Agatha Christie Classics: Tod auf dem Nil

In der Comic-Adaption von Mord auf dem Nil muss Detektiv Hercule Poirot den Mord an der wohlhabenden Linnet Ridgeway auf einem Nil-Dampfschiff aufklären. Da fast alle Passagiere ein Motiv haben, gestaltet sich die Lösung des Falls besonders schwierig.
Ein Klassiker als Comic visuell, spannend und herrlich nostalgisch
Ein Krimiklassiker mit neuer Verpackung
Mit Tod auf dem Nil erscheint einer der berühmtesten Kriminalromane von Agatha Christie als Comic-Adaption im Carlsen Verlag – und das in Band 4 der Agatha Christie Classics Reihe. Wer glaubt, ein fast 90 Jahre alter Roman könne keine Spannung mehr erzeugen, irrt gewaltig. Isabelle Bottier gelingt es, die Geschichte mit Gespür für Dramaturgie neu zu erzählen, während Callixte mit atmosphärischen Illustrationen das ägyptische Setting eindrucksvoll zum Leben erweckt. Der Mix aus Nostalgie und frischem Stil funktioniert überraschend gut.
Mörderische Flussreise mit Hercule Poirot
Die Handlung bleibt dem Original treu: Hercule Poirot, der legendäre belgische Detektiv mit dem markanten Schnurrbart, befindet sich auf einem luxuriösen Nil-Dampfer, als ein Mord geschieht. Die junge Millionenerbin Linnet Ridgeway wird erschossen und fast jeder an Bord hat ein Motiv. Poirot muss sein gesamtes Können aufbieten, um in einem Netz aus Eifersucht, Intrigen und Täuschung den Überblick zu behalten. Schon der Roman war ein Paradebeispiel für den klassischen Whodunit und das setzt der Comic gekonnt in Szene.
Klarer Strich, stimmige Farben
Callixte trifft mit seinem Zeichenstil genau den richtigen Ton: Die Figuren sind markant und lebendig gezeichnet. Die Farbgebung ist warm, oft in Gold-, Sand- und Brauntönen gehalten passend zum Schauplatz Ägypten. Besonders gelungen: die detaillierte Darstellung des Dampfschiffs, das fast wie eine eigene kleine Welt wirkt. Trotz der Comicform bleibt die düstere Spannung des Romans erhalten.
Gekonnte Dramaturgie und dichte Atmosphäre
Die Adaption nimmt sich Zeit für die Figuren, ohne sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren. Die Dialoge sind pointiert und gut lesbar, und die Panels sind so komponiert, dass die Spannung von Seite zu Seite steigt. Ob Poirot grübelnd in seinem Kabinett sitzt oder die Passagiere mit durchdringendem Blick verhört die Erzählweise hat Tempo, aber auch Tiefe. Und das Timing der Enthüllungen ist, wie im Original, meisterhaft.
Eine Figurenriege mit vielen Facetten
Was bei Agatha Christie immer begeistert, ist ihr scharfer Blick für menschliche Abgründe. Auch in der Comicversion sind die Figuren nicht einfach nur Verdächtige sie sind Persönlichkeiten mit Geheimnissen, Verletzungen, Wünschen. Simon Doyle, Jacqueline de Bellefort, die exzentrische Mrs. Otterbourne oder die schweigsame Haushälterin alle haben ihre Momente im Rampenlicht. Die Adaption schafft es, diese Vielfalt klar darzustellen, ohne zu überladen.
Für Neueinsteiger und Fans gleichermaßen
Ob man den Roman kennt oder nicht, spielt keine Rolle: Die Comicfassung funktioniert für beides. Neulinge entdecken eine raffiniert konstruierte Kriminalgeschichte, Fans freuen sich über bekannte Szenen in neuem Gewand. Die Inszenierung bleibt nah an Christies Vorlage, fügt aber durch die Bildsprache eine eigene Erzählqualität hinzu. Besonders schön ist, wie Poirots Nachdenklichkeit und seine feine Ironie eingefangen werden.
Historisches Flair meets Comickunst
Der ägyptische Hintergrund ist nicht nur Kulisse, sondern Teil der Geschichte und der Comic bringt diese exotische Atmosphäre wunderbar rüber. Von den Tempeln über das Schiff bis zu den Kostümen der 1930er Jahre: Hier stimmt das Detail. Das Zusammenspiel aus historischem Setting und moderner Bildsprache macht diese Adaption besonders reizvoll. Man spürt förmlich die heiße Sonne Ägyptens, das Knistern der Spannung und das leise Ticken des Unvermeidlichen.
Klein, handlich, aber inhaltlich groß
Der Band kommt im typischen Comicformat daher und eignet sich perfekt für unterwegs oder einen gemütlichen Abend auf dem Sofa. Trotz der vergleichsweise kurzen Lesezeit fühlt sich die Geschichte nie gehetzt an. Die Szenen sind sorgfältig ausgewählt und die Essenz des Romans bleibt erhalten. Das ist eine Kunst für sich und hier wirklich gut gelungen. Wer klassische Detektivgeschichten mag, wird diesen Band verschlingen.
Ein Mord viele Gründe, diesen Comic zu lesen
Diese Comic-Adaption zeigt, dass gute Geschichten zeitlos sind. Agatha Christies Krimi funktioniert auch heute noch wunderbar und durch die visuelle Umsetzung bekommt er eine frische, neue Dimension. Wer Christie liebt, wird sich an der stilvollen Umsetzung erfreuen. Wer sie noch nicht kennt, bekommt mit Tod auf dem Nil einen perfekten Einstieg. Der Comic bewahrt die Tiefe und Cleverness des Originals, ohne schwer zugänglich zu sein.
Die Illustrationen sind stimmig, atmosphärisch und mit Liebe zum Detail gestaltet. Callixte beweist ein gutes Gespür für Mimik, Raum und Spannung. Besonders gelungen ist, wie die Charaktere und Schauplätze visuell zum Leben erwachen.
Dieser Band ist keine bloße Nacherzählung, sondern eine durchdachte Interpretation. Er bringt das Flair der 1930er und die Eleganz des klassischen Krimis in eine moderne, zugängliche Form. Agatha Christie Classics: Tod auf dem Nil ist ein rundum gelungener Comic, der Freude machen wird. Spannend, schön gezeichnet und clever erzählt was will man mehr?
Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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