Wolverine  Narben

Wolverine verließ die X-Men, doch warum? Auf einer blutigen Mission führt Sabretooth ihn zu den Marauders. Claremont und Salazar lüften das Geheimnis.

Ein verlorenes Kapitel wird endlich aufgeschlagen

Wolverine ist eine der faszinierendsten Figuren des Marvel-Universums. Sein Leben steckt voller Geheimnisse, verdrängter Erinnerungen und schmerzhafter Narben – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Wolverine Narben von Chris Claremont und Edgar Salazar verspricht, eines dieser Geheimnisse zu lüften: Wie kam es dazu, dass Logan sich von den X-Men lossagte und am Kreuz endete? Wir bekommen hier zwar nicht die Antwort darauf, aber wie er am Ende in Australien landete. 

Chris Claremont kehrt zurück, ein zweischneidiges Schwert

Chris Claremont ist eine lebende Legende, wenn es um die X-Men geht. Er hat einige der ikonischsten Geschichten rund um Wolverine geschrieben und prägte die Figur maßgeblich. Dass ausgerechnet er sich nun diesem lange offenen Kapitel widmet, klingt auf dem Papier wie ein perfektes Match. Und tatsächlich merkt man dem Comic seine Handschrift an: Die Dialoge sind oft gehaltvoll, manchmal überbordend, aber immer mit einem tiefen Verständnis für Logans Charakter. Doch genau das kann auch zum Problem werden, denn Claremonts Stil ist nicht unbedingt modern und wirkt in manchen Passagen etwas angestaubt.

Logan auf Spurensuche, eine blutige Hetzjagd

Die Geschichte setzt in einer dunklen Phase von Logans Leben an. Er hat den X-Men den Rücken gekehrt, treibt sich in Australien herum und wird in eine neue Mission gezogen. Sein alter Widersacher Sabretooth taucht auf und lenkt ihn auf eine gefährliche Spur eine, die ihn direkt mit den brutalen Marauders konfrontiert. Was als klassische Rache- und Selbstfindungsreise beginnt, entwickelt sich schnell zu einem gnadenlosen Kampf ums Überleben. Dabei bleibt Logan ganz der raue, wortkarge Einzelgänger, aber Claremont verleiht ihm auch eine nachdenkliche, verletzliche Seite.

Die Rückkehr der Marauders, tödliche Gegner ohne Tiefgang

Die Marauders gehören zu den gefährlichsten Söldnern des Marvel-Universums, doch in Wolverine Narben bleiben sie leider etwas blass. Klar, sie sind brutal, rücksichtslos und machen Logan das Leben zur Hölle, aber wirklich erinnerungswürdige Momente bleiben aus. Sie sind mehr Mittel zum Zweck, um Wolverine durch eine Reihe von Kämpfen zu treiben, anstatt als echte Antagonisten hervorzustechen. Das ist schade, denn mit der richtigen Charakterzeichnung hätten sie der Geschichte noch mehr Biss verleihen können.

Edgar Salazars Zeichnungen – stimmungsvoll, aber nicht perfekt

Edgar Salazar bringt Wolverines Welt mit düsteren, atmosphärischen Bildern zum Leben. Besonders die Kampfszenen stechen hervor: Sie sind roh, brutal und genau das, was man von einer Wolverine-Geschichte erwartet. Salazar versteht es, Bewegung und Dynamik einzufangen, sodass man förmlich die Knochen krachen hört. Allerdings fehlt es manchen Panels an Detailtiefe, und die Gesichter wirken mitunter etwas ausdruckslos. Hier wäre ein wenig mehr Feinschliff wünschenswert gewesen.

Action, Blut und eine Spur Melancholie

Wolverine Narben bietet genau das, was man sich von einer Geschichte um Logan erhofft: erbarmungslose Action, blutige Kämpfe und eine düstere Atmosphäre. Doch das Comic ist mehr als nur eine Aneinanderreihung von Fights, es kratzt auch an den emotionalen Wunden von Wolverine und zeigt, wie verloren er in dieser Phase seines Lebens wirklich war. Die Mischung aus Adrenalin und Melancholie funktioniert größtenteils gut, auch wenn die Geschichte nicht immer die Tiefe erreicht, die sie anstrebt.

Das Fazit: Ein solider, aber nicht perfekter Wolverine-Comic

Wolverine Narben ist ein Comic, der Fans des Charakters auf jeden Fall ansprechen wird. Die Geschichte fügt sich gut in Logans lange Historie ein und liefert endlich Antworten. Besonders für Leser, die Claremonts klassische X-Men-Ära lieben, dürfte dieser Band ein kleines Highlight sein. Man merkt, dass hier jemand am Werk war, der Wolverine in- und auswendig kennt. Allerdings ist die Story nicht ohne Schwächen. Die Marauders bleiben eher austauschbare Gegner, und Claremonts Erzählweise ist nicht mehr ganz so frisch wie in seinen besten Tagen. Gelegentlich fühlt sich die Geschichte etwas altmodisch an, was nicht jedem gefallen wird, mich persönlich konnte die Geschichte durchweg unterhalte. Auch die Zeichnungen von Edgar Salazar sind sehenswert, aber gerade in den ruhigeren Momenten hätten sie etwas mehr Ausdruck vertragen können. Trotzdem: Wer eine kompromisslose, actiongeladene Wolverine-Geschichte sucht, wird hier auf seine Kosten kommen. Es ist kein Meisterwerk, aber ein unterhaltsamer, blutiger Ausflug in die Vergangenheit des beliebtesten Mutanten von Marvel. Claremont liefert genau das, was man von ihm erwartet. Am Ende bleibt Wolverine Narben ein Comic, der gut unterhält. 

Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert