Farmhand 3

Farmer Jedidiah Jenkins züchtet menschliche Organe statt Feldfrüchte. Als sich sein Samen unkontrolliert ausbreitet, bringt die Suche nach einer Heilung Freetown und seine Familie ins Wanken. Zeke erfährt die Wahrheit über seine Mutter und seine eigene Infektion.

Der etwas andere Bauernhof

Wer Comics wie Chew mochte, wird mit Farmhand bereits vertraut sein Rob Guillory bringt wieder seine ganz eigene Mischung aus schrägem Humor, groteskem Horror und messerscharfer Gesellschaftskritik. In Band 3 steigert er das Ganze noch mal ordentlich und führt uns tiefer in die dunkle Saat, die Jedidiah Jenkins auf seiner Farm ausgebracht hat. Und das ist wörtlich gemeint: Statt Mais und Weizen wachsen hier Organe, Gliedmaßen und alles, was der menschliche Körper so hergibt. Klingt abgefahren? Ist es auch. Hier geht es zwar weniger darum, sondern immer mehr um das was Inder Vergangenheit passiert ist und nun ans Licht kommt. 

Eskalation auf allen Ebenen

Während in den ersten beiden Bänden vor allem die Einführung der Figuren und die abgedrehte Grundidee im Fokus standen, drückt Band 3 spürbar aufs Tempo und bringt so manche Wahrheit ans Licht. Der Jedidiah-Samen breitet sich immer unkontrollierter im Ökosystem von Freetown aus. Pflanzen, Tiere, Menschen alles kann infiziert oder verändert werden und hier bekommen wir den Blick noch auf eine zusätzliche Macht, eine die einen noch gefährlicheren Samen hervorbringt. Was anfangs wie eine bizarre Science-Fiction-Spielerei wirkte, bekommt jetzt eine bedrohliche Dimension.

Familiengeheimnisse im Zentrum

Natürlich sind es nicht nur die Tentakel, Wucherungen und Organfelder, die hier für Spannung sorgen, denn diese haben wir längst verlassen. Im Kern ist Farmhand 3 immer noch eine Familiensaga. Zeke, Jedidiah Jenkins’ Sohn, erfährt endlich, was mit seiner Mutter geschehen ist. Diese Enthüllung trifft ihn mitten ins Herz und zwingt ihn, sich mit seiner eigenen Infektion auseinanderzusetzen. Das sorgt für eine starke persönliche Note, die den Body-Horror erdet und die Figuren spürbar menschlich hält.

Horror trifft auf Satire

Guillory balanciert gekonnt zwischen Body-Horror und gesellschaftlichem Kommentar. Während die Bilder manchmal an Cronenberg erinnern, steckt in den Dialogen eine Prise bissige Satire. Die Ernte von Organen ist natürlich eine überspitzte Allegorie auf moderne Landwirtschaft, Patente und Profitgier. Band 3 zeigt deutlich, dass Guillory nicht nur auf Schockeffekte setzt, sondern auch eine größere Botschaft transportieren will.

Visueller Wahnsinn

Zeichnerisch bleibt Guillory seinem Stil treu: knallig, cartoonhaft, aber mit genug grotesken Details, um einem manchmal den Magen umzudrehen. Gerade dieser Kontrast – fast schon „niedliche“ Figuren, die sich durch Albtraumszenarien bewegen – macht den Reiz aus. Wer sich von Körperhorror abschrecken lässt, sollte gewarnt sein, aber Comicfans, die visuelle Originalität schätzen, bekommen hier ein Fest serviert.

Kein Zurück mehr

Spätestens mit Band 3 ist klar: Hier gibt es kein Zurück. Die Saat ist nicht mehr einzudämmen, und die Jenkins stecken mittendrin. Besonders spannend ist, wie sehr die Familie auseinanderzubrechen droht die Bedrohung ist nicht nur von außen, sondern auch von innen präsent. Dadurch entsteht eine unheilvolle Stimmung, die den Band zu einem echten Pageturner macht.

Übergang oder Höhepunkt?

Man merkt deutlich, dass Band 3 ein Wendepunkt in der Serie ist. Viele Fäden, die bisher lose wirkten, laufen hier zusammen. Gleichzeitig werden neue Fragen aufgeworfen, die neugierig auf die Fortsetzung machen. Gerade deswegen fühlt sich dieser Teil nicht wie ein Füllband an, sondern wie ein notwendiger Schritt hin zu einem größeren Finale.

Warum sich Farmhand 3 lohnt

Farmhand 3 kombiniert alles, was die Reihe stark macht: abgefahrene Ideen, groteske Bilder und eine spannende Familiendynamik. Wer bereits eingestiegen ist, wird diesen Band als eine Art Höhepunkt empfinden er zieht die Schraube fester und macht das Ganze noch intensiver. Trotz aller Körperhorror-Elemente verliert Guillory nie den menschlichen Kern aus den Augen. Die Enthüllungen um Zekes Mutter und seine eigene Infektion machen die Geschichte greifbar und geben ihr emotionale Schwere. Ohne das wäre Farmhand nur ein Freakshow-Spektakel, so ist es viel mehr. Zwischen den grotesken Szenen schwingt immer ein Kommentar mit: über Gentechnik, und über die Grenzen der Wissenschaft. Band 3 verdeutlicht noch stärker, dass Guillory mehr will, als nur Blut und Eingeweide zu zeigen er hält uns einen Spiegel vor. Guillorys Zeichenstil bleibt ein Alleinstellungsmerkmal. Er schafft es, selbst die widerlichsten Szenen mit einem Hauch von Humor zu versehen, ohne die Bedrohung abzuschwächen. Dadurch ist Farmhand kein düsterer Horrorcomic im klassischen Sinn, sondern etwas völlig Eigenständiges. Wer die ersten beiden Bände mochte, hat hier keine Wahl: Band 3 ist Pflichtlektüre. Für Neueinsteiger lohnt es sich, von vorne zu beginnen, weil die Figurenbeziehungen wichtig sind. Aber wenn man einmal in der Welt von Jedidiah Jenkins gelandet ist, lässt sie einen nicht mehr los. Farmhand 3 zeigt, wie verrückt, klug und emotional Comicgeschichten heute sein können – und macht richtig Lust auf das, was noch kommt.

Vielen Dank an den Skinless Crow Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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