Slam Dunk 6

Gewinnen ist nicht alles, aber Zweiter will keiner sein das Basketballteam der Shohoku strebt nach dem Titel. Ex-MVP Mitsui Hisashi kehrt mit unklaren Absichten zurück und sorgt für Wirbel im Team. Was steckt hinter seinem Wandel und haben sie gegen die anderen Teams eine Chance ?

Rückkehr eines verlorenen Talents

Band 6 von Slam Dunk startet mit einer gewaltigen Portion Spannung und das nicht wegen eines Matches, sondern wegen der Rückkehr von Mitsui Hisashi. Der frühere MVP ist zurück, allerdings nicht mit einem Basketball in der Hand, sondern mit einer Gang im Schlepptau, so endete der letzte Band, besser gesagt, gab es so richtig auf die Mütze. Seine plötzliche Rückkehr ins Rampenlicht ist der emotionale Mittelpunkt des Bandes und wird mit einer Intensität erzählt, die einen regelrecht an die Seiten fesselt. Wer bislang dachte, Slam Dunk sei nur ein Sportmanga, wird hier eines Besseren belehrt. Ich muss sagen, jeder Band hat bisher abgeliefert und der vorliegende Band, bildet da definitiv keine Ausnahme und liefert ebenfalls auf einem tollen Niveau ab. 

Zwischen Reue und Rebellion

Mitsuis Geschichte ist überraschend vielschichtig: Vom gefeierten Talent zum abtrünnigen Raufbold, der die Basketballhalle eher als Tatort denn als Sportstätte betritt. Doch was wie ein klassisches Bad Boy Narrativ beginnt, entwickelt sich zu einem tiefgründigen Einblick in Frustration, gebrochene Träume und unerfüllte Erwartungen. Die Eskalation rund um den Angriff auf das Team wird von Inoue mit emotionaler Wucht inszeniert – Mitsuis Kampf ist nicht nur körperlich, sondern vor allem innerlich. Gerade das erleben wir hier in seinen Rückblenden, denn man fragt sich schon wie er nun der geworden ist der er nun ist. 

Die Macht der Vergangenheit

Was diesen Band so besonders macht, ist der Blick zurück: Die Flashbacks zu Mitsuis Glanzzeiten und seinem Absturz werden mit viel Feingefühl erzählt. Man spürt förmlich die Last, die auf ihm liegt. Besonders die Szene, in der Mitsui bitterlich zusammenbricht und die Worte Ich will Basketball spielen! aus ihm herausplatzen, hat Gänsehautpotenzial. Diese Szene gehört zu den eindrucksvollsten Momenten der bisherigen Serie und zeigt, dass Slam Dunk mehr ist als nur ein Sportmanga. Die Reihe verleiht ihren Figuren Tiefe und dass mag ich persönlich sehr und zugleich bin ich gespannt was wir noch so Figuren im Verlauf der Reihe noch präsentiert bekommen. 

Sakuragi, mehr als nur der Clown des Teams

Natürlich darf auch der unverwechselbare Hanamichi Sakuragi nicht fehlen. In diesem Band zeigt sich erneut, dass hinter seiner lauten, überdrehten Fassade ein echter Teamplayer steckt. Auch wenn seine Kämpfe mit Mitsuis Gang oft für den humoristischen Ausgleich sorgen, wird deutlich, wie sehr Sakuragi sich bereits verändert hat. Er ist nicht mehr nur der Typ, der wegen eines Mädchens zum Basketball gefunden hat, er ist inzwischen Teil des Teams geworden. Ob er will oder nicht. 

Die Dynamik im Team Shohoku

Was Slam Dunk 6 so stark macht, ist das Zusammenspiel der Charaktere. Coach Anzai, sonst eher eine ruhige Figur im Hintergrund, bekommt ebenfalls einen stärkeren Auftritt. Seine stille, väterliche Autorität wirkt fast magisch auf Mitsui,

ein stilles Gespräch, ein kurzer Blick, und plötzlich beginnt ein Heilungsprozess. Diese emotionale Tiefe in der Figurenzeichnung ist beeindruckend. Der Band zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass wahre Stärke auch in Vergebung und Menschlichkeit liegt.

