Uncanny X-Men 1 Geballte Mutanten-Power

Nach Krakoas Fall suchen die X-Men ihren Platz. Rogue versteckt sich mit einem eigenen Team. Neue Mutanten tauchen auf, doch eine dunkle Macht bedroht sie. Rückblenden zeigen Xaviers Vergangenheit, dazu ein starkes Jubilee-Kapitel.
Ein Neuanfang mit Schatten der Vergangenheit
Uncanny X-Men 1 Geballte Mutanten-Power ist nicht einfach ein weiteres X-Men-Comic. Es ist der Start in eine neue Ära, nach dem Fall Krakoas, nach dem Traum von einem friedlichen Mutantenparadies und darauf war ich sehr gespannt, denn Krakoa war mal eine etwas andere Richtung. Gail Simone schreibt diesen Umbruch mit einer klaren Stimme, die die Trauer, Wut und Unsicherheit der überlebenden Mutanten greifbar macht. Gleich auf den ersten Seiten spürt man: Hier wird nichts mehr so sein wie früher. Das Comic bringt frischen Wind in das X-Men-Universum, ohne die emotionale Last der Vergangenheit abzulegen.
Ein harter Kern und eine zerbrechliche Hoffnung
Der Comic folgt einem harten Kern der X-Men, die in einer Welt ohne Professor X, ohne Krakoa, ohne Sicherheit ums Überleben kämpfen, aber auch um ihre Identität. Rogue hat sich in Alaska mit einem kleinen Team zurückgezogen, darunter Jubilee, Gambit und Wolverine, ein klares Zeichen: Die großen Zeiten sind vorbei, die Held*innen nun im Verborgenen. Die Spannung entsteht nicht nur aus äußeren Bedrohungen, sondern auch aus der Frage, wie sie sich selbst neu definieren können. Wer sind die X-Men ohne Charles Xavier? Die Antwort fällt nicht leicht und genau das macht es spannend, denn wie sieht die Zukunft der Mutanten aus ?
Gail Simone liefert emotionale Tiefe und erzählerische Reife
Gail Simone gelingt es hervorragend, sowohl Alt-Fans als auch Einsteiger abzuholen. Sie streut geschickt Rückblenden in Charles Xaviers jüngere Jahre ein nicht als bloßes Beiwerk, sondern als emotionales Fundament. Seine Fehler, Zweifel und Ideale durchdringen das Jetzt der Geschichte. Gerade diese Flashbacks verleihen der Erzählung Gewicht. Man versteht, was verloren wurde und wie zerbrechlich jede Hoffnung auf einen Neuanfang ist.
Mutationen mit Verspätung ein cleverer Kniff
Ein besonders spannender Aspekt: Neue Mutanten tauchen auf, aber nicht wie gewohnt in der Pubertät sondern schon ein klein wenig älter, aber noh jung genug für die Schulbank. Diese Idee verleiht der Story eine interessante Wendung. Die betroffenen Figuren sind nicht nur verwirrte Teenager, sondern Menschen mit gelebtem Leben, die Kräfte entwickelt haben, die sie nicht kontrollieren können und die vom Umfeld auch nicht gerade akzeptiert werden.
Alaskas Kälte und die innere Leere
David Márquez’ Zeichnungen transportieren diese Stimmung grandios. Die kalte, raue Natur Alaskas ist nicht nur Kulisse, sondern Spiegel der emotionalen Landschaft der Figuren. Alles wirkt etwas ausgewaschen, frostig, still – aber immer wieder brechen intensive Farben hervor, wenn Kräfte zum Einsatz kommen oder Erinnerungen aufleuchten. Márquez versteht es, Gesichter sprechen zu lassen, gerade in den stillen Momenten zwischen zwei Panelreihen.
Rogue im Rampenlicht mit Charakter und Charisma
Rogue übernimmt in dieser neuen Ära eine zentrale Rolle, und das vollkommen zu Recht. Sie ist nicht länger nur die toughe Kämpferin mit tragischer Vergangenheit, sondern eine Anführerin mit Widersprüchen, Verantwortung und innerer Zerrissenheit. Simone gibt ihr Tiefe, Würde und auch eine gewisse Melancholie, ohne sie zu zerbrechen. Ihre Szenen sind oft leise, aber durchdringend, ein echtes Highlight der Geschichte.
Jubilee, kleiner Funke mit großer Wirkung
Ein besonderes Lob verdient das kleine Kapitel um Jubilee. Diese kurze Episode zeigt, wie gut Simone ihre Figuren kennt. Jubilee ist nicht mehr das schrille, jugendliche Anhängsel, sondern eine Figur mit Geschichte und Herz. In einem einzigen Dialog schafft sie es, Hoffnung zu säen und zu zeigen, dass auch in der Asche noch Glut liegen kann. Ein stilles, aber sehr starkes Moment im Comic.
Die neue Bedrohung. bedrohlich anders
Natürlich darf in einem X-Men-Comic der klassische Gegenspieler nicht fehlen. Doch Simone entscheidet sich hier für eine neue Art von Bedrohung: subtiler, klüger, gnadenloser. Die „böse Macht“, die im Hintergrund agiert, scheint die Mutanten nicht nur physisch, sondern auch ideologisch ins Visier zu nehmen. Sie weiß ein Geheimnis, das – so viel wird klar – nicht nur die Gegenwart, sondern auch die ganze Geschichte der X-Men erschüttern könnte. Und das sorgt für einen großartigen Cliffhanger.
Ein gelungener Auftakt mit Substanz
Uncanny X-Men 1 ist nicht nostalgisch verklärt, sondern mutig nach vorn blickend. Simone und Márquez schaffen es, den Geist der X-Men zu bewahren, aber ihn gleichzeitig neu zu interpretieren. Das Comic ist ein Spagat zwischen Alt und Neu und es gelingt erstaunlich gut. Gerade da Krakoa Geschichte ist und man nun einen neuen Weg geht. Wer actiongeladene Dauerfeuer erwartet, wird hier überrascht: Der Fokus liegt auf den Figuren , Atmosphäre und den Konflikten. Die Action ist punktuell, dafür aber umso wirkungsvoller genau so soll es sein.
Das Konzept der erwachenden Mutanten bringt frischen Wind in die X-Men-Formel. Es eröffnet neue Perspektiven und lässt Raum für vielfältige Geschichten und jede Figur bekommt hier Zeit Zugängen. Gleichzeitig bleibt das zentrale Thema Ausgrenzung, Identität, Zusammenhalt – weiterhin spürbar. Simones Schreibstil ist zugänglich, Márquez’ Zeichnungen klar und emotional. Ob man schon seit Jahren X-Men liest oder gerade erst einsteigt – dieser Band ist ein idealer Startpunkt für die neue Ära. Mit Uncanny X-Men 1: Geballte Mutanten-Power legen Gail Simone und David Márquez einen vielversprechenden Grundstein für das, was nach Krakoa kommt.
Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Neueste Kommentare