Starhenge 1

In Starhenge trifft ein künftiger Merlin auf zeitreisende Killerroboter, um die Magie zu retten ein epischer Mix aus Sci-Fi und Artus-Sage. Amber Weavers wird in einen Krieg gezogen wird, der sich von der fernen Zukunft bis in die tiefe Vergangenheit ausbreitet.
Zeitreise mit Schwertern und Schaltkreisen
Mit Starhenge Buch Eins Der Drache und der Eber bringt Comic-Veteran Liam Sharp einen wilden Genre-Mix auf den Tisch, der irgendwo zwischen keltischem Epos, Science-Fiction und Heavy-Metal-Albumcover pendelt –und dabei ganz eigene Wege geht. Wenn du dich jemals gefragt hast, was passieren würde, wenn Merlin, Terminator und ein Haufen magischer Mythenwesen zusammen in einen Zeitkrieg geworfen werden… tja, dann hast du hier deine Antwort.
Merlin 2.0 Mit Mantel, Magie und Maschinen
Im Zentrum steht ein Merlin – ja, DER Merlin der durch die Zeit zurück ins 5. Jahrhundert reist, um eine Invasion zeitreisender Killerroboter (!) aufzuhalten, die nichts Geringeres im Sinn haben, als die Magie selbst zu vernichten. Klingt wild? Ist es auch. Sharp mixt hier klassische Artus-Legenden mit Science-Fiction-Horror, und das in einem Stil, der so ambitioniert ist, dass man fast schon atemlos die Seiten umblättert. Insgesamt verliert man sich aber auch immer ein wenig innerhalb der Sprünge, dennoch ist das meckern auf sehr hohem Niveau, denn der Band liefert durchgängig gut ab.
Amber Weaver Erzählerin, Heldin, Beobachterin
Parallel zur Merlin-Handlung folgt man der jungen Amber Weaver in der Gegenwart. Sie wird ungewollt in diesen Zeitkrieg hineingezogen und dient gleichzeitig als Erzählerin eine clevere Idee, die den Mythos mit einem modernen Anker versieht. Amber wirkt wie jemand, den man kennt: nerdig, sarkastisch, ein bisschen überfordert aber nie passiv. Ihre Stimme gibt dem ganzen Wahnsinn eine emotionale Erdung.
Visuell absoluter Overkill (im besten Sinne)
Man kann nicht über Starhenge sprechen, ohne über die Zeichnungen zu reden. Sharp zündet hier ein visuelles Feuerwerk, das zwischen digitaler Malerei, klassischen Panel-Layouts und wilden Splashpages hin und her wechselt. Jeder Seite sieht man an, dass hier ein Künstler mit maximalem kreativen Spielraum am Werk ist. Mal wirken die Bilder wie Konzeptkunst für einen epischen Sci-Fi-Film, mal wie psychedelische Träume in Acryl.
Story: Ambitioniert bis zum Anschlag
Inhaltlich ist Starhenge komplex, manchmal sogar überfordernd. Die Erzählung springt zwischen Zeitebenen, Schauplätzen und Stilen, als gäbe es keine Regeln. Aber genau das ist Teil des Konzepts: Der Comic will nicht einfach sein. Er fordert uns heraus, Mythen zu deuten, Science-Fiction zu verarbeiten und historische Referenzen zu entschlüsseln. Man muss sich darauf einlassen dann wird man belohnt.
Terminator trifft Tafelrunde
Die Prämisse klingt nach Fan-Fiction, funktioniert aber erstaunlich gut: Zeitreisende Maschinen und magische Legendenfiguren. Es ist ein Clash der Welten, aber auch ein Kommentar: Was passiert, wenn Technologie alles verdrängt selbst Magie, Mythen, Menschlichkeit? Sharp nutzt die explosive Kulisse, um Fragen zu stellen über Identität, Schöpfung, Kontrolle und das Wesen von Geschichte.
Charaktere zwischen Archetyp und Tiefe
Während einige Figuren bewusst archetypisch bleiben der Krieger, der Magier, die Bedrohung, bekommen andere wie Amber oder Merlin überraschend Tiefe. Besonders Merlins Zukunfts-Variante ist eine faszinierende Mischung aus tragischem Heldenmythos und kosmischem Beobachter. Seine Dialoge sind mystisch, aber auch voller Melancholie, und lassen ahnen, wie viel hier noch unter der Oberfläche brodelt.
Ein bisschen viel auf einmal?
So großartig das alles ist manchmal droht Starhenge unter seiner eigenen Ambition zu kollabieren. Es gibt Passagen, die visuell so opulent und textlich so verschachtelt sind, dass man sich fragt: Muss das alles auf einmal passieren? Der Einstieg ist nicht leicht. Aber hey epische Sagas brauchen Anlauf, und Sharp hat deutlich mehr im Sinn als schnelle Effekte.
Ein Werk, das sich nicht entschuldigt
Starhenge will viel und das mit voller Wucht. Es ist ein Comic, der nicht gefallen will, sondern staunen lässt. Einer, der nicht entschuldigt, dass er zu viel will, sondern stolz darauf ist. Wer klare Linien, einfache Heldenreisen und übersichtliche Plots sucht, wird hier wahrscheinlich scheitern. Wer aber bereit ist, sich auf einen bildgewaltigen, mythologisch aufgeladenen Wahnsinn einzulassen, bekommt ein Werk, das hängen bleibt.
Keltischer Cyberpunk mit künstlerischem Größenwahn
Starhenge Buch Eins Der Drache und der Eber ist wild, kühn und eigenwillig. Liam Sharp geht all-in – visuell, erzählerisch und konzeptionell. Dabei kommt ein Werk heraus, das mehr Kunstinstallation als lineare Geschichte ist und genau das macht seinen Reiz aus. Es ist kein Comic für zwischendurch. Die Erzählung ist fordernd, die Bildsprache oft überwältigend, und manche Panels wollen studiert, nicht nur angeschaut werden. Aber wer sich darauf einlässt, wird mit einer Erfahrung belohnt, die irgendwo zwischen Sci-Fi-Wahnsinn und spiritueller Legende wandelt. Amber Weaver in der Moderne ist dabei das emotionale Rückgrat des Ganzen. Ohne sie würde die Geschichte abheben mit ihr bleibt sie greifbar. Sie ist die Tür für uns in ein Universum, das gleichzeitig uralt und futuristisch wirkt. Es ist ein Werk, das mutig ist, das Risiko liebt und das Herz auf der Zunge trägt. Ein Buch, das nicht jedem gefallen wird. Kurz gesagt: Wenn du auf der Suche nach etwas wirklich Außergewöhnlichem, Künstlerischem bist – schnapp dir Starhenge. Es wird dich entweder komplett überfordern oder absolut faszinieren, ich war an mancher Stelle ersteres.
Vielen Dank an den Skinless Crow Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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