A Suffocatingly Lonely Death 7

Hikari trifft Juzo aus dem Dorf Kuratsuchi. Trotz seiner Warnung besucht sie das Dorf und nimmt an einer mysteriösen Zeremonie teil, bei der sie Kindern begegnet, die vermissten Personen ähneln und sie ahnt nicht was passiert, als sie ihre Nase zu tief reinsteckt.

Der Schrecken kehrt zurück

Mit Band 7 von A Suffocatingly Lonely Death führen Hajime Inoryu und Shota Ito die Mystery-Horror-Reihe in eine neue Phase der Beklemmung. Die Geschichte dreht sich weiter um Hikari, die sich immer tiefer in ein Netz aus düsteren Ritualen, Erscheinungen und menschlicher Abgründe verstrickt. Der Band bringt nicht nur neue  Geheimnisse mit sich, sondern entfaltet ein faszinierendes, verstörendes Panorama des Dorfes Kuratsuchi einem Ort, der sich zwischen Realität und Legende auflöst. Ich muss sagen, die Reihe ist bisher wirklich gut und der vorlegende Band endet auch mit einem harten Zug. 

Kuratsuchi, ein Dorf wie ein düsterer Fiebertraum

Die Atmosphäre, die Inoryu und Ito hier schaffen, ist der eigentliche Star des Bandes. Kuratsuchi wirkt wie aus der Zeit gefallen ein Ort, der selbst die Geräusche zu verschlucken scheint. Der Horror ist subtil und nie aufdringlich: knarrende Dielen, stumme Bewohner, und eine ständige, kaum greifbare Bedrohung. Hier spürt man die Kälte dieses abgelegenen Dorfes auf jeder Seite.

Hikari, zwischen Mut und fataler Neugier

Hikari bleibt auch in diesem Band eine starke Protagonistin. Ihre Mischung aus jugendlichem Trotz, Mitgefühl und einem fast naiven Drang zur Wahrheit verleiht ihr Tiefe. Ihre Entscheidung, Juzos Warnungen zu ignorieren und dennoch an der Zeremonie teilzunehmen, wirkt tragisch unausweichlich als hätte sie sich bereits längst entschieden, den Abgrund zu betreten. Dabei muss ich sagen finde ich es stark wie Juzo versuchst sie zu beschützen und das Ende hat mir da auch ein wenig den Boden unter den Füßen weggezogen. 

Juzo, mehr als ein düsterer Fremder

Juzo, der geheimnisvolle Außenseiter aus dem Dorf, wird in Band 7 weiter ausgeleuchtet. Statt ihn als bloßes Klischee des stillen Warners stehen zu lassen, geben die Autoren ihm eine Vergangenheit, die ihn nahbarer macht. Seine Zerrissenheit, das Wissen um die dunklen Rituale und der Wunsch, jemandem wie Hikari zu helfen machen ihn zu einem spannenden Antagonisten, der keiner ist. Gerede da wir wissen wie er endet, finde ich seine Geschichte fast noch tragischer hier. 

Die Zeremonie, Zentrum des Grauens

Die Zeremonie, die den Ausgangspunkt für so manches gebildet hat, hallt hier nach. Es ist nicht nur das, was gezeigt wird, sondern vor allem das, was angedeutet bleibt, was den Schrecken so wirksam macht. Der Moment, in dem Hikari bemerkt, dass einige Kinder erschreckende Ähnlichkeit mit Vermisstenfällen haben, lässt einen innerlich erstarren.

Die Rikka-Dämonen Mythos oder Wahrheit?

Band 7 spielt gekonnt mit dem Motiv der Rikka-Dämonen. Ob es sich dabei um tatsächliche Wesen handelt oder um eine Metapher für etwas viel Menschlicheres, bleibt (noch) offen. Diese bewusste Unklarheit macht den Reiz der Serie aus sie zwingt uns, selbst Interpretationen zu finden. Vielleicht sind es die Menschen selbst, die zu Monstern werden, wenn Angst, Schuld und Aberglaube aufeinandertreffen. Gerade hier zu sehen wer alles zu den Dämonen gehört fand ich spannend und dadurch hinterfragt man auch, so manche Figur ganz klar. 

Die Zeichnungen, eine dunkle  Eleganz

Shota Itos Artwork ist erneut beeindruckend: detailverliebte Dorfpanoramen, ausdrucksstarke Gesichter und der gekonnte Einsatz von Schatten und Leere verleihen der Geschichte ihre beängstigende Dichte. Besonders die Darstellung der Zeremonie halb folkloristisch, halb albtraumhaft ist visuell atemberaubend und trägt maßgeblich zur Wirkung des Bandes bei.

Struktur & Tempo, mehr Fragen als Antworten

Auch wenn der Band dramaturgisch punktet, bleibt das Gefühl, dass einige Handlungsstränge bewusst vage bleiben. Wer auf klare Antworten hofft, wird (noch) enttäuscht. Doch das ist Teil des Konzepts – A Suffocatingly Lonely Death lebt vom Unausgesprochenen. Band 7 fühlt sich an wie das Anheben eines Schleiers nur um darunter weitere Schleier zu finden. Ich bin gespannt ob wir im nächsten Band weiter uns in der Vergangenheit bewegen oder die eigentliche Handlung weiter vorangetrieben wird. 

Ein Dorf, das einem den Atem raubt

A Suffocatingly Lonely Death 7 ist kein einfacher Band und das ist seine größte Stärke, denn wir bewegen uns nach wie vor in der Vergangenheit und werfen hier noch mehr Fragen auf. Er fordert, verstört, und zwingt dazu, genauer hinzusehen. Die Geschichte um Hikari und Juzo wird dichter, komplexer und gefährlicher. Die Mischung aus psychologischem Horror, folkloristischem Mysterium und emotionaler Tiefe ist hier wieder  gelungen. Statt simple Schockmomente zu liefern, setzt der Manga auf ein Gefühl schleichender Paranoia. Jede Seite bringt neue Unsicherheit: Was ist real? Wem kann ich trauen? Und was bedeutet es, wenn beides ineinander übergeht? Gerade weil der Band nicht alles erklärt, wirkt er so nachhaltig. Das Zusammenspiel von Handlung, Figurenzeichnung und visueller Umsetzung ist sehr gut aufeinander abgestimmt. Natürlich lässt Band 7 auch viele Fragen offen. Doch statt das als Mangel zu sehen, kann man es auch als Einladung begreifen: Hier wird nicht konsumiert, sondern mitgedacht. Es ist eine Geschichte über das Menschsein, in seiner dunkelsten Form. Insgesamt bin ich gespannt ob wir uns weiterhin in der Vergangenheit bewegen oder ob wir wieder in die Moderne zurückgehen. Ingesamt eine Reihe die für mich gut funktioniert, die am Ende wahrscheinlich besser funktioniert, wenn man sie am Stück liest. 

Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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