The Cull 1
Fünf Freunde drehen vor ihrem Abschied einen Kurzfilm an einer Felsformation am Strand. Doch einer verbirgt ein Geheimnis, das alles verändern wird.
Ein vielversprechender Einstieg
Mit The Cull Band 1 bringt Splitter Verlag einen Comic nach Deutschland, der mit einem Mix aus Mystery, Teenager-Drama und Thriller aufwartet. Geschrieben von Kelly Thompson und visuell umgesetzt von Mattia de Iulis, erzählt der erste Band die Geschichte einer Gruppe junger Menschen, die einen Kurzfilm in einer düsteren, fast unheimlichen Felsenlandschaft drehen wollen. Was als harmlose Abschlussaktion beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Alptraum. Der Comic versteht es, eine dichte Atmosphäre zu schaffen, die uns von Anfang an in ihren Bann zieht.
Einfühlsame Charakterzeichnungen
Kelly Thompson gelingt es, den fünf Hauptfiguren im ersten Band bereits ein solides Fundament zu geben. Jede der Figuren hat ihre eigene Agenda und tiefere Beweggründe, die im Laufe der Geschichte angedeutet werden. Besonders beeindruckend ist, wie die Dynamik innerhalb der Gruppe inszeniert wird. Da ist nicht nur jugendliche Naivität, sondern auch eine gewisse Melancholie und Verletzlichkeit, die bei jedem Charakter auf eigene Weise durchschimmert. Man spürt die emotionale Schwere, die zwischen den Zeilen liegt, und fragt sich unwillkürlich: Welche Geheimnisse verbergen sie?
Visuelle Ästhetik: Ein Augenschmaus
Mattia de Iulis beeindruckt mit einem Stil, der sich durch eine besondere Detailverliebtheit und atmosphärische Farbgebung auszeichnet. Die Felslandschaft, die zu Beginn noch wie eine harmlose Kulisse wirkt, birgt eine Welt in ihrem Innern, die mir sehr gut gefallen hat. Die Panels sind in einer Mischung aus hellen, pastellartigen Farben und dunklen Tönen gestaltet, was die unheilvolle Stimmung unterstreicht. De Iulis schafft es, die Umgebung so lebendig darzustellen, dass man beinahe das Rauschen des Meeres und die Kälte der Felsen spürt.
Eine Geschichte von Lügen und Geheimnissen
Thompson spielt geschickt mit der Prämisse, dass eine einzige Lüge alles verändern kann. Man öffnet hier die Tür zu etwas, dass hier im ersten Band noch nicht ganz definiert ist, was aber je nach dem in welche Richtung es am Ende schlägt sehr viele Möglichkeiten auftut. Im Raum steht da die Thematik Parallelwelten und da bin ich gespannt wie man die Geschichte in der Hinsicht weiter ausbaut, beziehungsweise was wir hier am Ende wirklich präsentiert bekommen.
Kammerspiel in der Wildnis
Innerhalb der Handlung haben wir ganz unterschiedliche Handlungsorte, die allesamt toll funktionieren und jeder Ort bringt uns innerhalb der Handlung vorwärts und so mancher wird noch eine zentralere Rolle einnehmen, beziehungsweise öfters vorkommen. Insgesamt bin ich gespannt welche Orte hier innerhalb der Handlung noch vorkommen und an welche Schauplätze man uns noch führt.
Ein Comic mit filmischer Erzählweise
Kelly Thompson und Mattia de Iulis setzen auf eine filmische Erzählweise, die sich in den schnellen Schnitten und dynamischen Panels zeigt. Die visuelle Struktur erinnert teilweise an einen Mystery-Thriller, was die Intention des Kurzfilmprojekts im Comic reflektiert. Szenen, in denen das natürliche Licht und die unheimlichen Schatten desr Schauplätze ins Spiel kommen, lassen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen und verstärken die Spannung.
