Der goldene Rahmen

Ein klassischer Whodunit, der von Hawaii bis Paris führt: Der junge Sam und seine exzentrische Tante Merry, bekannt für ihre gelösten Mordfälle, geraten im Paris-Urlaub in ein neues, bizarreres Verbrechen. Um den Täter zu fassen, müssen sie sich mit Juwelendieben, Kunstfälschern, Waffenhändlern, einem verschwundenen Hund und einem rivalisierenden Meisterdetektiv messen.
Ein Krimi mit Glanz, Witz und einer Prise Wahnsinn
Matt Kindt hat es wieder getan: Er nimmt ein klassisches Genre den Whodunit-Krimi und steckt es in ein maßgeschneidertes, leicht verrücktes Kostüm voller Exzentrik, Ironie und Absurdität. Der goldene Rahmen ist kein gewöhnlicher Kriminalcomic. Es ist ein stilvoller Mix aus Kunst, Krimi, Reisesatire und Charakterkomödie, der seine uns quer über den Globus führt von der Sonne Hawaiis bis in die gepflasterten Straßen von Paris.
Zwei Detektive, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten
Im Zentrum steht das ungleiche Duo Sam und seine extravagante Tante Merry. Er jung, klug, aber noch ein bisschen verloren in der Welt. Sie reich, scharfsinnig und mit einem Hang zu antiken Kuriositäten. Zusammen stolpern sie von einem Mordfall in den nächsten, als wäre das Aufklären bizarrer Verbrechen ihr Schicksal. Merry erinnert dabei ein wenig an eine Mischung aus Miss Marple und einer mondänen Kunsthändlerin, während Sam eher der skeptische Watson der Geschichte ist nur mit mehr Sarkasmus und weniger Pfeife.
Von Hawaii nach Paris und kein Urlaub in Sicht
Der Roman beginnt entspannt in Paris, wo Merry und Sam eigentlich nur einen wohlverdienten Urlaub genießen wollen. Doch wie das so ist mit professionellen Neugierigen: Kaum sehen sie eine Spur von Chaos, sind sie schon mitten drin. Die Mordszene, über die sie stolpern, ist so grotesk inszeniert, dass man sofort merkt hier geht es nicht nur um einen Mord, sondern um eine Botschaft.
Kunst, Juwelen und jede Menge Täuschungen
Kindt spielt in Der goldene Rahmen meisterhaft mit dem Thema Schein und Sein. Fast alles, was glänzt, ist eine Fälschung. Ob Gemälde, Diamanten oder menschliche Motive hinter jeder Fassade steckt ein weiterer Trick. Der Autor nutzt das Setting der Kunstszene nicht nur für schillernde Objekte, sondern auch als Spiegel für menschliche Täuschung. Die Grenzen zwischen Wahrheit und Inszenierung verschwimmen und das macht den Krimi so spannend.
Ein französischer Meisterdetektiv betritt die Bühne
Natürlich darf in einem klassischen Krimi kein Rivale fehlen. In diesem Fall ist es ein französischer Meisterdetektiv, der charmant, überheblich und mindestens so brillant ist wie Merry selbst. Das sorgt für jede Menge Wortgefechte, subtile Konkurrenz und Spitzen. Man merkt, dass Kindt hier liebevoll mit Sherlock-Holmes- und Hercule-Poirot-Klischees spielt und sie gleichzeitig auf den Kopf stellt.
Humor, Tempo und ein bisschen Wahnsinn
Was Der goldene Rahmen so besonders macht, ist der Ton. Die Dialoge sind scharf, pointiert und manchmal so absurd, dass man auflachen muss. Kindt versteht es, Spannung und Humor auszubalancieren. Selbst in Momenten höchster Gefahr bleibt das Geschehen charmant leichtfüßig. Dabei gleitet der Roman nie ins Lächerliche ab er bleibt raffiniert, witzig und eigenwillig.
Die Kunst des Sehens
Neben all dem Trubel versteckt sich im Buch auch ein philosophischer Kern. Der goldene Rahmenfragt, was wir wirklich sehen – und was wir sehen wollen. Wie oft lassen wir uns vom schönen Rahmen täuschen, ohne auf das eigentliche Bild zu achten? Diese metaphorische Ebene zieht sich elegant durch die Handlung und gibt dem Buch eine Tiefe, die weit über das Genre hinausgeht.
Ein glänzendes, cleveres Krimi-Kunstwerk
Matt Kindt liefert mit Der goldene Rahmen einen Krimi, der so kunstvoll komponiert ist wie die Gemälde, die in ihm vorkommen. Es ist ein Werk voller Stil, Esprit und Augenzwinkern. Wer klassische Detektivgeschichten liebt, aber etwas Frisches, Unkonventionelles sucht, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Sam und Merry sind ein starkes Duo für Krimifreund:innen exzentrisch, liebenswert, streitlustig und klüger, als sie selbst glauben. Ihre Dynamik trägt den Comic, und man hofft schon nach wenigen Kapiteln, dass dies nicht ihr letztes gemeinsames Abenteuer bleibt. Der Plot ist clever konstruiert und hält bis zum Ende zahlreiche Überraschungen bereit. Doch das eigentliche Vergnügen liegt im Weg dorthin: in den Dialogen, in den kleinen Beobachtungen, in der Frage, was Kunst, Wahrheit und Täuschung miteinander zu tun haben. Man merkt Kindts Hintergrund als Zeichner und Künstler jede Szene ist bildhaft, jede Beschreibung durchdacht. Der Comic liest sich wie ein kunstvoll gerahmtes Gemälde: harmonisch, aber mit genug Rissen, um spannend zu bleiben. Der goldene Rahmen ist kein gewöhnlicher Krimi, sondern eine Liebeserklärung an das Rätseln selbst. Elegant, ironisch und ein bisschen verrückt genau die Mischung, die das Genre braucht. Wer einmal in diesen goldenen Rahmen blickt, wird ihn so schnell nicht wieder vergessen.
Vielen Dank an den Skinless Crow Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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