Thunderbolts Das Böse im Visier

Bucky Barnes stellt ein Team zusammen, um Red Skull auszuschalten – mit dabei sind u.a. Sharon Carter, Black Widow und Shang-Chi. Nebenbei versucht Bucky, eine belastende Akte von Wilson Fisk in die Hände zu bekommen.
Ein explosiver Neustart mit düsteren Ambitionen
Mit Thunderbolts: Das Böse im Visier kehrt eine der Gruppen des Marvel-Universums zurück und, von denen ich bisher nur einen Titel gelesen habe und sie sind in einem neuen, düsteren Gewand. Die Autoren Collin Kelly und Jackson Lanzing schicken niemand Geringeren als Bucky Barnes, den früheren Winter Soldier, ins Zentrum einer ebenso moralisch grauen wie explosiv inszenierten Mission: Red Skull muss sterben. Kein Gerede mehr über Rehabilitierung oder zweite Chancen diesmal wird gnadenlos durchgegriffen.
Bucky Barnes vom Antiheld zum knallharten Taktiker
Bucky ist in diesem Band nicht länger der gebrochene Ex-Killer, der für seine Vergangenheit Buße tun will. Vielmehr agiert er als eiskalter Stratege, der weiß, dass gewisse Bedrohungen nur mit radikalen Mitteln beseitigt werden können. Seine neue Rolle als Anführer ist dabei sowohl faszinierend als auch beunruhigend seine Entscheidungen lassen Raum für Debatten über Moral und Gerechtigkeit.
Ein Team voller starker Persönlichkeiten
Die Auswahl von Bucky ist alles andere als willkürlich: Sharon Carter, Red Guardian, Black Widow, White Widow, U.S. Agent, Shang-Chi und Contessa de Fontaine das ist eine explosive Mischung aus Agenten, Spionen und Kämpfern mit sehr unterschiedlichen Motivationen und Methoden. Die Dynamik im Team ist von Anfang an angespannt, aber genau das macht das Ganze so spannend. Besonders das Zusammenspiel von Black Widow und White Widow sorgt für Zündstoff.
Zeichnungen, die knallen und Momente, die hängen bleiben
Visuell liefert der Band ordentlich ab. Geraldo Borges und Nico Leon ergänzen sich mit ihren unterschiedlichen Stilen überraschend gut. Während Borges in den Action-Sequenzen mit klaren Linien und dramatischer Dynamik punktet, bringt Leon in ruhigeren Momenten eine fast schon skizzenhafte Intimität hinein. Das Farbdesign unterstützt die düstere Atmosphäre, ohne in Monotonie zu verfallen. Insgesamt sieht der Band durchweg gut aus, was mir besonders gut gefallen ist, dass jede Geschichte ihren ganz eigenen sehenswerten Stil hat.
Die Jagd auf Red Skull mehr als nur Rache
Die Mission gegen Red Skull ist nicht einfach ein Rachefeldzug sie steht symbolisch für Buckys Wunsch, mit dem alten Erbe des Winter Soldiers abzurechnen. Red Skull repräsentiert die Vergangenheit, gegen die sich Bucky nun mit aller Härte stellt. Die Dialoge machen deutlich, dass hier keine Helden am Werk sind, sondern Leute, die das tun, was andere nicht wagen würden. Das sorgt für eine ambivalente Spannung, die den Comic bis zur letzten Seite trägt.
Ein dunkles Geheimnis: Bucky vs. Wilson Fisk
Neben der Haupthandlung wird in einer zweiten Geschichte ein weiteres interessantes Fass aufgemacht: Wilson Fisk, der ehemalige Kingpin und Ex-Bürgermeister von New York, besitzt eine brisante Akte über Bucky. Diese Handlung bringt zusätzliche Tiefe in die Figur des Winter Soldiers er will die Kontrolle über seine Vergangenheit zurückgewinnen. Das Duell der beiden ist psychologisch aufgeladen und strotzt nur so vor Action, macht dabei aber auch Lust auf mehr.
Zwischen Agententhriller und Superheldenaction
Der Band balanciert geschickt zwischen verschiedenen Genres. Einerseits ist es ein harter Agententhriller mit moralischen Grauzonen, andererseits ein klassisches Superheldenteam-up mit allem, was dazugehört: Spektakuläre Kämpfe, verdeckte Missionen, Verrat und ein paar überraschende Wendungen. Marvel-Fans, die gerne abseits der Hochglanz-Helden lesen, kommen hier voll auf ihre Kosten.
Lobenswerte Risiken aber nicht ohne Schwächen
So stark Thunderbolts: Das Böse im Visier auch startet, der Band hat seine Stolpersteine. Die große Figurenanzahl führt stellenweise dazu, dass einzelne Charaktere zu kurz kommen. Gerade Shang-Chi bleibt eher eine Randfigur, obwohl er erzählerisches Potenzial hätte. Auch das Finale wirkt etwas gehetzt, man hätte sich gewünscht, dass sich manche Konflikte mehr entfalten dürfen. Trotzdem: Die erzählerische Wucht des Bands bleibt hängen.
Ein gewagter und gelungener Neuanfang für die Thunderbolts
Thunderbolts: Das Böse im Visier ist kein für klassische Superheldengeschichte, denn ist gibt keine klare Gut-und-Böse-Linie. Es ist ein düsteres, erwachsenes Abenteuer, das seine Protagonisten an die Grenze der Moral führt und darüber hinaus. Kelly und Lanzing schreiben mit scharfem Blick auf politische und psychologische Untertöne, die Spaß machen und die die Geschichte spannend sein lassen. In Bucky Barnes haben sie einen faszinierenden Ankerpunkt gefunden, der genug Fallhöhe hat, um einen ganzen Band zu tragen. Das Kapitel um Wilson Fisk ist ein Bonus, der geschickt eingeflochten wird und Lust auf mehr macht vielleicht sogar auf eine Fortsetzung, in der diese Rivalität weiter eskaliert. Die Zeichnungen unterstreichen die erzählerische Kraft des Bandes: Borges und Leon ergänzen sich nicht nur, sie geben der Story Tiefe und Emotionalität. Besonders in den Momenten, in denen das Team auseinanderzubrechen droht, überzeugt die Bildsprache mit starken Kontrasten und eindringlichen Mimiken.
Natürlich hätte man sich bei manchen Figuren mehr Fokus gewünscht, aber das ist bei einem Ensemble dieser Größenordnung fast unvermeidlich. Wichtig ist, dass die zentrale Geschichte funktioniert und das tut sie, mit Wucht, Stil und einem moralischen Zwiespalt. Eine klare Empfehlung für alle, die Marvel von seiner dunkleren Seite erleben wollen.
Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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