Zorro Die Legende lebt

In La Vega wird Zorros Vermächtnis noch immer gefeiert – bis die Kartelle den Schauspieler töten, der ihn verkörpert.
Zwanzig Jahre später suchen seine Kinder Rosa und Diego Rache. Diego nimmt die Maske seines Vaters auf und wird selbst zur lebenden Legende: Zorro.
Zorro reitet wieder und das im 21. Jahrhundert
Wer hätte gedacht, dass der maskierte Rächer mit dem markanten „Z“ auf der Brust eines Tages in der Gegenwart zurückkehren würde und das nicht als Nostalgieprojekt, sondern als packender, moderner Actioncomic? Zorro Die Legende lebt beweist eindrucksvoll, dass man selbst eine über 100 Jahre alte Figur (erstmals 1919 in der Literatur erschienen!) neu erfinden kann, ohne ihr Herz und ihre Seele zu verlieren.
Eine Stadt, die das Erbe bewahrt und dafür bestraft wird
Die Geschichte beginnt in der mexikanischen Stadt La Vega, wo die Menschen jedes Jahr den legendären Zorro feiern. Das klingt zunächst idyllisch qbis die Realität der Moderne zuschlägt: Kartelle, Korruption und Gewalt haben längst auch diese Stadt erreicht. Dass die Feierlichkeiten an Zorro den Freiheitswillen der Bevölkerung symbolisieren, passt den Kriminellen natürlich gar nicht. Und so trifft es ausgerechnet den Schauspieler, der die Ikone verkörpert ein Mord, der zum Sinnbild für das Ende einer Ära wird.
Zwanzig Jahre später: Die Legende erwacht
Zwanzig Jahre nach dem Attentat begegnen wir Rosa und Diego, den Kindern des ermordeten Schauspielers. Beide tragen das Trauma ihrer Kindheit noch immer mit sich herum. Während Rosa versucht, in einer zerrütteten Welt ihren Platz zu finden, treibt Diego der Wunsch nach Rache um, als etwas schreckliches passiert und genau dieser Funke entzündet die Wiedergeburt von Zorro. Plötzlich ist der maskierte Held nicht mehr nur ein Symbol der Vergangenheit, sondern eine Waffe gegen die Gewalt der Gegenwart.
Sean Murphy liefert wie immer
Dass der Comic so stark funktioniert, liegt natürlich am Namen hinter dem Projekt: Sean Murphy. Bekannt durch Werke wie Batman Der weiße Ritter oder Tokyo Ghost, hat Murphy ein Händchen für Charaktere, die zwischen moralischen Grauzonen wandeln. In Zorro Die Legende lebt gelingt ihm der Spagat zwischen nostalgischem Abenteuer und sozialkritischem Gegenwartsbezug. Seine Panels sind dynamisch, kantig und energiegeladen – ganz so, wie man es von ihm erwartet.
Ein Spagat zwischen Tradition und Moderne
Was diesen Comic besonders macht, ist die Mischung aus Mantel-und-Degen-Romantik und moderner Gangsterästhetik. Statt fechtenden Aristokraten treffen wir auf Drogenkartelle, korrupte Politiker und traumatisierte Protagonisten. Trotzdem bleibt der Geist des Originals erhalten: Mut, Gerechtigkeit, Leidenschaft. Zorro mag keine Pferdekutschen mehr jagen, aber seine Mission ist dieselbe geblieben die Schwachen zu schützen und den Mächtigen die Stirn zu bieten.
Die Figuren mehr als bloße Abziehbilder
Rosa und Diego sind keine reinen Erben eines Mythos, sondern komplexe Charaktere mit Ecken und Kanten. Ihre Beziehung schwankt zwischen Geschwisterliebe und dem gemeinsamen Wunsch nach Vergeltung. Besonders Diegos Verwandlung zum neuen Zorro ist emotional dicht inszeniert kein plötzlicher Held, sondern ein Mensch, der sich seinen Dämonen stellen muss. Das macht die Geschichte glaubwürdig und nahbar, auch für Leser, die mit dem alten Zorro-Mythos wenig anfangen können.
Action mit Herz und Haltung
Natürlich fehlt es nicht an rasanten Kampfszenen, Explosionen und ikonischen Momenten aber das Beeindruckende ist, dass die Action nie leer wirkt. Jeder Schwertstreich, jeder Schlag, jede Explosion hat Gewicht. Murphy versteht es, Spannung visuell zu erzählen, ohne dass der Comic zu einem reinen Schauwert-Festival verkommt. Hinter jeder Szene steht eine Haltung: Es geht um Mut, Verantwortung und das Vermächtnis eines Symbols.
Zeichnungen, die knistern
Optisch ist Zorro Die Legende lebt ein echtes Brett. Die Farben sind kräftig, die Linien kantig, die Atmosphäre schwankt zwischen staubiger Hitze und neongetränkter Großstadtnacht. Besonders beeindruckend ist, wie die Panels Bewegung vermitteln – man spürt förmlich das Surren der Klinge, den Wind unter dem schwarzen Umhang. Wer Sean Murphys Stil kennt, wird sich hier sofort zuhause fühlen, aber auch neue Leser dürften von der visuellen Wucht begeistert sein.
Die Maske sitzt wieder perfekt
Zorro Die Legende lebt ist keine einfache Neuauflage, sondern eine gelungene Wiedergeburt. Murphy schafft es, dem Mythos neues Leben einzuhauchen, ohne in billige Nostalgie abzurutschen. Stattdessen erzählt er eine Geschichte, die im Hier und Jetzt funktioniert – brutal, emotional und relevant. Zorro ist in dieser Version kein glatter Held, sondern ein Mensch mit Wut, Zweifeln und Herz. Genau das macht ihn so faszinierend. Die Maske ist nicht mehr nur Symbol für Gerechtigkeit, sondern auch für Identität und Verantwortung – Themen, die in unserer Zeit aktueller sind denn je. Der Comic zeigt, dass man alte Geschichten nicht einfach neu aufwärmen muss, um sie modern zu machen. Man muss sie neu fühlen. Und genau das tut Zorro Die Legende lebt. Fans klassischer Abenteuer werden auf ihre Kosten kommen, aber auch Freunde moderner Crime-Stories finden hier genug Stoff, um begeistert zu sein. Der Mix aus Tradition, Emotion und Tempo funktioniert einfach. Kurz gesagt: Die Legende lebt und wie! Zorro reitet wieder, diesmal durch eine Welt voller Smartphones und Maschinenpistolen, aber sein Ziel bleibt dasselbe: Den Mächtigen ein Z in die Stirn der Ungerechtigkeit zu ritzen. Für mich ist der Band eine ganz klare Empfehlung und ein wirklich sehr lesenswertes Werk.
Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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