Die Legende von Korra Sammelband 1 Revierkämpfe

Nach ihrer Rückkehr aus der Geisterwelt finden Korra und Asami Republica im Chaos: Politische Spannungen, Konflikte mit Geistern und ein Bauprojekt am Geisterportal bedrohen das Gleichgewicht. Während Zhu Li den Evakuierten hilft, plant Tokuga, die Triaden zu vereinen. Korra und Asami müssen als Team zusammenhalten, um all dem zu begegnen.

Willkommen zurück in Republica, doch die Erholung ist vorbei

Wer dachte, nach dem dramatischen Serienfinale von Die Legende von Korra kehrt nun Ruhe ein, der wird in diesem Sammelband schnell eines Besseren belehrt. Revierkämpfe knüpft nahtlos an die TV-Serie an, genauer gesagt an den Moment, in dem Korra und Asami gemeinsam aus der Geisterwelt zurückkehren. Doch statt einer friedlichen Stadt erwarten sie politische Unruhen, Triaden-Kriege und ein Bauprojekt, das die fragile Beziehung zu den Geistern aufs Spiel setzt. Die Willkommensparty fällt also wortwörtlich ins Wasser.

Die Geister sind zurück und sie sind nicht gerade begeistert

Das neue Geisterportal mitten in Republica sollte eigentlich ein Symbol der Hoffnung sein, stattdessen wird es zum Zentrum des Konflikts. Ein skrupelloser Unternehmer will dort einen Freizeitpark errichten, um Profit aus der spirituellen Energie zu schlagen. Die Reaktion der Geister? Wenig erfreut. Die Mischung aus sozialer Ungerechtigkeit, wirtschaftlichem Kalkül und spirituellem Missverständnis bringt ordentlich Zündstoff in die Handlung, ganz im Stil der Serie, die nie vor komplexen Themen zurückgeschreckt ist.

Tokuga, ein Schurke mit Schleim und Stil

Natürlich darf ein echter Bösewicht nicht fehlen und Tokuga liefert auf ganzer Linie. Als neuer Anführer der Triple Threat Triade ist er nicht nur machtgierig, sondern auch durch eine Geisterinfektion körperlich verändert, was ihn nicht nur visuell bedrohlich macht, sondern auch metaphorisch als Brücke zwischen beiden Welten darstellt. Sein Ziel: alle anderen Triaden unterwerfen. Sein Weg: eiskalt und effektiv. Tokuga ist kein übertriebenes Comic-Klischee, sondern ein beunruhigend realistischer Strippenzieher.

Korra & Asami, ein Paar im Sturm

Die Beziehung zwischen Korra und Asami steht im Mittelpunkt, aber auf eine erfrischend natürliche Art. Es geht nicht um Coming-out-Dramatik oder romantisierte Liebesszenen, sondern um Vertrauen, Zusammenarbeit und darum, wie schwer es ist, ein Team zu sein, wenn die Welt brennt. Ihre Gespräche sind authentisch, ihre Konflikte nachvollziehbar und ihr Zusammenhalt wird in jeder Krise glaubwürdig spürbar. Wer sich nach dem Serienfinale mehr Korrasami gewünscht hat, bekommt hier genau das ohne Kitsch, aber mit Gefühl.

Zhu Li for President! Wortwörtlich

Eine der größten Überraschungen im Sammelband: Zhu Li, einst Varricks loyale Assistentin, tritt aus dem Schatten und übernimmt in den künftigen Bänden eine tragende Rolle. Als politisch aktive Figur organisiert sie Hilfe für Geflüchtete und zeigt eine ganz neue Seite von sich kompetent, einfühlsam und absolut fähig. Ihre Entwicklung ist ein echtes Highlight und zeigt, wie stark auch Nebenfiguren aus der Serie im Comic-Format aufblühen können.

