Monster Perfect Edition 3 

Tenma sucht beim Psychologen Dr. Gillen Rat über Johanns Persönlichkeit. Doch Gillen verdächtigt Tenma selbst der Morde und will ihn manipulieren. Währenddessen arbeitet Karl in München als Vorleser für einen blinden Milliardär und trifft dort überraschend auf Johann – der Beginn rätselhafter Ereignisse.

Zwischen Wahrheit und Wahn

Mit dem dritten Band der Perfect Edition zieht Naoki Urasawa die Spannungsschraube noch weiter an. Die Frage, ob Johann vielleicht gar kein klassischer Bösewicht, sondern eine Art gespaltene Persönlichkeit im Stil von Jekyll und Hyde ist, bildet den Aufhänger für eine ganze Reihe intensiver Gespräche und Wendungen. Im Zentrum steht Dr. Tenma, der nicht nur vor der Polizei, sondern nun auch vor psychologischer Manipulation fliehen muss. Was ich sagen muss, mit Johann baut man eine Figur aus, die ich sehr spannend finde und der trotz seiner jungen Jahre schon sehr viel erlebt hat. 

Dr. Gillen Mentor oder Manipulator?

Besonders stark ist der Auftritt von Dr. Gillen, einem Kriminalpsychologen, der Tenma scheinbar helfen will. Doch Urasawa dreht das Spiel schnell um: Statt Antworten erhält Tenma eine erschreckende Analyse, die ihn selbst als Täter in den Mittelpunkt rückt. Der Gedanke, dass der Protagonist womöglich nur seine eigenen Morde auf Johann projiziert, ist ein geschickter Kniff, der die Figuren hier genauso verunsichert wie Tenma selbst. Wenn man nicht wüsste das es Johann wirklich gibt, könnte man auf die falsche Fährte auch reinfallen. 

Psychospielchen auf höchstem Niveau

Was den Band so packend macht, ist die Art, wie Urasawa Psychologie inszeniert. Gespräche werden zu Duellen, und jede Geste, jeder Blick kann eine Falle sein. Gillen entpuppt sich als Figur, die Wissenschaft und persönliche Besessenheit gefährlich miteinander verwebt. Für Tenma bedeutet das: Er wird nicht mehr nur von außen gejagt, sondern beginnt selbst an seiner Wahrnehmung zu zweifeln.

Neue Figuren, neue Fäden

Neben der Hauptgeschichte in Frankfurt und München öffnet der Manga ein weiteres spannendes Kapitel mit Karl, einem Studenten, der sein Studium durch Vorlesen für einen blinden Milliardär finanziert. Dass Karl auf Johann stößt, verknüpft die Erzählstränge geschickt und weitet das Netz, das Urasawa über Europa spannt. Plötzlich wirken selbst Nebenfiguren wie Schachfiguren in Johanns unheimlichem Plan.

Die Johann-Frage

Johann bleibt weiterhin ein Phantom kaum präsent, aber in jeder Szene spürbar. Seine Begegnung mit Karl ist ein Beispiel dafür: Ein kurzer Auftritt genügt, und sofort kippt die Stimmung ins Unheimliche. Urasawa versteht es meisterhaft, den Antagonisten wie einen Schatten wirken zu lassen, der jede Handlung durchdringt, ohne permanent auf der Bühne stehen zu müssen. 

Atmosphäre und Setting

Ein besonderes Lob verdient erneut die Atmosphäre. München wird nicht als glatte Postkartenkulisse dargestellt, sondern als Schauplatz, der durch Universitäten, alte Villen und düstere Hinterzimmer einen ganz eigenen Thriller-Charme entwickelt. Urasawas Strich bleibt nüchtern und präzise, gleichzeitig schafft er es, selbst in scheinbar ruhigen Szenen eine unterschwellige Bedrohung mitschwingen zu lassen.

Spannung durch Reduktion

Was auffällt: Es gibt in diesem Band vergleichsweise wenig Action. Die Spannung entsteht nicht durch Verfolgungsjagden oder Schießereien, sondern fast ausschließlich durch Dialoge und psychologische Spiele. Das ist ein mutiger Schritt, der aber hervorragend funktioniert. Wer Action im klassischen Shōnen-Stil erwartet, wird enttäuscht sein doch wer subtilen Nervenkitzel liebt, kommt voll auf seine Kosten.

Urasawas Erzählkunst

Der Manga zeigt erneut, warum Naoki Urasawa zu den ganz Großen gehört. Er jongliert mit Themen wie Schuld, Identität und Manipulation, ohne ins Kitschige oder Überdramatische abzurutschen. Stattdessen gibt er seinen Figuren Raum, sich langsam zu entwickeln, während die Lesenden Stück für Stück selbst zu Detektiven werden.

Ein Band, der die Serie neu definiert

Perfect Edition 3 fühlt sich wie ein Wendepunkt an. Nicht nur, weil Tenma an seine Grenzen stößt, sondern auch, weil Johann mehr und mehr als unfassbar komplexe Figur erscheint. Was hier begonnen wird – die Infragestellung von Schuld und Realität wird die Serie noch lange prägen.

Ein Manga, der sich Zeit nimmt

Monster Perfect Edition 3 ist kein Band, den man nebenbei liest. Die Dialoge, die psychologischen Analysen und die leisen Bedrohungen verlangen Aufmerksamkeit und der Band ist wieder unheimlich fesselnd. Urasawa beweist, dass echte Spannung nicht laut sein muss. Indem er die Handlung auf Tenmas Verfolgung legt, denn wen kam man am Ende wirklich trauen und Johanns Bedrohung fokussiert, schafft er eine Atmosphäre, die unter die Haut geht. Gerade gegen Ende bekommt er einen größeren Part spendiert und da sitzt einfach alles.  Ob Dr. Gillen mit seinen Methoden oder Karl, der naiv in ein Netz von Intrigen stolpert – jede Figur bekommt genug Tiefe, um eigenständig interessant zu wirken. Urasawas Stärke ist es, dass selbst Nebenrollen nicht vergessen werden, sondern Teil eines größeren Puzzles sind.

Der Manga verankert seine Geschichte fest in Europa. München, Universitäten, reiche Villen all das wirkt glaubwürdig und hebt die Reihe von vielen anderen Manga ab, die meist in Japan spielen. Der europäische Schauplatz ist nicht nur Kulisse, sondern trägt aktiv zur Atmosphäre bei. Zusammengefasst: Monster Perfect Edition 3 ist ein hochspannender Band, der die Serie weiter auf dem starken Niveau hebt. Wer schon die ersten beiden Teile mochte, wird hier nicht enttäuscht. Und wer Thriller liebt, die psychologisch fordern, findet hier eine spannende Geschichte, die noch einige Bände für mich bereithält. 

Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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