gerade das macht den Reiz aus. Die Chemie ist roh, unausgegoren und voller Reibungspunkte. Statt eines glattgebügelten Superheldenteams bekommen wir eine Gruppe mit Ecken und Kanten, die sich ihre Zusammenarbeit hart erarbeiten muss. Und das ist deutlich spannender als jeder harmonische Schulterschluss. Was mit hier besonders gut gefällt ist, dass so manche Figur hier klar ihre Momente hat und die braucht es hier für nich such. 

Alaskas kühle Härte

Der neue Schauplatz, eine abgelegene Zuflucht im kalten Alaska bietet nicht nur einen atmosphärischen Tapetenwechsel, sondern ist auch ein cleverer erzählerischer Kniff. Er zwingt die X-Men, sich mit der Isolation, der Naturgewalt und ihren eigenen Dämonen auseinanderzusetzen. Gleichzeitig symbolisiert dieser Ort den Bruch mit der Vergangenheit: weg von Utopien wie Krakoa, hin zu einem Neuanfang.

Wenn die Sterne fallen: Die außerirdische Bedrohung

Natürlich bleibt es nicht beim internen Wiederfinden. Kaum haben sich die X-Men halbwegs eingerichtet, nähert sich auch schon eine Bedrohung vom anderen Ende des Universums: Eine außerirdische Armada taucht vor San Francisco auf – und zwingt das Team, nicht nur zusammenzuhalten, sondern direkt wieder Weltretter zu spielen. Der Angriff liefert einige der besten Action-Sequenzen des Bandes und ist grandios inszeniert. Ryan Stegmans Zeichenkunst glänzt hier besonders: energisch und dynamisch.

Optische Wucht trifft erzählerisches Gespür

Generell ist Stegmans Artwork sehenswert. Seine Figuren sind ausdrucksstark, die Panels strotzen vor Energie, und die Seitenkompositionen sind so kraftvoll wie variabel. Besonders in den Schlachtszenen, aber auch in ruhigeren Momenten wie dem Austausch zwischen Cyclops und Magik, spürt man die Sorgfalt in jedem Pinselstrich. MacKays Dialoge tun ihr Übriges: pointiert, aber nie gekünstelt.

Alte Bekannte, neue Rollen

Ein weiteres Highlight ist die Neuinterpretation bekannter Figuren. Beast, der sich nach all seinen fragwürdigen Aktionen endlich wieder etwas fängt, bekommt eine wohltuend selbstkritische Note. Psylocke entwickelt sich zur taktischen Allrounderin mit eigenen Motivationen, während Magneto zwar gereift, aber nicht gezähmt wirkt. Besonders spannend ist jedoch Juggernaut, der in dieser Konstellation fast schon als unerwarteter Ruhepol agiert, so bizarr es klingt.

Tempo, das atmen lässt

Trotz aller Action nimmt sich der Band immer wieder Zeit für stille Töne. Gespräche, Gewissensfragen, Rückblicke – sie wirken nie aufgesetzt, sondern gut verteilt und dramaturgisch durchdacht. MacKay und Stegman haben ein gutes Gespür dafür, wann es knallen darf und wann man innehalten muss. Das sorgt für ein Lesetempo, das sich trotz hohem Spannungsniveau angenehm balanciert anfühlt.

Und die Fans?

Für langjährige Leserinnen und Leser bietet X-Men 1 Auferstanden aus der Asche viele kleine Anspielungen und Belohnungen. Gleichzeitig ist der Band auch erstaunlich einsteigerfreundlich. Wer mit den letzten Jahren nicht warm wurde oder ganz neu reinschnuppern will, findet hier einen zugänglichen, stilvollen Einstiegspunkt, ohne dass Kenner sich unterfordert fühlen.

Ein Neustart mit Rückgrat

X-Men 1 Auferstanden aus der Asche ist kein ängstlicher Soft-Reboot, sondern ein mutiger Schritt nach vorn. Statt sich in Nostalgie zu verlieren, traut sich das Kreativteam, die X-Men neu zu definieren mit anderen Dynamiken, neuen Konflikten und einem frischen Setting. Die Mischung aus vertrauten Figuren und ungewohnten Konstellationen macht dabei einen Großteil des Reizes aus.Der Band balanciert Action, Drama und Charakterentwicklung auf bemerkenswerte Weise. Es knallt, es brodelt, aber es wird auch reflektiert eine spannende Dreifaltigkeit im Superheldengenre. Besonders Cyclops, Magneto und Juggernaut glänzen mit neuen Facetten, die ihre alten Rollen neu beleuchten. Auch visuell überzeugt der Band auf ganzer Linie. Ryan Stegman liefert nicht einfach nur schöne Bilder, sondern echtes Storytelling in Panel-Form. Die Kämpfe sind wuchtig, die Mimik sitzt, die Farben sind ein Fest für die Augen und ein starker Grund, dem Neustart eine Chance zu geben. Was diesen Band besonders macht, ist sein Gefühl für Timing und Tonalität. Er ist düster, aber nicht deprimierend. Hoffnungsfroh, aber nicht naiv. Und in allem spürt man: Hier wird nicht irgendetwas erzählt, sondern mit echter Leidenschaft an einem neuen Kapitel geschrieben. Kurzum: Auferstanden aus der Asche ist ein durchdachter, wuchtiger und emotional überraschender Neuanfang, der Lust auf mehr macht. Die X-Men sind zurück anders, kompromissloser, vielleicht auch ein bisschen verlorener.

Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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