Edgar Rice Burroughs: Das vergessene Land 

1916, während des Ersten Weltkriegs: Nach Schiffbrüchen und einer unfreiwilligen U-Boot-Fahrt strandet der amerikanische Ingenieur Bowen Tyler mit englischen und deutschen Matrosen auf einer mysteriösen Insel. Die anfänglichen Spannungen weichen schnell, als sie auf Dinosaurier und andere prähistorische Kreaturen stoßen faszinierende, aber gefährliche Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit.

Abenteuer, Dinosaurier und menschliche Abgründe: Edgar Rice Burroughs: Das vergessene Land im Splitter Verlag

Mit Das vergessene Land bringt der Splitter Verlag eine Graphic Novel auf den Markt, die auf Edgar Rice Burroughs’ Abenteuergeschichte basiert. Diese Comic-Adaption nimmt uns mit auf eine packende Reise zu einer mysteriösen Insel voller Dinosaurier, Gefahren und menschlicher Konflikte. Geschrieben von Éric Corbeyran und illustriert von Gabor, verbindet das Werk Abenteuer, Science Fiction und klassische Abenteuerliteratur zu einem echten Comic-Highlight. Doch hält die Adaption, was sie verspricht?

Ein packender Einstieg in die Welt von 1916

Die Geschichte beginnt mitten im Chaos des Ersten Weltkriegs. Der Protagonist Bowen Tyler, ein amerikanischer Marineingenieur, gerät nach einer Reihe dramatischer Ereignisse, darunter mehrere Schiffbrüche und die Entführung durch ein deutsches U-Boot, auf eine unbekannte Insel. Der Einstieg ist rasant und wirft uns direkt ins Geschehen. Schon hier zeigt sich Corbeyrans Talent: Er hält sich an Burroughs’ Vorlage, gibt den Ereignissen aber ein modernes Erzähltempo, das keine Langeweile aufkommen lässt.

Eine Insel voller Wunder und Schrecken

Die Insel selbst ist ein Highlight der Geschichte. Sie wirkt wie ein Ort, der der Zeit entkommen ist, eine perfekte Mischung aus Abenteuer und Mystery. Hier begegnen Tyler und seine unfreiwilligen Gefährten Dinosauriern, Pterodaktylen und anderen prähistorischen Wesen. Diese Kreaturen werden nicht nur als Bedrohung inszeniert, sondern wecken auch wissenschaftliche Neugier. Besonders die Zeichnungen von Gabor erwecken die prähistorische Fauna zum Leben: Die Dinosaurier wirken imposant und furchterregend, während die Landschaften exotisch und zugleich gefährlich erscheinen.

Zwischenmenschliche Spannungen im Survival-Drama

Die eigentliche Stärke von Das vergessene Land liegt jedoch nicht nur in der Dinosaurier-Action, sondern in den Beziehungen der Gestrandeten. Tyler und seine Gruppe bestehend aus englischen und deutschen Soldaten, müssen trotz ihrer Feindschaft zusammenarbeiten, um zu überleben. Die Dynamik zwischen den Figuren ist glaubwürdig und spannend. Misstrauen, Ressentiments und Machtkämpfe sorgen für zahlreiche Konflikte, die fast so gefährlich sind wie die Dinosaurier selbst.

Ein moderner Blick auf einen Klassiker

Éric Corbeyran bleibt der Vorlage von Edgar Rice Burroughs treu, schafft es aber, den Stoff zeitgemäß zu interpretieren. Die Dialoge sind lebendig und zugänglich, ohne dabei den pulpigen Charme des Originals zu verlieren. Gleichzeitig gibt er den Figuren mehr emotionale Tiefe, was besonders bei Bowen Tyler deutlich wird. Dieser ist nicht nur ein klassischer Held, sondern zeigt auch Zweifel, Wut und Verletzlichkeit Eigenschaften, die ihn menschlicher machen.

Visuelle Wucht: Die Illustrationen von Gabor

Die Zeichnungen von Gabor sind schlicht beeindruckend. Jede Seite strotzt vor Detailreichtum, und die dynamischen Posen und Bewegungen der Charaktere fangen die Dramatik der Geschichte perfekt ein. Besonders hervorzuheben sind die Dinosaurier, die nicht nur wissenschaftlich korrekt, sondern auch mit einer gewissen Fantasie gestaltet sind. Gabors Farbpalette unterstreicht die exotische, aber gefährliche Atmosphäre der Insel, und die Licht- und Schatteneffekte verleihen den Panels eine beeindruckende Tiefe.

Spannung bis zur letzten Seite

Die Handlung bleibt bis zum Schluss spannend. Während die Gruppe sich gegen die Gefahren der Insel behauptet, wird deutlich, dass die größte Bedrohung vielleicht nicht die Dinosaurier sind, sondern die Menschen selbst. Intrigen, Verrat und heroische Opfer machen die Geschichte vielschichtiger, als man zunächst vermuten würde. Gerade das Finale ist packend inszeniert. 

Eine Hommage an Edgar Rice Burroughs

Für Fans des Originals bietet Das vergessene Land zahlreiche Anspielungen und bleibt dem Geist von Burroughs treu. Die Mischung aus Abenteuer, Wissenschaft und fantastischen Elementen erinnert an Werke wie Die Prinzessin vom Mars oder Am Mittelpunkt der Erde. Gleichzeitig ist die Graphic Novel ein hervorragender Einstieg für Neulinge, die sich an die Werke von Burroughs herantasten möchten.

Für wen geeignet?

Ob eingefleischte Fans von Burroughs oder Neulinge, dieses Werk hat für jeden etwas zu bieten. Wer Dinosaurier, spannende Konflikte und menschliche Dramen liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Der Splitter Verlag liefert mit dieser Adaption eine Perle, die man nicht verpassen sollte. 

Fazit: Ein Abenteuer, das begeistert

Mit Edgar Rice Burroughs: Das vergessene Land gelingt dem Splitter Verlag eine eindrucksvolle Hommage an die Abenteuerliteratur des frühen 20. Jahrhunderts. Die Comic-Adaption von Éric Corbeyran und Gabor bringt die Essenz von Burroughs’ Vorlage auf den Punkt, bleibt dabei aber zugänglich und frisch. Die größte Stärke des Comics ist ohne Zweifel die atemberaubende Darstellung der Insel und ihrer prähistorischen Bewohner. Gabors Illustrationen lassen die Dinosaurier lebendig werden. Sie sind majestätisch, furchterregend und dennoch voller Detailtreue. Die Insel wird zu einem lebendigen, mysteriösen Schauplatz, der weit mehr als nur Kulisse ist: Sie ist ein zentrales Element der Geschichte, das das Abenteuergefühl perfekt transportiert. Während Dinosaurier und U-Boote auf den ersten Blick das Abenteuer dominieren, ist es der zwischenmenschliche Konflikt, der die Handlung trägt. Die unfreiwillige Zusammenarbeit zwischen einstigen Feinden Engländern, Deutschen und dem Amerikaner Bowen Tyler sorgt für Spannung und Tiefe Die Geschichte ist schnörkellos und treibt mit einem flotten Tempo voran, ohne die Charakterentwicklung zu vernachlässigen. Die grafische Umsetzung ist ein weiteres großes Plus. Gabor gelingt es, die Geschichte mit einem Detailreichtum zu bereichern, der uns förmlich in die Panels eintauchen lässt. Alles in allem ist Edgar Rice Burroughs: Das vergessene Land eine gelungene Adaption, die mir durchweg gefallen hat.

Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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