Orks & Goblins 25: Kalderok Die Kriege von Arran

Kalderok, ein emotionsloser Auftragsmörder, wird nach Dal’Darum geschickt dem Zentrum des Widerstands der Alten Völker. Politik ist ihm egal, doch sein Ziel ist gefährlich, Geduld gefragt. Zu allem Überfluss begleitet ihn die impulsive Orkfrau Aïsha, Tochter des Herren von Mahalal.
Mit Kalderok liefert das Kreativteam um Nicolas Jarry und Marco Itri einen neuen, düsteren Baustein im Fantasy-Epos Die Kriege von Arran. Die 25. Ausgabe der Orks & Goblins-Reihe macht deutlich, wie sehr sich die Erzählung von einfachen Abenteuern entfernt hat und nun in einer Welt spielt die mehr und mehr im Krieg versinkt, in dem Loyalitäten bröckeln, Moral zur Verhandlungsmasse wird und selbst ein einzelner Auftragsmörder den Lauf der Geschichte beeinflussen kann. Genau hier kommt Kalderok ins Spiel, der mit messerscharfem Blick und noch schärferer Klinge durch eine Welt stapft, in der die alten Völker ums Überleben kämpfen und hier auch Ork gegen Ork.
Kalderok, die Ruhe im Auge des Sturms
Kalderok ist kein tragischer Held, kein edler Krieger, er ist ein Profi. Er tötet für Geld, mit Präzision und ohne unnötige Dramatik. Dabei erinnert er mehr an einen Western-Antihelden als an die sonst oft überzeichneten Orkcharaktere. Das Besondere an ihm ist nicht, dass er skrupellos ist, das ist in dieser Welt beinahe Standard, sondern seine Gleichgültigkeit gegenüber dem großen Ganzen. Ob er in den Krieg der alten Völker gegen die Menschen verwickelt wird, ist ihm eigentlich egal. Er hat einen Job zu erledigen. Punkt. Genau diese innere Ruhe in einer Welt voller Chaos macht ihn zu einer faszinierenden Figur, die fast schon unheimlich souverän durch das Szenario gleitet. Gerade auch die Einblicke die er selbst in sich blicken lässt, machen die Figur nur interessanter.
Aïsha, Zündschnur mit Muskeln
Der Gegenpol zu Kalderoks kühler Professionalität ist Aïsha, eine junge Orkfrau, die mit dem Vorschlaghammer durch die Welt geht, metaphorisch. Sie ist ungestüm, laut, aufbrausend und dabei so verdammt lebendig, dass man sich jeder Szene mit ihr nicht entziehen kann. Ihre Abstammung, als Tochter des Herren von Mahalal, bringt zusätzlich eine politische Komponente in ihre Figur, die zwar hier nicht viel genutzt wird, aber Potenzial für andere Szenen hat. Ihre Lernkurve im Laufe des Bandes ist hier sehr gut und auch Kalderok ist über ihre Fortschritte erstaunt.
Dal’Darum Schauplatz der Schatten und Intrigen
Der Schauplatz Dal’Darum ist mehr als nur eine Kulisse. Die Stadt ist ein lebendiges Biest, zerrissen von Fraktionen, voll von Misstrauen und Geheimnissen. Sie spiegelt die größere Welt perfekt wider: eine Welt am Rande des Zusammenbruchs. Zwischen verfallenen Gebäuden, schmutzigen Gassen und brennenden Barrikaden entfaltet sich ein kleiner, aber intensiver Konflikt, der dennoch Teil des großen Kriegsbildes ist. Dennoch verlassen wir auch den Ort selbst und reisen auch in andere spannende Fleckchen.
Ein Krieg der Völker ein Spiel um Macht
Hinter dem persönlichen Auftrag, den Kalderok verfolgt, tobt ein weitaus größerer Krieg: Die Kriege von Arran rücken mit jedem Band näher ins Zentrum der Handlung. Elfen, Zwerge, Orks, Goblins, all die einstigen Mächte der Welt müssen sich zusammenschließen oder untergehen. Dabei finde ich sind in manchen Bände die Auswirkungen mehr zu spüren und Wiebke vorliegenden eher nur durch Nennung dessen.
Zeichenkunst mit Dreck unter den Fingernägeln
Marco Itri liefert hier eine visuell gute Arbeit ab. Seine Panels sind düster, schwer und voller Leben, selbst wenn sie den Tod zeigen. Die Figuren sind markant, ohne karikaturhaft zu wirken. Besonders hervorzuheben sind die Gesichter: Sie erzählen oft mehr als der Text. Kalderoks Mimik ist ein Beispiel dafür sparsam, aber ausdrucksstark. Die Farbgebung ist passend düster, oft in Erdtönen gehalten, mit scharfen Licht-Schatten-Kontrasten, die die Welt von Arran greifbar machen. Es ist ein Comic, in dem man sich immer wieder in den Bildern verlieren kann und will.
Dialoge mit Stahlkante
Nicolas Jarry ist bekannt für seine prägnanten, oft zynischen Dialoge und enttäuscht auch hier nicht. Kalderok spricht wenig, aber wenn, dann mit Nachdruck. Aïsha dagegen feuert Worte wie Speere ab mal trifft sie, mal verletzt sie, oft überrascht sie. Die Gespräche zwischen den beiden sind kein freundliches Geplänkel, sondern eine ständige Machtprobe. Die Dialoge unterstreichen, dass hier zwei sehr unterschiedliche Figuren aufeinanderprallen mit der konstanten Frage im Raum: Wer lernt eigentlich mehr von wem?
Ein düsteres Werk mit bissigem Herz
Kalderok ist keine Figur, mit der man sich identifizieren möchte, aber eine, die man bewundert. Seine Konsequenz, sein kalkuliertes Handeln und sein Überlebenswille machen ihn zu einem faszinierenden Spiegel dieser kaputten Welt. Er zeigt, dass selbst im größten Chaos Ruhe eine Waffe sein kann wenn man weiß, wie man sie einsetzt. Ohne Aïsha wäre der Band nur halb so dynamisch. Sie bringt Emotionen, Konflikte und Energie in jede Szene, in der sie auftaucht. Und sie entwickelt sich. Das ist keine Figur, die nur da ist, um Kalderok abzukontern, sie hat eine eigene Agenda, eine eigene Geschichte, die man unbedingt weitererzählt sehen möchte. Was Kalderok so gut macht: Er vereint das Persönliche mit dem Politischen, das Kleine mit dem Großen. Marco Itri liefert nicht einfach schöne Bilder, er liefert Bilder, die eine Geschichte erzählen. Jede Szene, jede Perspektive wirkt durchdacht.Kalderok ist ein großartiger Band für jeden, der sich mal was von der Reihe anschauen möchte. Aber man muss schon ganz klar sagen, bisher hat noch kein Band enttäuscht.
Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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