What’s the furthest place from here 1

Eine Geschichte über das Wesentliche: dein Leben, deine Liebsten und deine Plattensammlung. Nach dem Weltuntergang kämpfen Kinderbanden ums Überleben in den Ruinen. Die 16-jährige Sid jedoch glaubt an mehr. Als sie verschwindet, setzt ihre Gang alles aufs Spiel, um sie zurückzuholen.

Ein atmosphärisches Debüt mit vielversprechendem Konzept

What’s the Furthest Place From Here 1 aus dem Hause Skinless Crow ist ein ambitionierter Auftakt, der eine postapokalyptische Welt voller Jugendlicher und ihrer Kämpfe um Zugehörigkeit, Identität und Hoffnung etabliert. Die Prämisse, eine Welt ohne Erwachsene, in der Kinder und Teenager Gangs bilden und ums Überleben kämpfen, ist nicht neu, wird hier jedoch mit einer erfrischenden Mischung aus Retro-Charme, dystopischer Mystik und popkulturellen Anspielungen erzählt. Von meiner Seite aus vorab schon ein wirklich guter erster Band, der mich insgesamt auch gut unterhalten hat. 

Die Stärke liegt in der Atmosphäre

Eines der hervorstechendsten Elemente des Comics ist die dichte Atmosphäre. Die Ruinen der USA sind nicht nur Kulisse, sondern werden selbst zu einem Charakter der Geschichte. Die Farbpalette, eine Mischung aus gedeckten, erdigen Tönen und leuchtenden Akzenten, verstärkt das Gefühl der Verlorenheit und Nostalgie. Gleichzeitig spiegeln die teils düsteren, teils surrealen Zeichnungen perfekt die emotionale Achterbahnfahrt der Charaktere wider.

Sympathische Charaktere mit Tiefgang

Im Mittelpunkt steht Sid, eine 16-Jährige mit einem unstillbaren Verlangen nach mehr mehr Freiheit, mehr Wissen, mehr vom Leben. Auch wenn sie der Kern ist der Handlung spielt sie doch eine etwas kleinere Rolle, denn mit ihrer Flucht vor ihrer Familie treten die anderen Figuren hier in den Vordergrund. Der Fokus liegt neben der Anführerin Alabama, klar auch auf Prufrock, beide funktionieren hier gut und finden sich meiner Meinung nach nach Ende des ersten Bandes an komplett unterschiedlichen Punkten und zugleich auch in nicht guter Ausgangslage für den zweiten,  

Ein Hauch von Herr der Fliegen

Die Dynamik innerhalb der Gangs erinnert stark an Klassiker wie Herr der Fliegen oder auch die Coming-of-Age-Werke von John Hughes, mit einer entscheidenden dystopischen Wendung. Die Konflikte um Macht, Loyalität und das Einhalten ungeschriebener Regeln verleihen der Geschichte eine fesselnde Dramatik. Dabei bleibt der Humor jedoch stets präsent und verhindert, dass die Handlung zu düster wird. Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, ist die Dynamik der verschiedenen Gruppen, die für mich sehr gut funktioniert und auch in meinen Augen für viel Abwechslung und zugleich auch für viel Spannung sorgt. 

Sci-Fi trifft auf Fantasy

Was What’s the Furthest Place From Here von anderen postapokalyptischen Geschichten unterscheidet, ist die spielerische Vermischung von Genres. Elemente von Sci-Fi und Fantasy, kombiniert mit Horror und Mystery, sorgen für eine einzigartige Tonalität. Gleichzeitig wirkt diese Mischung niemals erzwungen, sondern fügt sich organisch in die Erzählung ein. Ich muss ja sagen ich war am Anfang ein wenig skeptisch, doch die Skepsis ist schnell absolutem Spaß gewichen, denn insgesamt macht der erste Band schon sehr sehr viel richtig und bringt die Figuren in spannende Ausgangslagen für den nächsten Band. 

Die Bedeutung von Musik

Ein zentraler Bestandteil der Geschichte ist die Liebe zur Musik, die nicht nur als thematischer Hintergrund, sondern als emotionaler Anker dient. Plattensammlungen sind hier mehr als nur Erinnerungen, sie sind ein Symbol für Identität, Gemeinschaft und Hoffnung. Dieser Aspekt verleiht dem Comic eine zusätzliche Tiefe und wird insbesondere Musikliebhaber:innen ansprechen.

Einige Schwächen im Erzähltempo

Trotz seiner vielen Stärken hat der erste Band gelegentlich Probleme mit dem Erzähltempo. Einige Passagen ziehen sich, während andere, vor allem actiongeladene Szenen, etwas überhastet wirken. Es bleibt abzuwarten, ob zukünftige Ausgaben hier ein besseres Gleichgewicht finden, dass ist in meinen Augen aber auch meckern auf sehr hohem Niveau, gerade der wiederkehrende Perspektivwechsel funktioniert in meinen Augen sehr gut und bringt eine ganz besondere Dramatik mit. 

Ein Versprechen auf mehr

Der erste Band bietet viele spannende Ansätze, beantwortet jedoch nur wenige Fragen. Was genau ist mit der Welt passiert? Gibt es tatsächlich mehr da draußen, wie Sid glaubt, wo ist Sid überhaupt ? Diese offenen Enden wecken Neugier, könnten jedoch frustrieren, die auf schnelle Auflösungen hoffen. Gerade wenn man sie ich schon ganz gerne einen etwas besseren Blick auf die gesamte Lage bekommen will, muss ich sagen, befriedigt der Band, dieses Verlangen absolut nicht und macht mich dabei absolut neugierig, denn ich will schon wissen wie die Familien entstanden sind und wie die Welt insgesamt hier zu Grunde gegangen ist. 

Ein atmosphärisches Debüt mit vielversprechendem Konzept

What’s the Furthest Place From Here Band 1 aus dem Hause Skinless Crow entführt in eine dystopische Welt, in der Kinder und Jugendliche ohne Erwachsene ums Überleben kämpfen. Die Prämisse, Gangs in einer postapokalyptischen Welt, mag nicht völlig neu sein, wird hier jedoch mit einer einzigartigen Mischung aus Coming-of-Age-Drama, Mystery und popkulturellem Charme präsentiert. Der Auftaktband ist dabei ein starker Einstieg, der Neugier auf mehr weckt. Die eindrucksvolle Atmosphäre des Comics sticht besonders hervor. Die Farbpalette aus gedeckten Tönen und gelegentlichen leuchtenden Highlights unterstreicht die düstere, nostalgische Stimmung. Die Zeichnungen sind detailreich und transportieren die Isolation und Verlorenheit der Figuren, ohne dabei ihre Hoffnung und ihre Menschlichkeit aus den Augen zu verlieren. Im Zentrum der Handlung steht die 16-jährige Sid, deren Sehnsucht nach Freiheit und Antworten sie dazu treibt, ihre Gang und die vermeintliche Sicherheit der Gemeinschaft zu verlassen. Doch während Sid als Katalysator für die Geschichte dient, rücken andere Mitglieder ihrer Gang stärker in den Fokus. Figuren wie Alabama und Prufrock entwickeln eine interessante Dynamik, die sowohl Konflikte als auch emotionale Tiefe bringt. Gleichzeitig verhindert ein subtiler Humor, dass die düstere Thematik überwältigend wirkt. Die unterschiedlichen Gangs und ihre individuellen Eigenheiten sorgen zudem für Abwechslung und Spannung. Insgesamt liefert What’s the Furthest Place From Here Band 1 einen ordentlichen Einstieg in eine faszinierende Welt.

Vielen Dank an den Skinless Crow Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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