CLAN 1

CLAN ist eine düstere Fantasy-Serie, die den Vampirmythos neu interpretiert. Basierend auf dem Theaterstück TRUMP bietet der erste Band von Mangaka Hamaguri einen atmosphärischen Einstieg in eine komplexe Welt voller Machtkämpfe, sozialer Ungleichheit und Identitätssuche.
Im Zentrum der Geschichte steht Sophie, ein sogenannter Dhampir, also das Kind eines Vampirs und eines Menschen. Dieses Mischwesen-Dasein macht ihn zur Zielscheibe in Clan, einer elitären Schule für Reinblüter. Während Sophie zunächst versucht, sich unauffällig durchzuschlagen, wird schnell klar: Wer in dieser Welt kein reines Blut hat, gilt als minderwertig ein sozialer Kommentar, der subtil, aber eindringlich umgesetzt wird. Was mir hier ebenfalls sehr gut gefallen hat ist, dass man die Klassen und auch die Welt hier bereits gut anschneidet.
Ul, Freund oder Feind?
Besonders spannend wird es, als Sophie auf den charismatischen Reinblüter Ul trifft. Dieser zeigt ungewöhnliches Interesse an dem Neuen und scheint sich entgegen aller gesellschaftlichen Erwartungen mit ihm anfreunden zu wollen. Aber ist das ein Ausdruck echter Freundschaft oder verfolgt Ul ein eigenes Ziel? Die Dynamik zwischen den beiden Figuren ist eines der Highlights des Bandes und erinnert fast an ein Kammerspiel voller Andeutungen und emotionaler Spannungen. Dabei ist Ul sehr aufdringlich und zugleich lässt er sich nicht davon abhalten Sophie näher zu kommen, denn er will definitiv sein Freund sein. Spannend wäre es wenn er dabei eigentlich ein ganz anderes Ziel verfolgt, aber das werden erst die nächsten Bände zeigen.
Die Schule als Mikrokosmos
Die Institution Clan selbst ist mehr als nur Kulisse. Die Schule ist ein Mikrokosmos gesellschaftlicher Spannungen, eine Mischung aus Internat, Orden und Kultstätte, in der uralte Regeln herrschen und Blut mehr zählt als Charakter. Hamaguri gelingt es, diese Welt mit einer Mischung aus gotischer Ästhetik, Symbolen und viel atmosphärischer Dichte zum Leben zu erwecken. Dabei wirken Architektur und Kleidung wie eine Fusion aus viktorianischer Eleganz und Fantasy-Düsternis.
Zwischen Blutrausch und Legende
Ein zentrales Motiv, das sich durch den ersten Band zieht, ist die Legende vom ewigen Vampir eine mythische Figur, die angeblich den Tod überwunden hat. Für Sophie, der sich immer stärker mit seinem eigenen Blutdurst auseinandersetzen muss noch ein Thema, dass ihn nicht tangiert. Die Vampire haben eine sogenannte Kokonphase, in den sie halluzinieren und/ oder von Durst übermannt werden. Finde ich persönlich ein sehr spannendes Feld, dass man gerne noch weiter ausbauen kann. Wie man mit der Legende noch umgehen wird, tja da bin ich persönlich drauf gespannt, da wird denke ich schon der nächste Band seine Steine auslegen müssen, um Richtung Ende nicht zugesetzt den Weg zu legen.
Ein Stil voller Ausdruckskraft
Visuell überzeugt CLAN mit einem feinen, klaren Zeichenstil, der besonders in den Charakterdesigns und den Augen der Figuren punktet. Emotionen werden intensiv transportiert, vor allem in den vielen Nahaufnahmen. Die Panels sind dynamisch, ohne überladen zu wirken, und die actionlastigen Szenen sind flüssig inszeniert. Besonders die Szenen in dunklen Hallen oder bei nächtlichen Gesprächen glänzen mit stimmungsvoller Schattierung und Details. Was es aber zu kritisieren gibt ist tatsächlich, dass es eher wie ein Kammerspiel wirkt, denn Landschaften oder wich größere Szenen sucht man hier vergeblich. Was natürlich meckern auf sehr hohen Niveau ist, denn was man ingesamt visuell geboten bekommt Mc überzeugt.
Ein Theatralisches Fundament
Dass dem Manga ein Theaterstück zugrunde liegt, merkt man deutlich: Dialoge sind oft hochstilisiert, Gesten überhöht, die Szenen wirken manchmal wie sorgfältig inszenierte Bühnenbilder. Dieser theatralische Einschlag ist ungewöhnlich, aber reizvoll. Wer Lust auf eine Manga-Erzählweise hat, die sich vom klassischen Shonen- oder Shojo-Schema abhebt, wird hier definitiv fündig.
Verbindungen und Vorgeschichten
Fans, die mehr wissen wollen, können sich mit der Prequelserie Delico’s Nursery auf Crunchyroll vertiefen. Dort wird die Vorgeschichte einiger Figuren erzählt ein spannendes Zusatzangebot, das den Kosmos von CLAN erweitert. Auch wenn der erste Band für sich allein funktioniert, merkt man doch, dass er Teil eines größeren, sorgfältig entwickelten Universums ist.
Ein starker Auftakt mit viel Potenzial
Band 1 von CLAN legt die Grundlagen für eine dramatische und emotionale Geschichte, die sich spürbar steigern wird und auch sollte . Die Fragen, die hier aufgeworfen werden um Herkunft, Identität, Macht und Freundschaft haben Substanz und könnten in den Folgebänden für richtig große Momente sorgen. Dass die Serie mit nur fünf Bänden abgeschlossen ist, macht Hoffnung auf eine konzentrierte, durchdachte Erzählstruktur ohne Längen.
Ein Theater der Vampire und der Gefühle
CLAN ist kein typischer Fantasy-Manga, sondern vielmehr ein Drama über gesellschaftliche Ausgrenzung, Selbstzweifel und die Suche nach Nähe in einer kalten Welt. Wer auf Action hofft, wird zwar auch fündig aber das Herzstück dieser Serie liegt in den stilleren Momenten.
Trotz der tiefen Themen bleibt der Manga zugänglich man muss das Theaterstück TRUMP nicht kennen, um der Geschichte zu folgen. Dennoch lohnt es sich, beim Lesen genauer hinzuschauen, um die feinen Zwischentöne und Andeutungen zu erfassen. Die Beziehung zwischen Sophie und Ul verspricht aufgeladene Entwicklungen, die über reine Freundschaft hinausgehen könnten. Die Chemie stimmt, und es bleibt spannend, wie sich ihr Verhältnis entwickeln wird.
Die Illustrationen sind gut, ausdrucksstark und perfekt auf die Atmosphäre abgestimmt. Ob elegante Schuluniformen, gotische Kulissen oder blutige Auseinandersetzungen, alles wirkt durchdacht und stimmig. Besonders stark: die Mimik der Figuren. Kleiner Punktabzug, der Fokus liegt hier komplett auf den Figuren und weniger auf großen Szenen oder Monumente. Wer düstere Internatssettings, Vampirgeschichten mit moralischen Grauzonen und eine Prise Theatralik schätzt, sollte CLANunbedingt eine Chance geben. Band 1 macht Lust auf mehr und lässt hoffen, dass hier noch große Wendungen auf uns warten. Gerade auch das Vampirsystem, die Kokonphase und die Thematik mit Dhampiren machen den Band in meinen Augen zusätzlich spannend.
Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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