Existence 2

Jain Lee, ein Wesen mit den Kräften unzähliger früherer Reinkarnationen, wird als Mensch wiedergeborene und will die Menschen auslöschend. Doch durch die Begegnung mit Leesu erfährt er Menschlichkeit. Als eine Zombie-Seuche durch den gefährlichen Steer ausbricht, steht Jain vor einer Entscheidung: Zerstörung oder Rettung der Menschheit.
Willkommen zurück im Wahnsinn
Wer Existence Band 1 bereits gelesen hat, weiß, dass wir es hier mit keiner gewöhnlichen Fantasy-Geschichte zu tun haben. Die Prämisse ist verrückt – im besten Sinne! Reinkarnation in verschiedenen Lebensformen (von der Ameise bis zum Dino), ein allmächtiger Protagonist, der nun als Mensch wiedergeboren wird, und ein existenzieller innerer Konflikt à la Soll ich die Menschheit retten oder vernichten? das ist die Welt von Jain Lee. Und Band 2? Der legt noch mal ordentlich einen drauf. Gerade der Konflikt zwischen ich vernichte die Menschheit und ich lass sie Leben, fand ich manchmal etwas zu schnell abgehakt.
Jain zwischen Mensch und Monster
In diesem Band nimmt die Entwicklung von Jain deutlich an Tiefe zu. Während er in Band 1 noch fast gottgleich und unnahbar wirkte, wird er nun mit einem zutiefst menschlichen Dilemma konfrontiert. Durch die Begegnung mit Leesu, einer Figur, die Jain den Wert der Menschlichkeit näherbringt, beginnt in ihm ein innerer Wandel. Das sorgt für überraschende emotionale Momente, ohne den actionreichen Grundton zu verlieren. Man spürt förmlich, wie sein innerer Konflikt zwischen Zerstörung und Rettung sich zuspitzt und das macht verdammt viel Spaß.
Wenn Zombies auf Superwesen treffen
Und dann ist da noch Steer, der neue Gegenspieler, der eine Zombie-Seuche entfesselt. Ja, richtig gelesen: Zombies! Was auf den ersten Blick nach einem Genre-Mix klingt, der leicht aus dem Ruder laufen könnte, funktioniert hier erstaunlich gut. Die Bedrohung durch die Übernommenen bringt nicht nur ein neues Spannungslevel mit sich, sondern zwingt Jain zu Entscheidungen, die seine Situation weiter schärfen. Die Kämpfe gegen diese Horden sind gut inszeniert und strotzen nur so vor Energie und Dynamik. Dadurch steht zu jeder Zeit das Leben von Leesu auf der Kippe.
Bildgewalt in Hochform
KimKyungJuns Illustrationen sind erneut ein echtes Highlight. Die Farbgebung ist kräftig, die Panelaufteilung extrem dynamisch, und die Action-Szenen sind so flüssig gezeichnet, dass man sich stellenweise fühlt wie in einem animierten Film. Besonders hervorzuheben ist die visuelle Darstellung von Jains Kräften wenn sich seine tierischen Vergangenheiten in seinen Attacken widerspiegeln, ist das nicht nur ein cleveres Storyelement, sondern auch optisch einfach der Hammer.
Tempo, Tempo, Tempo!
Erzählerisch bleibt Band 2 dem hohen Tempo seines Vorgängers treu, vielleicht sogar ein wenig zutreu. An manchen Stellen hätte man sich gewünscht, dass die Geschichte ein klein wenig Luft holt. Einige emotionale Entwicklungen oder Hintergrundinfos gehen im Schlachtgetümmel fast unter. Dennoch: Wer Action liebt, wird hier durchgehend bedient. Die Story rast voran wie ein entfesselter Zug und man ist gerne Passagier.
Düstere Themen mit Tiefgang
Was Existence auch in Band 2 wieder so besonders macht, ist die gelungene Mischung aus brachialer Action und philosophischem Unterton. Jain ist kein typischer Held, sondern eine ambivalente Figur, deren Entscheidungen Fragen nach Moral, Macht und Identität aufwerfen. Der Webtoon kratzt dabei immer wieder an existenziellen Themen: Was bedeutet es, Mensch zu sein? Was ist unsere Verantwortung? Und: Hat ein übermächtiges Wesen überhaupt das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden, denn da wählt er oftmals für sich das leichte, ja ich vernichte einfach alles.
Ein zweiter Band, der den Weg ebnet
Band 2 fühlt sich insgesamt wie ein Übergangskapitel an, aber im besten Sinne. Die Story entwickelt sich weiter, der Konflikt wird komplexer, und die Figuren bekommen mehr Kontur. Dabei baut die Erzählung ein neues Level an Bedrohung auf und steigert die Spannung für das, was noch kommen mag. Die Weichen sind gestellt, der Showdown kündigt sich an und man kann Band 3 kaum erwarten.
Bonuspunkt: Die Extras
Ein kleines Schmankerl für Sammler: In der ersten Auflage gibt es ein Extra – was genau, verrate ich nicht, aber Fans physischer Ausgaben werden sich freuen. Gerade in einer Zeit, in der Webtoons häufig nur digital konsumiert werden, ist es schön zu sehen, dass der Carlsen Verlag dem Printformat so viel Liebe schenkt.
Existence Band 2, ein wilder, düsterer Ritt mit Substanz
Existence Band 2 macht da weiter, wo der erste Band aufgehört hat, nur noch intensiver und noch emotionaler. Die Mischung aus Action, Tiefe und feiner Charakterentwicklung funktioniert erstaunlich gut. Zwar bleibt die Story manchmal etwas oberflächlich in ihrer Erklärung von Zusammenhängen, aber das wird durch die Atmosphäre und den Drive mehr als wettgemacht. Der Band lebt vor allem von der Faszination rund um Jain dieser Mischung aus Macht und kindlichem Unverständnis für die Welt. Die Konfrontation mit Leesu und dem Zombie-Chaos bringt ihn in eine Grauzone, die mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt und genau das macht Lust auf mehr. Optisch ist das Ganze ein wirklich sehenswerteres Werk, das im Regal richtig was hermacht. Der Zeichenstil ist modern, detailreich und genau auf die Webtoon-Ästhetik zugeschnitten, ohne an Tiefe oder Emotionalität zu verlieren. Die Kämpfe sind intensiv, manchmal brutal, aber nie selbstzweckhaft. Wer Lust auf eine etwas andere Fantasy-Story hat, die nicht nur auf Magie oder Schwertkunst setzt, sondern auf Identität, Reinkarnation und aufkeimende
Gefühle. Kurz gesagt: Band 2 ist keine Verschnaufpause, sondern der Motor, der die Geschichte Richtung Showdown katapultiert. Bis dato kann ich noch nicht absehen, wie die Reihe endet.
Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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