Saga Zwölf

Alana, Hazel und Knappe finden auf dem Zirkusboot kurz Ruhe, doch jeder ist mit eigenen Aufgaben und Sorgen beschäftigt: Alana arbeitet als Security, Hazel pflegt die Kreaturen und gewinnt eine Verbündete, während Knappe im Netzwerk über seine Herkunft grübelt. Der Wille und Gwendolyn versinken im Drogenrausch nach Sophias Tod. Gleichzeitig formt das Roboterkönigreich eine neue Allianz, die alle wieder in Bewegung zwingt.
Rückkehr ins Chaos – aber mit Herz
Mit Saga Zwölf schlagen Brian K. Vaughan und Fiona Staples ein neues Kapitel ihrer monumentalen Space Opera auf. Wer dachte, dass sich die Reihe nach all den Dramen und Verlusten etwas beruhigen würde, wird hier schnell eines Besseren belehrt. Schon die ersten Seiten zeigen: Alana, Hazel und Knappe sind zwar kurzzeitig in Sicherheit, aber Ruhe ist im Saga-Universum immer nur die kurze Atempause vor dem nächsten Sturm und der kommt.
Ein Zirkus als Zuflucht
Das Setting dieses Bandes ist genial gewählt: ein interstellarer Zirkus, der als schwimmende Arche für allerlei Kreaturen und Außenseiter dient. Zwischen blinkenden Lichtern, schrägen Künstlern und gefährlichen Tieren müssen Alana und Hazel ihren Platz finden. Es ist ein Mix aus Magie, Melancholie und purem Chaos – genau das, was man von Saga erwartet.
Alana im Spagat
Alana wächst einmal mehr über sich hinaus. Statt der ewigen Flucht kann sie diesmal zumindest aktiv etwas beitragen, indem sie als Security die Truppe beschützt. Ihr trockener Humor und ihre kompromisslose Härte lassen sie erneut zur tragenden Figur werden. Aber auch die Schattenseiten ihres Lebens als Kämpferin rücken näher: Die Frage, wie viel Freiheit eigentlich noch bleibt, wenn man ständig kämpfen muss, durchzieht ihre Szenen. Was man hier nach wie vor spürt, ist der Verlust von Marco, der nach wie vor über vielen von Alana schwebt. Ich persönlich muss sagen, ich finde es nach wie vor stark, wie man ihr besonderes Band hervorstellt.
Hazel als Herzstück
Hazel ist längst nicht mehr das Baby aus den ersten Bänden sie ist die moralische Mitte dieser chaotischen Welt. Auf dem Zirkusboot übernimmt sie Verantwortung und zeigt, dass Hoffnung und Empathie im Saga-Universum mehr bewirken können als rohe Gewalt. Ihre Begegnung mit einer neuen Freundin bringt frischen Wind und beweist, dass die Reihe immer noch Platz für Überraschungen hat.
Knappe und der digitale Rückzug
Während Hazel und Alana aktiv handeln, zieht sich Knappe ins Offene Netzwerk zurück. Dort kämpft er nicht nur mit seiner royalen Herkunft, sondern auch mit der Frage, ob er jemals frei von seiner Vergangenheit sein kann. Dieser innere Konflikt gibt dem Band eine ruhige, fast schon introspektive Ebene, die gut mit den sonst so lauten Momenten kontrastiert. Hier bahnt sich auch ein Abschied an und der tut mir tatsächlich auch etwas weh, denn Knappe gehört einfach zu seiner Familie.
Abstieg von Der Wille und Gwendolyn
Die parallelen Handlungsstränge um Der Wille und Gwendolyn sind hart zu verdauen. Der Drogensumpf, in den sie durch den Verlust von Sophia abrutschen, ist schonungslos inszeniert. Hier zeigen Vaughan und Staples ihre Fähigkeit, nicht nur fantastische Welten zu bauen, sondern auch die düstere Realität menschlicher Abhängigkeiten in Bilder zu fassen, die weh tun.
Die neue Bedrohung
Natürlich wäre es kein Saga, wenn nicht schon am Horizont der nächste große Konflikt lauern würde. Das Roboterkönigreich tritt erneut ins Rampenlicht, und diesmal scheint es, als würden alte Machtspiele in eine gefährliche neue Allianz münden. Der Cliffhanger ist brutal effektiv und sorgt dafür, dass man den nächsten Band am liebsten sofort verschlingen würde.
Warum Saga Zwölf überzeugt, ein würdiger Fortgang
Saga Zwölf beweist, dass die Serie auch nach all den Jahren nichts von ihrer Kraft verloren hat. Vaughan versteht es meisterhaft, intime Familienszenen mit Weltraumschlachten zu verweben, ohne dass das eine das andere übertönt. Staples’ Zeichnungen sind wie immer ein Ereignis. Die Farben sind lebendig, die Figuren voller Ausdruckskraft, und gerade die Szenen im Zirkus sind ein Feuerwerk an Kreativität. Man merkt, dass sie mit jedem Band noch tiefer in diese Welt eintaucht. Besonders beeindruckend ist, wie ernst die Geschichte schwierige Themen wie Sucht, Trauer und Identität nimmt, ohne jemals in Kitsch oder Belehrung abzudriften. Das macht Saga nicht nur zu einem Fantasy-Comic, sondern zu einem Werk über das Menschsein selbst.
Auch wenn Neueinsteiger einiges verpassen würden, gelingt es Saga Zwölf, einladend zu bleiben. Man findet schnell in die Dynamik der Figuren hinein und spürt sofort, warum diese Reihe so viele Preise abgeräumt hat.
Unterm Strich ist Saga Zwölf ein weiterer Beweis dafür, warum diese Reihe als moderne Klassikerin gilt. Voller Witz, Schmerz, Hoffnung und Absurdität, genau das, was Comics leisten können, wenn Autor und Zeichnerin im perfekten Gleichgewicht arbeiten. Wer einmal anfängt, will nicht mehr aufhören.
Vielen Dank an Cross Cult für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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