Thematische Tiefe und dunkle Anspielungen
Auf den ersten Blick scheint The Cull eine einfache Gruselgeschichte zu sein, doch schon im ersten Band werden Themen wie Verlust, Vergänglichkeit und die Ängste des Erwachsenwerdens subtil eingestreut. Thompson scheut sich nicht, emotionale Tiefen auszuloten und schafft es, existenzielle Fragen anzuschneiden, ohne zu belehrend zu wirken. Man fühlt sich an die Ängste und Hoffnungen der eigenen Jugend erinnert und fragt sich, welche Dämonen wir alle mit uns herumtragen.
Der Horror des Unbekannten
The Cull nutzt das Konzept des Unbekannten auf beeindruckende Weise, um die Spannung aufzubauen. Es gibt keine typischen Horror-Klischees oder blutige Schockeffekte, sondern eine unterschwellige Bedrohung, die sich langsam aufbaut. Wir wissen, dass etwas Dunkles lauert, ohne zu verstehen, was genau es ist. Diese Unsicherheit, dieses Spiel mit der Angst vor dem Unbekannten, ist ein klares Zeichen für Thompsons Talent, Spannung aufzubauen.
Ein Geheimnis, das Lust auf mehr macht
Der erste Band endet mit einer offenen Frage, die uns regelrecht zwingt, die nächste Ausgabe in die Hand zu nehmen. Thompson gibt genau so viel preis, dass man sich in den Figuren und der Handlung verankert fühlt, aber gleichzeitig gibt es noch genug Mysterien, die ungelöst bleiben. Es ist ein Kunstgriff, der verhindert, dass die Geschichte zu früh ihre Spannung verliert, und der Vorfreude auf die Fortsetzung weckt.
Eine verheißungsvolle Mischung aus Mystery, Jugenddrama und Horror
Mit dem ersten Band von The Cull startet Splitter Verlag eine Comic-Serie, die spannend, düster und emotional zugleich ist. Kelly Thompson und Mattia de Iulis erschaffen eine mysteriöse Welt, die schon beim Einstieg eine faszinierende Sogwirkung entfaltet. Die Geschichte beginnt mit einem simplen Kurzfilmprojekt von fünf Jugendlichen, doch schnell zeigt sich, dass unter der Oberfläche weit mehr lauert, insbesondere ein Geheimnis, das das Leben der Gruppe unwiderruflich verändert.
Die Charaktere sind ein wesentlicher Bestandteil dessen, was The Cull so lesenswert macht. Thompson gibt jedem der fünf Freunde eine eigene Tiefe und macht sie glaubwürdig und menschlich. Sie sind keine stereotypen Teenager, sondern Figuren mit Ecken und Kanten, die uns durch ihre unsicheren und verletzlichen Seiten ansprechen. Die künstlerische Umsetzung durch Mattia de Iulis ist sehenswert . Die Mischung aus weichen, pastelligen Farbtönen und düsteren Schatten erzeugt eine unheimliche Atmosphäre. Ein weiterer Pluspunkt ist die filmische Erzählweise des Comics. Der Comic lebt von schnellen Schnitten und Perspektivwechseln, die uns das Gefühl geben, mitten in einem Mystery-Thriller zu sein. Thematisch kratzt The Cull nicht nur an der Oberfläche. Es geht hier nicht nur um eine Gruselgeschichte, sondern auch um tiefere Themen wie die Angst vor dem Erwachsenwerden, Verlust und die Unsicherheiten des Lebens. Thompson versteht es, diese existenziellen Fragen in die Geschichte einzuflechten, ohne zu belehrend zu wirken. Der erste Band schafft es, Horror und Mystery ohne typische Klischees oder Schockmomente aufzubauen. Am Ende bleibt eine offene Frage, die Lust auf mehr macht. Der Cliffhanger ist geschickt gewählt und lässt uns neugierig zurück, da wir nicht nur wissen wollen, was als Nächstes passiert, sondern auch, wie sich die Figuren weiterentwickeln werden.
Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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