Dune: Haus Corrino 1

Das Haus Corrino herrscht als Dynastie des Padischah-Imperators über das bekannte Universum. Doch die Harkonnen bedrohen das Machtgefüge durch die skrupellose Ausbeutung von Dune. Gleichzeitig verfolgt der Orden der Bene Gesserit einen geheimen Plan, in dem Corrino keine Zukunft hat.

Rückkehr in die Welt von Dune

Mit Dune: Haus Corrino 1 betreten wir erneut die faszinierende und erbarmungslose Welt von Frank Herberts Sci-Fi-Universum diesmal durch die Linse des mächtigsten Adelshauses der bekannten Galaxis. Als offizielles Prequel zur legendären Dune-Saga (und Abschluss der Prequel-Trilogie von Brian Herbert und Kevin J. Anderson) bringt diese Graphic Novel politische Intrigen, Machtspiele und galaktische Spannungen auf ein neues Level und ja: Es wird wieder ordentlich intrigiert, manipuliert und gewürzt im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Bühne, das Imperium bebt

Im Mittelpunkt steht das Haus Corrino Sitz des Padischah-Imperators Shaddam IV. Dieser sitzt zwar auf dem Thron, spürt aber zunehmend, wie die Macht durch seine Finger rinnt. Zwischen den machthungrigen Harkonnen, den ehrgeizigen Bene Gesserit und der wachsenden Bedeutung des Planeten Arrakis gerät das scheinbar unerschütterliche Machtgefüge ins Wanken. Die Graphic Novel zeigt ein Imperium am Abgrund majestätisch und gleichzeitig tragisch, denn Shaddam hat einen Bruder, der ihm gefährlich werden könnte und da muss ich sagen, dass man das Potenzial ein wenig liegen lässt. 

3. Shaddam IV, ein  Kaiser ohne Kontrolle?

Shaddam IV ist eine interessante Hauptfigur: Machtbewusst, aber zunehmend unsicher. Der Graphic Novel gelingt es gut, seinen Konflikt darzustellen zwischen imperialer Arroganz und der Angst, nur noch eine Schachfigur auf dem Brett anderer zu sein, denn gerade wenn wir uns die Thematik mit dem Spice anschauen, dann gibts es hier manche, die da so manches vor ihm verbergen und dass könnte noch teuer werden. Auch sein Berater Fenring, ein Mann mit mehr Geheimnissen als Loyalität, trägt zur Spannung bei und ist eines der faszinierendsten Elemente der Geschichte.

Der Zeichnungsstil, Licht und Schatten

Simone Ragazzonis Stil ist auffällig und ungewöhnlich. Seine Zeichnungen sind expressiv, teilweise fast roh, was hervorragend zur düsteren, politischen Schwere von Dune passt. Die Farbgebung schwankt zwischen satten Wüstentönen und kühlen Paletten in den imperialen Szenen, was Atmosphäre schafft. Allerdings könnte der Stil für so manchen , die klare Linien und saubere Panel-Strukturen gewohnt sind, zunächst gewöhnungsbedürftig sein, denn der Stil ist eher etwas kantiger. 

Politik, Intrigen, Manipulation

Wie man es von Dune erwartet, ist die Handlung weniger actiongeladen als vielmehr dialogreich und strategisch. Die Kämpfe werden selten mit Waffen, sondern meist mit Worten und Plänen ausgetragen. Besonders spannend ist der Einblick in das Spiel der Bene Gesserit, deren genetisches Langzeitprojekt kurz vor dem Ziel steht, ein Plan, in dem das Haus Corrino bestenfalls eine Fußnote ist und vor allem das Haus Atreides, dass ja bald ein neues Kind erwartet. Da bin ich gespannt wie die Geschichte rund um Jessica weitergeht, die hier eine Einladung bekommt und zum anderen ein anderes Geschlecht eigentlich austragen sollte. 

Die Harkonnen, Gier kennt keine Grenzen

Auch die Harkonnen kommen nicht zu kurz als klassische Antagonisten, aber diesmal mit einer Prise zusätzlicher Grauzone. Ihr brutales Vorgehen auf Arrakis, die Gier nach Spice, und ihre politischen Manöver zeigen sie nicht nur als Monster, sondern als das, was sie wirklich sind: Machtspieler mit kalkulierter Rücksichtslosigkeit. Besonders interessant ist dabei, wie ihr Tun direkt das fragile Gleichgewicht des Imperiums bedroht.

Was fehlt? Die emotionale Nähe

Trotz all der politischen Raffinesse fehlt Haus Corrino 1 manchmal das emotionale Gegengewicht. Viele Figuren agieren wie Spieler auf einem Schachbrett klug, aber distanziert. Momente der Menschlichkeit, die dem Drama Tiefe geben könnten, bleiben rar. Hier hätte etwas mehr Fokus auf persönliche Beziehungen oder innere Konflikte mancher Nebenfiguren gutgetan.

Lore-Fans aufgepasst

Für Fans des Dune-Universums ist dieser Band ein Fest. Die Lore wird erweitert, politische Hintergründe vertieft und die Zusammenhänge zwischen Häusern und Fraktionen verständlicher gemacht. Vorwissen ist von Vorteil, aber die wichtigsten Informationen werden gut eingeflochten, sodass auch Neulinge (mit etwas Geduld) den Überblick behalten können.

Aufbau für das große Ganze

Haus Corrino 1 ist deutlich als Teil einer größeren Geschichte zu erkennen. Viele Fäden laufen hier zusammen, manche werden erst angedeutet. Die Graphic Novel versteht sich als Prolog zum Prolog – ein geschickter Schachzug, der Neugier auf mehr macht. Dennoch bleibt die Frage: Reicht das als eigenständige Geschichte, oder funktioniert der Band nur als Teil des Ganzen?

Es geht dem Ende entgegen

Dune: Haus Corrino 1 ist ein spannendes, visuell gutes und erzählerisch komplexes Kapitel in der immer größer werdenden Dune-Saga. Es ist definitiv zu empfehlen  für Fans, aber auch ein anspruchsvoller Einstieg für alle, die sich auf das politische Herz des Wüstenepos einlassen wollen. Dabei tut es gut die anderen Reihen bereits gelesen zu haben. Wer hier nur Raumschlachten oder Sandwürmer erwartet, wird enttäuscht. Wer jedoch strategisches Denken, Machtkämpfe und düstere Zukunftsvisionen liebt, bekommt genau das Richtige. Der Band punktet vor allem mit ihrer dichten Atmosphäre, den politisch geladenen Dialogen und der Erweiterung des Dune-Kosmos um wichtige Details. Sie erzählt nicht einfach eine Geschichte, sondern erweitert das Verständnis für das fragile Gefüge, das in den Hauptromanen später explodiert.

Trotzdem bleibt ein kleiner Wermutstropfen: Die emotionale Ebene bleibt aber gerade durch die Vielzahl der Handlungen manchmal ein klein wenig auf der Strecke, auch wenn Haus Corrino 1 nimmt sich selbst ernst, verlangt Aufmerksamkeit, belohnt dafür aber mit Tiefe und Kontext. Die Zeichnungen finde ich wie in den Vorgängern ansprechend und wissen für mich durchweg zu überzeugen. Der etwas kantige Stil muss einem aber in meinen Augen zusagen. Wer bereit ist, bekommt einen spannenden Einblick in die Welt vor Dune.

Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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