Zeichnungen, die mehr sagen als Worte

Wie immer überzeugt Takehiko Inoue mit seinem Zeichenstil. Die Mimik der Figuren ist unglaublich ausdrucksstark. Besonders Mitsuis Gesichtsausdrücke von Arroganz über Verzweiflung bis zu echter Reue werden in feinster Detailarbeit eingefangen. Selbst ohne Text versteht man sofort, was in den Figuren vorgeht. Inoue beweist einmal mehr, dass Manga auch eine Form der bildhaften Literatur ist.

Haruko bleibt Randfigur mit Wirkung

Obwohl Haruko in diesem Band nur eine kleine Rolle spielt, bleibt sie eine stille Motivation für Sakuragi, aber auch als Erinnerung daran, warum der Protagonist einst mit Basketball angefangen hat. Sie steht symbolisch für Hoffnung, für Wandel, und ist damit mehr als nur das Mädchen vom Dienst. Ihre unerschütterliche Freundlichkeit wirft auch auf die härtesten Typen ein warmes Licht.

Ein Wendepunkt in der Serie

Band 6 ist ein Wendepunkt nicht im Sinne eines sportlichen Sieges, sondern eines emotionalen Sieges. Es ist der Moment, in dem sich alles neu sortiert: die Rollen im Team, die Vergangenheit der Spieler, die Richtung, in die Shohoku geht. Es geht nicht mehr nur um den Traum von der Endrunde – es geht um die Frage, wer man selbst ist, wenn man gescheitert ist. Und ob man noch mal aufstehen kann.

Slam Dunk 6. Emotionale Tiefe statt sportlicher Höhepunkte

Slam Dunk 6 ist ein ganz besonderer Band innerhalb der Reihe. Er verzichtet auf die typischen sportlichen Höhepunkte zu Beginn und konzentriert sich stattdessen auf den inneren Kampf eines verlorenen Talents. Mitsui Hisashis Geschichte ist nicht nur tragisch, sondern auch zutiefst menschlich. Sie erinnert uns daran, dass nicht jeder Weg zum Ziel gerade verläuft  und dass man manchmal erst ganz unten sein muss, um wieder aufzustehen. Was diesen Band so stark macht, ist die Balance zwischen Drama und Hoffnung. Die emotionale Wucht, mit der Inoue Mitsuis Wandlung inszeniert, ist schlichtweg meisterhaft. Wer nur wegen der Spiele Slam Dunk liest, wird überrascht sein im besten Sinne. Denn dieser Band zeigt, dass es im Basketball und im Leben nicht nur um Siege geht, sondern um den Willen, weiterzumachen. Wobei das Spiel hier auch nicht zu kurz kommt und mal wieder sehr spannend unzensiert ist.  Die kleine Rauferei hat auch für unsere Helden Konsequenzen. Auch die Entwicklung der anderen Charaktere, allen voran Sakuragi, bekommt in diesem Band neues Gewicht. Die Harmonie (und Disharmonie) im Team wirkt spürbarer denn je. Aus lauter Einzelgängern wird langsam eine Einheit nicht trotz der Konflikte, sondern durch sie. Gerade das macht diesen Band so glaubwürdig und so stark. Inoue schafft es, in einem Band mit sportlicher Action mehr Spannung und Gefühl zu erzeugen als viele andere Mangas mit ihren dramatischsten Finalspielen, sondern spart man hier manche Spiele auch gänzlich aus.  Slam Dunk 6 ist ein leiser, aber kraftvoller Band. Eine Hommage an zweite Chancen, an Teamgeist, an das Menschsein.

Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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