Michelle Wongs Stil zwischen Dynamik und Detail

Visuell macht Revierkämpfe einiges her. Michelle Wongs Zeichenstil trifft den Geist der Serie perfekt, bringt aber eine eigene Handschrift mit: fließende Bewegungen, ausdrucksstarke Gesichter und ein feines Gespür für Emotionen. Besonders bei den Kampfszenen fühlt sich alles lebendig an – hier wird mit Energie, Schwung und Klarheit gearbeitet. Auch die Mischung aus modernem Stadtbild und spiritueller Anderswelt ist optisch stimmig umgesetzt.

Politische Tiefe mit Avatar-Charme

Was Revierkämpfe so stark macht, ist seine inhaltliche Tiefe. Der Comic greift gesellschaftliche Probleme auf Vertreibung, Gentrifizierung, Machtmissbrauch und verpackt sie in eine Geschichte, die zugänglich bleibt, aber zum Nachdenken anregt. Genau wie die TV-Serie nimmt er sein junges Publikum ernst und bietet gleichzeitig Erwachsenen genug Substanz, um sich nicht unterfordert zu fühlen. Die Botschaften sind klar, aber nie belehrend.

Zwischen Action und Reflexion, ein gelungenes Tempo

Der Comic findet eine gute Balance zwischen dramatischen Konfrontationen, politischen Debatten und persönlichen Momenten. Es gibt atemlose Kämpfe, emotionale Gespräche und ruhige Szenen, die der Charakterentwicklung Raum geben. Nichts wirkt gehetzt oder zu langgezogen – ein echter Pluspunkt für ein Werk, das so viele Handlungsstränge unter einen Hut bringen muss.

Kein Einstieg, sondern eine Fortsetzung und das ist gut so

Ein kleiner Hinweis: Wer die TV-Serie nicht gesehen hat, wird hier stellenweise ins Schwimmen kommen. Der Comic setzt Vorwissen voraus und verzichtet bewusst auf lange Erklärungen. Aber genau das macht ihn so authentisch: Er spricht die Fans direkt an, baut das Universum sinnvoll weiter und traut sich, komplex zu bleiben. Für jene die die Serie gesehen haben ist der Band eine willkommene Vertiefung. Für Neulinge? Ein Grund, die Serie nachzuholen.

Eine würdige Fortsetzung mit Herz, Verstand und Spannung

Wer Die Legende von Korra geliebt hat, kommt an Revierkämpfe nicht vorbei. Der Comic erzählt die Geschichte dort weiter, wo die Serie aufgehört hat und das mit der gleichen Ernsthaftigkeit, Tiefe und Liebe zum Detail. Es fühlt sich nicht wie ein Zusatz, sondern wie eine echte Fortsetzung an.Revierkämpfe verwebt die großen Themen der Serie geschickt in eine neue, eigenständige Story. Dabei stehen nicht nur Kämpfe im Vordergrund, sondern auch Beziehungen zwischen Menschen, zwischen Kulturen, zwischen den Welten. Besonders die Dynamik zwischen Korra und Asami ist ein emotionaler Anker, der die Handlung trägt. Die Zeichnungen von Michelle Wong geben dem Comic einen ganz eigenen Stil, der trotzdem vertraut wirkt. Sie schafft es, die Energie der Serie einzufangen und gleichzeitig eigene Akzente zu setzen sowohl in Actionszenen als auch in den leisen Momenten. Der Comic spricht verschiedene Altersgruppen an, ohne sich anzubiedern. Die Themen sind relevant, die Figuren glaubwürdig und die Handlung vielschichtig. Man kann sich sowohl unterhalten fühlen als auch zum Nachdenken angeregt werden eine Kunst, die nicht viele Comics beherrschen. Mit Revierkämpfegelingt es Michael Dante DiMartino, zusammen mit Michelle Wong und Bryan Konietzko, das Erbe von Avatar und Korra erfolgreich weiterzuführen. Es ist eine Geschichte, die sowohl den Geist des Originals bewahrt als auch mutig neue Wege geht. Wenn der Rest der Comicreihe auf diesem Niveau bleibt, können wir uns auf eine großartige Reise gefasst machen.

Vielen Dank an Cross Cult für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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