Hexagon Bridge
Die Forscher Jacob und Elena Armlen sind in einer bizarren Paralleldimension gefangen, bedroht von verzerrten Landschaften und jagenden Wesen. Ihre einzige Hoffnung ist ihre hellsichtige Tochter Adley, die mit dem empfindungsfähigen Roboter Staden zur Rettung eilt.
Rezension:Hexagon Bridge, ein psychedelisches Abenteuer durch Raum und Realität
Mit Hexagon Bridge präsentiert Richard Blake ein eindrucksvolles Comic-Debüt, das die Grenzen zwischen Wissenschaft, Traum und kosmischem Horror verschwimmen lässt. Der bei Cross Cult erschienene Band entführt uns in eine fremdartige Paralleldimension voller surrealer Landschaften, intelligenter Maschinen und mysteriöser Wesen. Während das Ehepaar Jacob und Elena Armlen in dieser fremden Realität gefangen ist, begibt sich ihre hellsichtige Tochter Adley mit dem empfindungsfähigen Roboter Staden auf eine riskante Rettungsmission.
Eine surreale Welt voller Geheimnisse
Blakes Welt ist kein gewöhnliches Science-Fiction-Setting, sie ist ein pulsierender, ständig mutierender Organismus. Landschaften wechseln ihre Form, Architektur scheint sich selbst umzustrukturieren, und nichts folgt den bekannten Naturgesetzen. Wer sich auf diese Geschichte einlässt, muss bereit sein, sein Verständnis von Raum und Zeit über Bord zu werfen. Die Paralleldimension ist dabei nicht nur Kulisse, sondern ein essenzieller Teil der Erzählung: Sie beeinflusst die Handlung und die Figuren auf eine Weise, die oft unvorhersehbar ist.
Eine Familie zwischen Wissenschaft und Übernatürlichem
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Familie Armlen, deren wissenschaftliche Forschung sie in diese fremdartige Realität geführt hat. Jacob und Elena sind klassische Wissenschaftler, die versuchen, rationale Erklärungen für das Unerklärliche zu finden, doch ihre Situation stellt all ihre Annahmen infrage. Während sie ums Überleben kämpfen, liegt die Hoffnung auf Rettung in den Händen ihrer Tochter Adley, die mit ihrer übersinnlichen Gabe eine Verbindung zu ihnen aufbauen kann. Die Dynamik zwischen Eltern und Kind verleiht der Geschichte eine emotionale Tiefe, die über den reinen Sci-Fi-Horror hinausgeht.
Staden, mehr als nur ein Roboter
Ein besonderes Highlight ist der empfindungsfähige Roboter Staden, der Adley auf ihrer Mission begleitet. Er ist weit mehr als nur eine künstliche Intelligenz er besitzt Persönlichkeit, Zweifel und eine eigene Agenda. Staden ist kein typischer Sidekick, sondern ein gleichwertiger Protagonist, der nicht nur für Adleys Schutz sorgt, sondern auch eine moralische Komponente in die Erzählung bringt. Seine Existenz wirft Fragen über Bewusstsein und Identität auf, die gut in das philosophische Grundgerüst des Comics passen.
Visuelle Wucht und erzählerische Dichte
Die Illustrationen in Hexagon Bridge sind atemberaubend. Richard Blake nutzt einen Stil, der sich irgendwo zwischen Moebius und surrealistischer Malerei bewegt. Die Farben sind intensiv, fast psychedelisch, und die Designs der Umgebungen wirken wie aus einem Fiebertraum entsprungen. Die Panels sind oft verschachtelt, was die fragmentierte Wahrnehmung der Charaktere widerspiegelt. Dabei bleibt die Geschichte aber stets lesbar, Blake findet eine gute Balance zwischen experimenteller Optik und klarer Narration.
Einfluss von klassischer Science-Fiction und kosmischem Horror
Die Inspirationsquellen von Hexagon Bridge sind vielseitig: Man spürt den Einfluss von Autoren wie Philip K. Dick oder H.P. Lovecraft, aber auch moderne Sci-Fi-Visionäre wie Jeff VanderMeer scheinen durch. Die Kombination aus wissenschaftlichen Theorien und übersinnlichen Elementen erinnert an Werke wie Annihilation oder The Invisibles. Besonders die Darstellung der Paralleldimension könnte direkt aus einem Lovecraft-Mythos stammen unverständliche Geometrien, Wesen, die sich unserem Blick entziehen, und eine ständige Bedrohung, die mehr gefühlt als gesehen wird.
Fazit: Ein herausragendes Debüt mit Langzeitwirkung
Hexagon Bridge ist kein Comic für zwischendurch, es ist eine Erfahrung. Richard Blake fordert von seinen Lesern Aufmerksamkeit, Geduld und die Bereitschaft, sich auf ein erzählerisches Experiment einzulassen. Wer sich darauf einlässt, wird mit einer schönen Erfahrung belohnt. Die Kombination aus surrealen Bildern, tiefgründiger Thematik und emotionaler Erzählung macht das Werk zu einem echt tollen Werk. Es ist selten, dass ein Debüt so selbstbewusst und ausgereift wirkt, Blake beweist ein außergewöhnliches Gespür für Bildkomposition und Storytelling.
Allerdings könnte genau diese Komplexität einige abschrecken. Die Geschichte bietet wenig Exposition und setzt darauf, dass sich die Zusammenhänge nach und nach erschließen. Die Forscher Jacob und Elena Armlen sind verschwunden und ihre Tochter macht sich auf die Suche, diese Suche fand ich spannend und da ist ein besonderes Highlight ist der empfindungsfähige Roboter Staden, der Adley auf ihrer Mission begleitet. Er ist weit mehr als nur eine künstliche Intelligenz er besitzt Persönlichkeit, Zweifel und eine eigene Agenda. Wer klare Antworten erwartet, wird möglicherweise frustriert sein, doch gerade diese Offenheit macht Hexagon Bridge so faszinierend. Es bleibt zu hoffen, dass Richard Blake weiterhin in diesem Medium arbeitet, denn nach diesem furiosen Auftakt kann man nur gespannt sein, was er als Nächstes erschafft.
Vielen Dank an Cross Cult für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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