Vinland Saga 2

Thorfinns Hass auf Askeladd wegen des Mordes an seinem Vater Thors treibt ihn vom friedlichen Weg seines Vaters ab. In seiner Trauer erkennt er nicht, dass Thors ein wahrer Krieger war.
Blut, Ehre und innere Zerrissenheit Vinland Saga Band 2
Vinland Saga 2 setzt da an, wo der erste Band aufgehört hat: mittendrin im Chaos, zwischen eisigem Nordwind, dänischen Eroberern und der lodernden Wut eines jungen Kriegers. Yukimura Makoto liefert erneut ein dramatisches Kapitel in Thorfinns blutgetränkter Reise und diesmal wird es richtig persönlich. Denn der zweite Band dringt tiefer in die Vergangenheit ein und zeigt uns, wie der Keim von Thorfinns Hass gesät wurde. Fand ich persönlich ziemlich gut und zugleich auch sehr wichtig, denn so verstehen wir seinen Schmerz und der Band hat es geschafft mich so abzuholen, dass ich sehr große Lust habe auf die restliche Reihe.
Ein Junge ohne Frieden
Thorfinn ist kein gewöhnlicher Protagonist. Er ist kein Held, sondern ein Junge, dessen Leben brutal aus der Bahn geworfen wurde. Der Mord an seinem Vater Thors einem sanften, aber überaus fähigen Krieger – brennt wie eine offene Wunde in seinem Herzen. In Band 2 sehen wir, wie sehr ihn der Verlust verändert hat: Thorfinn ist kein Kind mehr, sondern eine Waffe, geschliffen durch Schmerz und Vergeltung, dass wird hier deutlich nach dem Mord an seinem Vater. In der Szene habe ich regelrecht mitgelitten und bin gespannt wie seine Reise weitergeht.
Askeladd, ein faszinierender Antagonist
Askeladd bleibt auch in diesem Band eine der vielschichtigsten Figuren des Mangas. Er ist kein klassischer Bösewicht, sondern ein manipulativer, pragmatischer Stratege mit einem undurchsichtigen Moralkompass. Die Dynamik zwischen ihm und Thors ist elektrisierend. Dass Thorfinn bei ihm bleibt nicht aus Loyalität, sondern um eines Tages ein Duell zu fordern sorgt für eine emotionale Spannung, die durch jede Seite am Ende knistert.
Rückblicke, die treffen
Yukimura gelingt es, durch den Band, der aus Rückblenden besteht, einen intensiven Kontrast zwischen Thorfinns friedlicher Kindheit und der gnadenlosen Realität des Krieges zu schaffen. Diese Einblicke machen nicht nur den Schmerz greifbarer, sondern zeigen auch die Tragik: Thorfinn hat völlig vergessen, wofür sein Vater einst stand. Wir spüren die Kluft zwischen Vater und Sohn eine Lücke, die nie wieder geschlossen werden kann.
Kampfkunst mit Tiefgang
Natürlich kommt auch die Action nicht zu kurz. Die Kämpfe in Vinland Saga 2 sind brutal, aber nie sinnlos. Sie sind durchdacht inszeniert und tragen immer zur Charakterentwicklung bei. Besonders eindrucksvoll ist, wie Yukimura den Kontrast zwischen Thors’ gewaltfreier Philosophie und Thorfinns blinder Wut in Szene setzt ohne moralischen Zeigefinger, sondern mit erzählerischer Eleganz.
Zeichnungen, die erzählen
Optisch bleibt der Manga ein Fest. Die detailverliebten Panels, die dynamische Choreografie der Kämpfe und die stimmungsvolle Darstellung nordischer Landschaften machen jede Seite zu einem Erlebnis. Besonders die Mimik der Charaktere überzeugt: In einem Blick steckt bei Yukimura oft mehr als in ganzen Dialogen. Man sieht Thorfinn seine Zerrissenheit, seine Kälte, aber auch seine kindliche Verletzlichkeit regelrecht an und Thors Ruhe, die ich sehr genossen habe.
Eine Welt im Umbruch
Vinland Saga ist mehr als nur ein Wikinger-Abenteuer. Band 2 fängt meisterhaft das Gefühl einer Welt ein, die sich im Wandel befindet. Die dänischen Invasionen, die inneren Konflikte der Krieger, die Fragen nach Ehre, Pflicht und Freiheit all das wird nicht nur angeschnitten, sondern tiefgreifend behandelt. Geschichte wird hier nicht romantisiert, sondern mit all ihrer Härte gezeigt.
Emotionen statt Pathos
Was Vinland Saga 2 so besonders macht, ist nicht nur das Setting oder die Action, sondern die emotionale Tiefe. Die Trauer, der Hass, die Sehnsucht nach einem besseren Leben alles wirkt glaubwürdig und nachvollziehbar. Gerade als es heißt, dass man in den Krieg zieht, weiß man hier noch gar nicht, was Krieg wirklich heißt, nämlich Leid und Tod.
Ein düsteres Märchen ohne Helden
Dieser Band zeigt uns, dass es in dieser Geschichte keine klaren Helden und Schurken gibt nur Menschen mit Zielen, Zweifeln und Schwächen. Und genau das macht Vinland Saga so packend: Es ist eine Erzählung über das Menschsein im Angesicht des Krieges, über verlorene Ideale und über die stille Hoffnung, dass irgendwo da draußen vielleicht doch noch Frieden zu finden ist.
Eine Saga, die nachhallt
Vinland Saga Band 2ist kein typischer Shonen-Manga und das ist auch gut so. Statt auf Effekte zu setzen, konzentriert sich Yukimura Makoto auf psychologische Tiefe, historische Authentizität und moralische Grauzonen. Wer hier nur spektakuläre Kämpfe erwartet, wird überrascht: Der wahre Konflikt spielt sich in den Herzen der Figuren ab. Der Band macht klar: Thorfinns Reise ist kein Abenteuer, sondern ein Leidensweg und der beginnt hier. Er ist zu Beginn des Bandes noch ein fröhlicher kleine Junge, der am Ende nur von Hass getrieben wird und auf Rache sinnt. Die Rache die er sucht sucht, der Preis dafür ist seine Kindheit, sein Gewissen und vielleicht auch seine Menschlichkeit. Der Kontrast zwischen dem Idealismus seines Vaters und seinem eigenen Pfad ist herzzerreißend und macht den Kern dieser Geschichte aus.
Besonders stark ist, wie die Beziehung zwischen Thorfinn und Askeladd ins Zentrum rückt. Zwischen ihnen liegt mehr als nur Blut da ist eine komplexe Vater-Sohn-Dynamik, verzerrt durch Gewalt, Macht und Schuld. Und gerade diese Ambivalenz sorgt dafür, dass man sich fragt: Wer ist hier eigentlich das größere Opfer? Die optische Gestaltung ist über jeden Zweifel erhaben und ergänzt die dichte Atmosphäre perfekt. Yukimura versteht es, mit wenigen Strichen ganze Gefühlswelten darzustellen. Die Zeichnungen erzählen mit und machen aus dieser Geschichte ein visuelles wie emotionales Werk.
Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Neueste Kommentare