Idol Escape

Ainosuke fühlt sich nach seinem Coming-out von seinem Umfeld abgelehnt, besonders von seinem Vater. Als er dem Idol Karen begegnet und sie vor ihrem gewalttätigen Vater schützt, fliehen die beiden gemeinsam, um ihrer schmerzvollen Vergangenheit zu entkommen und einen Neuanfang zu wagen.

Zwei Seelen auf der Flucht – eine Ausgangslage voller Dramatik

Idol Escape startet direkt mit einer starken Prämisse: Zwei junge Menschen, die gezwungen sind, vor ihrer Vergangenheit zu fliehen emotional wie wortwörtlich. Ainosuke, ein Junge, der sich nach seinem Coming-out mehr Ablehnung als Verständnis gegenüber sieht, trifft auf das gefeierte Idol Karen, deren Leben hinter den Kulissen alles andere als glamourös ist. Als Ainosuke sie vor ihrem gewalttätigen Vater schützt, beginnt eine abenteuerliche Flucht, die schnell mehr wird als nur ein Ortswechsel. Schon auf den ersten Seiten spürt man die emotionale Wucht dieser Geschichte. Zeitlich lernen wir am Anfang Ainosuke kennen und bekommen einen spannenden Blick in sein Innenleben. 

Realitätsnah und doch voller Hoffnung

Die Stärke von Idol Escape liegt in der authentischen Darstellung jugendlicher Lebensrealitäten. Coming-out, familiäre Ablehnung, toxische Beziehungen all das wird sensibel, aber schonungslos thematisiert. Dabei verzichtet der Manga auf überdramatisierte Klischees und bleibt stattdessen greifbar. Besonders Ainosukes Innenleben ist nuanciert gezeichnet, seine Selbstzweifel, aber auch sein Mut, sich Karen anzuvertrauen, sind nachvollziehbar und berührend.

Ein Idol mit Rissen in der Fassade

Karen ist keine typische Idol-Figur. Statt des üblichen Glanzes zeigt sich schnell ihre Zerbrechlichkeit. Die gesellschaftlichen Erwartungen, der Druck, perfekt zu sein, und ihr Leben unter einem gewalttätigen Vater machen sie zu einer komplexen Figur. Die Beziehung zwischen Karen und Ainosuke entwickelt sich nicht klischeehaft-romantisch, sondern in kleinen, vorsichtigen Schritten. Es ist eher eine zarte Verbindung zweier verletzter Seelen, die einander Halt geben wollen.

Emotionen auf jeder Seite gut umgesetzt

Visuell ist Idol Escape ein echt gutes Werk. Die Zeichnungen sind detailreich und atmosphärisch. Besonders stark sind die Panels, in denen Emotionen im Vordergrund stehen: Verzweiflung, Angst, aber auch stille Momente des Trostes werden so eindrucksvoll dargestellt, dass man regelrecht in die Gefühlswelt der Figuren hineingesogen wird. Die Mimik der Charaktere und die gezielte Nutzung von Licht und Schatten verstärken die emotionale Wirkung der Szenen zusätzlich.

Zwei auf der Suche nach einem Ort zum Durchatmen

Trotz der düsteren Themen ist Idol Escape kein hoffnungsloses Werk. Die Reise der beiden Protagonist:innen ist auch eine Reise zu sich selbst mit Momenten der Selbstermächtigung, zarter Annäherung und kleinen, aber bedeutsamen Schritten in eine mögliche Zukunft. Die Handlung bleibt dabei spannend und dynamisch: Rückblenden, Perspektivwechsel und innere Monologe sorgen für Tiefe und Abwechslung.

Für wen ist Idol Escape geeignet?

Empfohlen ab 14 Jahren, richtet sich dieser Manga an Alle, die emotionale Geschichten mit gesellschaftlichem Tiefgang mögen. Wer Werke wie The Gender of Mona Lisa mochte, wird auch hier fündig. Der erste Band legt bereits ein intensives Fundament mit Themen wie Identität, familiären Wunden und der Kraft von zwischenmenschlicher Nähe.

Kritische Betrachtung, wo könnte der Manga noch mehr leisten?

Obwohl Idol Escape viele Pluspunkte sammelt, hätte man sich an einigen Stellen noch mehr Raum für die Entwicklung der Nebenfiguren gewünscht. Der Fokus liegt stark auf den beiden Hauptfiguren – was zwar sinnvoll ist, aber den Eindruck einer sehr isolierten Welt erzeugt. Auch gewisse Situationen insbesondere im Kontext der Flucht wirken ein wenig vereinfacht dargestellt und hätten noch mehr Realismus vertragen. Dass die Reihe nur auf zwei Bände ausgelegt ist, spürt man hier meiner Meinung nach so richtig, denn insgesamt wirkt der Band in so mancher Phase beinahe zu gehetzt und baut zeitliche Sprünge ein.  Dem Ganzen hätten mehr Veröffentlichungen gut getan, um zum einen der Handlung mehr Raum zu geben und den Figuren mehr Zeit zur Entfaltung. 

Ein starker Auftakt für eine kurze, intensive Reise

Band 1 von Idol Escape überzeugt als vielschichtiges, emotionales Drama, das mehr bietet als eine klassische Fluchtgeschichte. Es geht um Heilung, Vertrauen und das Bedürfnis, irgendwo dazuzugehören Themen, die viele Jugendliche (und Erwachsene) nachvollziehen können. Der Manga trifft einen Nerv, bleibt dabei aber stilistisch stark und emotional subtil.

Warum sich Idol Escape lohnt 

Idol Escape ist kein lauter Manga, aber einer, der nachhallt. Mit seiner ruhigen, eindringlichen Erzählweise zeigt er, dass echte Nähe nicht aus großen Gesten entsteht, sondern aus dem Mut, sich jemandem zu öffnen, trotz aller Ängste. Besonders hervorzuheben ist die emotionale Tiefe, die in der Erzählung mitschwingt, ohne jemals in Kitsch abzudriften. Die Beziehung zwischen Ainosuke und Karen ist nicht eindeutig romantisch oder freundschaftlich sie bewegt sich dazwischen. Und gerade das macht sie so glaubwürdig. Es ist das gemeinsame Verstehen, das Zuhören, das Sich-stützen – etwas, das in vielen Geschichten oft zu kurz kommt.  Ein weiterer Pluspunkt ist die künstlerische Gestaltung. Die Zeichnungen transportieren nicht nur die Handlung, sondern verstärken die Stimmung auf beeindruckende Weise. Manchmal sagen Blicke mehr als Worte.  Natürlich bleibt abzuwarten, wie sich die Geschichte im zweiten Band weiterentwickelt. Doch der erste Band liefert bereits eine emotionale Grundlage, die neugierig auf das Finale macht. Das Erzähltempo ist wirklich hoch und weiß für mich zu unterhalten, manches Mal hätte ich mir gerne schon etwas mehr den Fuß auf die Bremse gewünscht, da die Handlung stellenweise trotz der guten Momente, gehetzt wirkt.  Idol Escape ist eine leise, aber kraftvolle Stimme und hat 

Mir schon ganz gut gefallen.

Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Vereitelung des Rezensionsexemplars. 

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