Das Reich des Todesdrachen

In der zerrissenen Welt All’Ein sucht der junge Zauberer Jasov Vergebung, indem er sich einem Altdrachen verschreibt. Doch sein Machtpotenzial entfacht Intrigen und verschärft den Konflikt zwischen Menschen und Drachen. Nun müssen Jasov, der Drachenherrscher Dragul und eine Drachenfrau über Schicksal, Loyalität und die Balance der Magie entscheiden.

Ein epischer Auftakt

Mit Das Reich des Todesdrachen startet I. B. Zimmermann die Reihe Atlas des Äthers neu überarbeitet, erweitert und mit einem Graphic-Novel-Teil versehen. Schon der erste Blick ins Buch zeigt: Hier geht es um große Themen. Drachen, Magie, alte Kriege und eine Welt, die an ihren Bruchlinien zu zerfallen droht. Alles klingt nach klassischer High Fantasy und wird trotzdem frisch und überraschend erzählt. Was mir hier zu Beginn direkt gut gefallen hat ist die Bildsprache, denn die Autorin schafft es alles sehr ausführlich und gut zu beschreiben. 

Eine Welt voller Risse

Die Welt All’Ein ist nicht einfach eine Kulisse, sondern ein zerbrochenes Spiegelbild ihrer Vergangenheit. Kriege haben nicht nur Städte zerstört, sondern auch Vertrauen und Bündnisse. Die Kluft zwischen Menschen und Drachen ist fast greifbar und sie zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung. Dies Settings sind düster, vielschichtig und trotzdem voller Möglichkeiten. Gerade auch wenn ein Ort erwacht und droht zum Grab zu werden, nimmt der Band richtig Fahrt auf. Was ich ebenfalls sehr spannend fand waren die ganzen Möglichkeiten, die man hier bereite anschneidet und manches wie Geisterhunde auch vertieft. 

Jasov, ein Held wider Willen

Im Zentrum steht Jasov, ein junger Zauberer, der mehr Fehler mit sich herumträgt, als ein Mensch allein schultern sollte. Sein Wunsch, Buße zu leisten, macht ihn zu einer Figur, die man sofort ins Herz schließt, denn seine Schuld wiegt schwer für ihn und beeinflusst auch etwas sein Handeln. Er ist nicht perfekt, er stolpert, er zweifelt und genau deshalb wirkt er glaubwürdig. Statt eines makellosen Helden erleben wir jemanden, der erst lernen muss, was es bedeutet, mit Verantwortung und Macht umzugehen. Persönlich muss ich sagen, ich bin Jasov sehr gerne gefolgt den Band über und freue mich darauf ihn beim

Entfalten seiner Persönlichkeit weiter zu beobachten. 

Dragul, ein Altdrache mit Tiefgang

Dragul, der Drachenherrscher, ist eine der spannendsten Figuren des Buches. Er ist mächtig und bedrohlich, gleichzeitig aber auch hin- und hergerissen zwischen Pflicht, Überzeugung und den Konsequenzen seines Handelns. Er ist kein eindimensionaler Bösewicht, sondern eine Figur, die man gleichzeitig bewundert und fürchtet. Gerade diese Ambivalenz macht ihn so faszinierend. Gerade auch der Kern seiner Magie ist spannend, denn der gehört der Todesmagie an. Man spürt hier gleich bei seinem ersten Auftreten, wie überaus mächtig er ist und zugleich auch ringt er mit seinen inneren Konflikten. 

Magie mit Eigenleben

Besonders spannend ist die Art, wie Zimmermann Magie interpretiert: Sie ist nicht einfach ein Werkzeug, sondern ein bewusstes, beinahe lebendiges Element. Diese Idee bringt frischen Wind in die Geschichte und sorgt für unvorhersehbare Wendungen. Dazu kommen klassische Fantasy-Tropes From Zero to Hero, Enemies to Lovers oder Found Family, die hier geschickt variiert werden. Bei dem Thema Found Family muss ich sagen, macht man viel richtig und zugleich stellt man hier erst die Weichen für die nachfolgenden Bände. 

Intrigen, Politik und Schlachten

Neben den persönlichen Geschichten der Figuren tobt im Hintergrund die große Politik. Der bröckelnde Waffenstillstand, das Wettrüsten und die Intrigen machen klar: All’Ein steht am Abgrund. Kämpfe, Verrat und geheime Missionen ziehen sich durch die Handlung, ohne dass es je wie eine reine Abfolge von Orten wirkt. Immer bleibt das Menschliche oder Drachenhafte im Vordergrund.

Eine Drachenfrau im Fokus

Neben Jasov und Dragul sticht besonders die Drachenfrau Nyth hervor, die sich ihrem Schicksal nicht länger entziehen will. Die Figur selbst bekommt Richtung Ende meiner Meinung nach sehr viel mehr an Tiefe und bleibt dennoch mit so manchem im Hintergrund. Sie bringt eine neue Perspektive in die Geschichte und öffnet den Blick für die Drachenwelt, ihre Zwänge und Hoffnungen. Dadurch wirkt die Geschichte breiter und zeigt, dass nicht nur die Menschen, sondern auch die Drachen zwischen Pflicht und Freiheit zerrissen sind.

Der Graphic-Novel-Teil als Bonus

Die größte Neuerung dieser Neuauflage ist der Graphic-Novel-Teil und der funktioniert hervorragend. Er verstärkt die Atmosphäre, verleiht epischen Momenten zusätzliche Wucht und macht das Lesen zu einem visuellen Erlebnis. Es ist nicht nur ein nettes Extra, sondern eine echte Erweiterung der Geschichte.

Fazit

Das Reich des Todesdrachen ist ein High-Fantasy-Auftakt, der sowohl episch als auch emotional überzeugt. Die Mischung aus großem Worldbuilding, tiefgründigen Figuren und einer Handlung, die immer wieder mit Grautönen spielt. Besonders stark ist die Charakterzeichnung. Weder Jasov noch Dragul oder Nyth sind einfache Helden oder Bösewichte. Jeder trägt innere Konflikte, Schuld oder Zweifel mit sich herum und genau das macht sie greifbar. Was mir gerade an Nyth gefällt ist, dass sie zwar erfahren im laufe der Handlung was sie ist, vieles über sie selbst bleibt aber noch im Hintergrund. Auch das Worldbuilding verdient Lob: All’Ein fühlt sich wie eine echte Welt an, gezeichnet von Vergangenheit und voller offener Wunden. Magie als bewusstes Element bringt zusätzlich eine originelle Note, die für viel Dynamik sorgt, gerade wenn man einen Sumpf am Anfang erlebt. Wer Lust auf Ränkespiele, Kämpfe und intime Charakterdramen hat, wird hier fündig.

Der Graphic-Novel-Teil ist das Tüpfelchen auf dem i. Er verleiht den ohnehin bildhaften Beschreibungen eine neue Dimension und sorgt dafür, dass man noch tiefer in die Geschichte hineingezogen wird. Unterm Strich ist diese Neuauflage ein rundum gelungener Start in die Atlas des Äthers-Reihe. Für Fans von Drachen, komplexen Welten und Figuren mit Tiefgang ist Das Reich des Todesdrachen ist der Band definitiv ein Blick wert. Ich bin überzeugt: Wer Band 1 beendet, will sofort wissen, wie es weitergeht.

Vielen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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