Punisher Mission Fury

1971, mitten im Vietnamkrieg, gerät Colonel Nick Fury in Gefangenschaft des Vietcong, eine Gefahr für die CIA, da er brisante Geheimnisse kennt. Captain Frank Castle erhält daher einen klaren Auftrag: Fury finden und ausschalten. 

Ein blutiges Kapitel aus Frank Castles Vergangenheit

Garth Ennis und der Punisher – eine legendäre Kombination. Seit den frühen 2000ern hat Ennis mit seinen kompromisslosen, brutalen und oft zynischen Geschichten die Figur des Frank Castle neu definiert. Jetzt kehrt er mit Punisher – Mission Fury zurück und verlegt die Handlung in den Vietnamkrieg. An der Seite von Zeichner Jacen Burrows entfaltet er eine düstere und gnadenlose Geschichte über Krieg, Verrat und eine Mission, die den Punisher schon vor seiner Zeit als rachsüchtiger Vigilant auf die Probe stellt.

Zurück nach Vietnam – Eine Mission ohne Wiederkehr

Wir schreiben das Jahr 1971. Der Vietnamkrieg tobt, und inmitten des Chaos wird niemand Geringeres als Colonel Nick Fury vom Vietcong gefangen genommen. Ein schwerwiegendes Problem für die CIA, denn Fury besitzt Wissen über geheime Operationen, das unter keinen Umständen in feindliche Hände geraten darf. Die Lösung? Captain Frank Castle – ein Soldat, der für seine Effizienz und Skrupellosigkeit bekannt ist. Doch seine Mission ist keine Rettungsaktion: Castle soll Fury finden und eliminieren, bevor die Vietcong ihn verhören können.

Hier stellt sich bereits die erste große Frage: Würde Frank Castle, ein Soldat mit einem Ehrenkodex, wirklich einen amerikanischen Kriegshelden töten? Ennis stellt Castle vor eine moralische Herausforderung, die nicht nur seine Loyalität, sondern auch sein Verständnis von Krieg und Gerechtigkeit auf die Probe stellt.

Garth Ennis in Höchstform

Ennis bleibt sich treu: Seine Dialoge sind präzise, zynisch und oft mit einer guten Prise bitterem Humor versehen. Er zeichnet ein ungeschöntes Bild des Vietnamkriegs, das nicht nur die Brutalität des Konflikts zeigt, sondern auch die Grauzonen der Politik und die düsteren Machenschaften der Geheimdienste. Wer Ennis’ frühere Punisher-Storys oder seine Arbeit an Fury: My War Gone By kennt, weiß, dass er kein Interesse daran hat, Helden zu schaffen – sondern Menschen mit all ihren Fehlern und Abgründen darzustellen.

Besonders beeindruckend ist die Dynamik zwischen Castle und Fury. Während Castle ein Mann der Taten ist, ein Soldat, der Befehle ausführt und keine Fragen stellt, ist Fury ein Überlebenskünstler, der das große Ganze sieht und sich nicht einfach abservieren lässt. Ihre Interaktionen sind von gegenseitigem Respekt, aber auch tiefem Misstrauen geprägt, was die Spannung der Geschichte enorm steigert.

Jacen Burrows: Kalte, harte Ästhetik

Die Zeichnungen von Jacen Burrows sind vielleicht nicht so detailverliebt wie die von Ennis’ früheren Kollaborateuren wie Goran Parlov oder Steve Dillon, aber sie passen perfekt zur rauen Atmosphäre der Geschichte. Seine Strichführung ist klar und präzise, seine Figuren wirken hart, fast aus Stein gemeißelt – passend zu einer Geschichte, in der Menschlichkeit oft zweitrangig ist.

Besonders beeindruckend sind die Darstellungen der Dschungellandschaft. Burrows schafft es, den Vietnamkrieg nicht nur als Schlachtfeld, sondern als lebendige Hölle darzustellen, in der der Tod hinter jedem Baum lauert. Die Action-Szenen sind brutal, blutig und kompromisslos – genau das, was man von einer Ennis-Punisher-Story erwartet.

Ein Punisher, der noch kein Punisher ist

Ein besonders interessanter Aspekt der Geschichte ist die Tatsache, dass Frank Castle hier noch nicht der Punisher ist, sondern ein Soldat, der seinen Befehlen folgt. Doch bereits in dieser Phase seines Lebens zeigt sich, dass er keine gewöhnliche Figur ist. Seine kalte Präzision, sein Pragmatismus und seine unerschütterliche Haltung gegenüber Gewalt machen deutlich, dass er nicht erst durch den Mord an seiner Familie zu dem wurde, was er später ist – der Punisher steckt bereits in ihm.

Diese Charakterisierung macht die Geschichte umso fesselnder, da sie Einblicke in Castles Psyche gibt und zeigt, dass er in gewisser Weise schon immer ein Killer war. Das bedeutet nicht, dass er keine Prinzipien hat – aber seine Moral ist nicht die eines normalen Menschen, sondern die eines Mannes, der Krieg als seinen natürlichen Zustand betrachtet.

Fazit: Ein harter, kompromissloser Thriller

Punisher Mission Fury ist alles, was man von einer Garth-Ennis-Geschichte erwartet: Brutal, zynisch und mit einem gnadenlosen Blick auf die Realität des Krieges. Die Story ist weniger ein typischer Superhelden-Comic als ein Kriegs-Thriller, der sich an realistischen Konflikten orientiert und keine Schwarz-Weiß-Malerei betreibt. Wer den Punisher nur aus Mainstream-Marvel-Comics kennt, könnte überrascht sein, wie wenig Glamour und Heldenmut in dieser Geschichte stecken. Frank Castle ist hier kein rächender Engel, sondern ein Soldat, der mit den hässlichen Seiten des Krieges konfrontiert wird. Nick Fury ist ein hervorragender Gegenpol zu Castle, ein Mann, der sich nicht kampflos seinem Schicksal ergibt und beweist, warum er als Überlebenskünstler gilt. Die Zeichnungen von Jacen Burrows unterstreichen die düstere Atmosphäre perfekt. Sein realistischer Stil und die kompromisslose Darstellung von Gewalt passen hervorragend zur Geschichte. Auch wenn einige seiner Gesichter etwas steif wirken, transportieren seine Bilder die Kälte und Härte des Krieges mit beeindruckender Klarheit. Letztendlich ist Punisher Mission Fury eine Empfehlung für Fans von Garth Ennis, harten Kriegs-Thrillern und düsteren Charakterstudien. Es ist ein Comic, der zeigt, dass der Punisher nicht erst durch persönliche Verluste zum gnadenlosen Rächer wurde, sondern dass er schon immer ein Mann war, der bereit war, die dunkelsten Pfade zu beschreiten.

Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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