Crissis Tagebücher Der versteinerte Zoo

Crissi ist 11 und lebt mit ihrer Mutter. Sie träumt davon, Autorin zu werden und liebt es, Menschen zu beobachten besonders Erwachsene mit Geheimnissen. Als der alte Michel jeden Sonntag mit Farbtöpfen im Wald verschwindet, wird Crissi neugierig.

Ein kindlicher Blick auf große Geheimnisse

Crissis Tagebücher Der versteinerte Zoo ist kein gewöhnlicher Kindercomic. Vielmehr ist es eine charmante, kluge und gefühlvolle Geschichte, die sich nicht davor scheut, auch melancholische Zwischentöne anzuschlagen. Im Mittelpunkt steht die 11-jährige Crissi, eine wissbegierige Beobachterin des Alltags, die mit neugierigem Blick durch die Welt geht und dabei mehr sieht, als die meisten Erwachsenen wahrnehmen wollen

Tagebuch trifft Detektivgeschichte

Die Handlung entfaltet sich wie ein Detektivabenteuer, das jedoch durch die persönliche Erzählweise Crissis, aus ihrer Perspektive und in Tagebuchform, eine besonders emotionale Note bekommt. Crissi ist nicht nur eine leidenschaftliche Hobbydetektivin, sondern auch eine angehende Autorin. Ihr Blick auf ihre Mitmenschen ist stets feinfühlig, oft auch augenzwinkernd und vor allem: ehrlich. Ihre Gedanken und Beobachtungen werden liebevoll und detailliert mit uns geteilt, wodurch man sich direkt mit ihr verbunden fühlt.

Michel, der traurige Mann mit dem Pinsel

Im Zentrum dieses ersten Bandes steht das Geheimnis um Michel, einen älteren Mann, der sonntags mit Farbtöpfen in den Wald verschwindet. Was zunächst wie eine kindliche Neugierde beginnt, entwickelt sich zu einer tiefgründigen Erkundung der Vergangenheit dieses Mannes. Crissi und ihre Freundinnen, motiviert durch echte Anteilnahme und einer Prise Abenteuerlust, begeben sich auf eine Reise voller kleiner Entdeckungen und großer Gefühle.

Kindliche Neugier trifft emotionale Tiefe

Besonders beeindruckend ist, wie sensibel das Comic mit Themen wie Einsamkeit, Trauer und Erinnerung umgeht, ohne je zu schwer oder belehrend zu wirken. Die Geschichte wird stets aus Crissis kindlicher Perspektive erzählt und genau das macht sie so stark. Man spürt, wie sehr sie sich bemüht, das Verhalten der Erwachsenen zu verstehen, ihre Traurigkeit zu begreifen, und dabei doch immer ein Stück Kind bleibt.

Zeichnerische Poesie von Aurélie Neyret

Ein echtes Highlight sind die Zeichnungen von Aurélie Neyret. Sie schafft es mit warmen Farben, weichen Linien und liebevollen Details eine Welt zu erschaffen, die einerseits märchenhaft wirkt, andererseits aber fest im realen Alltag verankert ist. Besonders hervorzuheben ist die Mimik der Figuren, Crissis lebendige Gesichtsausdrücke, Michels müde Augen, all das verleiht der Geschichte emotionale Tiefe, ohne viele Worte zu brauchen.

Ein Tagebuch voller Leben

Das Format des Comics, als visuelles Tagebuch erzählt verleiht der Geschichte zusätzlichen Charme. Skizzenhafte Elemente, kleine Randnotizen und Illustrationen im Notizbuch-Stil sorgen dafür, dass man sich wirklich wie ein stiller Leser von Crissis privaten Gedanken fühlt. Diese Erzählweise macht das Buch besonders authentisch und intensiv.

Spannung ohne Drama

Was besonders angenehm auffällt: Die Geschichte ist spannend, ohne reißerisch zu sein. Es geht nicht um große Showdowns oder wilde Verfolgungsjagden – sondern um stille Momente, um Erinnerungen, und darum, wie sehr Menschen von ihrer Vergangenheit geprägt sind. Crissi spürt das und nimmt uns auf sanfte Weise mit.

Für Kinder und Erwachsene mit Herz

Obwohl der Comic vordergründig für ein jüngeres Publikum gedacht ist, werden sich auch Erwachsene in der Geschichte wiederfinden, vor allem, wenn sie sich noch an ihre eigene kindliche Neugier erinnern können. Die Geschichte spricht leise, aber deutlich über Themen wie Verlust, Freundschaft und das Bedürfnis, gehört zu werden. Und das tut sie auf eine ganz besondere Art.

Ein Comic, der leise ins Herz trifft

Der versteinerte Zoo ist mehr als ein Kindercomic, es ist eine Geschichte über Mitgefühl, Empathie und kindliche Neugier. Crissis Stimme ist so ehrlich und charmant, dass man gar nicht anders kann, als ihr auf jeder Seite zu folgen. Die Kombination aus poetischer Erzählung und liebevoller Illustration macht dieses Buch zu einem kleinen Kunstwerk. Neyret und Chamblain haben ein Duo geschaffen, das perfekt harmoniert mit Seele, Stil und Herz.

Obwohl emotionale Themen behandelt werden, wird nie ins Kitschige abgedriftet. Alles bleibt glaubwürdig und kindgerecht, ohne je naiv zu sein. Gerade das macht die Geschichte so besonders. Die Handlung wirkt zeitlos und dennoch aktuell. Themen wie Einsamkeit im Alter, der Umgang mit Erinnerung und die Kraft der Vorstellung sind universell und werden hier kindgerecht, aber tiefgründig umgesetzt. Wer Comics liebt, die mit Gefühl, Feinsinn und Fantasie erzählt werden, sollte Crissis Tagebücher Der versteinerte Zoo unbedingt lesen. Ein Comic, der leise beginnt und nachhallt.

Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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