Who Saw the Peacock Dance in the Jungle? 1

An Heiligabend wird ein Ex-Polizist ermordet. Der Täter scheint gefasst – bis ein Brief des Opfers Zweifel sät. Tochter Komugi stellt die Wahrheit infrage und beginnt zu ermitteln.

Einstieg in ein düsteres Mysterium

Rito Asamis Who Saw the Peacock Dance in the Jungle? beginnt wie ein klassisches Krimidrama, doch schnell wird klar: Hier geht es um mehr als nur die Suche nach einem Mörder. Band 1 wirft uns mitten in eine noch ruhige Handlung, die aber schnell an Tempo zunimmt, denn in ihr wird ein ehemaliger Polizist grausam ums Leben gebracht. Die Ermittlungen scheinen zunächst effektiv, ein Verdächtiger wird gefasst, der Fall abgeschlossen. Doch was als simples Whodunit beginnt, entfaltet sich bald zu einem Psychothriller, der mehr ist, als er zu Beginn vermuten lässt. 

Komugi, eine Protagonistin mit Tiefe

Im Zentrum der Geschichte steht Komugi, die Tochter des Opfers. Sie ist keine klassische Heldin, sondern ein zutiefst verletzter Mensch, die noch nicht ganz weiß wie sie mit dem Verlust ihres Vaters umgehen soll und früh erfährt sich, wenn ein bestimmter Kreis an Personen festgenommen wird, dann ist der Täter noch auf freiem Fuß. Ihre Hartnäckigkeit, gepaart mit der emotionalen Wucht eines letzten Briefes ihres Vaters, verleiht der Geschichte eine starke persönliche Note. Komugi ist nicht nur Ermittlerin in eigener Sache, sondern auch eine junge Frau im Konflikt mit einer Welt, in der Wahrheit biegsam und Gerechtigkeit trügerisch ist.

Der Brief Katalysator der Handlung

Der zentrale Aufhänger ein Brief, der posthum ein düsteres Geheimnis andeutet ist ein genialer Schachzug Asamis. Er gibt der Geschichte ein hohes Maß an Spannung, wirft gleichzeitig aber auch moralische Fragen auf: Wie sehr kann man jemandem vertrauen, der nur noch durch seine Worte existiert? Und was bedeutet es, wenn ein Opfer mehr Fragen hinterlässt als Antworten?

Atmosphäre: Zwischen Kälte und Klaustrophobie

Die Kulisse ist mehr als nur ein hübsches Setting sie unterstreicht die emotionale Kälte und das Gefühl der Isolation, das Komugi empfindet, denn immer wieder ist sie alleine und blickt auf die Beziehung zu ihrem Vater zurück. Es kommt hier zu tollen Wendungen und zugleich, Asami versteht es meisterhaft, diese Gegensätze zu nutzen, um die Spannung subtil zu steigern.

Erzählstruktur und Stil

Erzählerisch bewegt sich Band 1 geschickt zwischen Rückblenden, inneren Monologen und Dialogen, die oft mehr verschleiern als enthüllen. Der Manga fordert uns heraus, selbst mitzurätseln, und verzichtet auf einfache Antworten. Die Erzählweise ist ruhig, fast poetisch, aber nie langweilig, ein seltenes Kunststück im Krimigenre. Durch gut gesetzte Spitzen, schafft es die Handlung auch immer wieder spannend zu bleiben und zugleich gute Impulse für kommende Veröffentlichungen abzuliefern. 

Visuelle Gestaltung

Auch zeichnerisch überzeugt der Manga: Der Stil ist klar, detailreich und atmosphärisch dicht. Besonders die Mimik der Figuren ist beeindruckend nuanciert und transportiert Emotionen ebenso präzise wie die Dialoge. Die Panels sind gut komponiert und tragen zur dichten, fast filmischen Erzählweise bei. Besonders bemerkenswert sind die Momente der Stille, in denen Bild und Ausdruck mehr sagen als tausend Worte.

Die Nebenfiguren, Rätsel auf zwei Beinen

Neben Komugi treten mehrere potenzielle Verdächtige auf, die allesamt wie Puzzleteile wirken, jede Figur scheint ein Geheimnis zu verbergen, eine eigene Agenda zu verfolgen. Asami gelingt es, jeder Figur genug Raum zu geben, um sie glaubwürdig und vielschichtig zu zeichnen, ohne den Plot aus den Augen zu verlieren. Wer Freund, wer Feind ist, bleibt stets im Unklaren und genau das macht den Reiz aus. Komugis Vater ist zwar tot aber zeigt definitiv, dass er seinen Tod selbst vorausgesehen hat und zugleich auch auch Vorbereitungen getroffen hat. 

Themen: Wahrheit, Schuld und Gerechtigkeit

Was Who Saw the Peacock Dance in the Jungle? besonders macht, ist sein philosophischer Unterton: Was ist Wahrheit, wenn niemand sie gesehen hat? Wenn Erinnerungen trügen und Beweise fehlen, worauf können wir uns noch verlassen? Die Geschichte regt zum Nachdenken an, ohne belehrend zu sein. Es geht nicht nur um einen Mord es geht darum, wie wir mit Verlust, Zweifel und dem Wunsch nach Klarheit umgehen. 

Ein starker Auftakt, aber auch eine Herausforderung

Band 1 ist definitiv kein leichter Snack für zwischendurch. Der Manga nimmt sich Zeit, seine Geschichte zu entfalten, verzichtet bewusst auf plakative Action und setzt auf psychologische Tiefe. Das macht ihn anspruchsvoll, aber umso lohnenswerter. Der Band hat an der ein oder anderen Stelle schon ein klein wenig Längen, die er wie schon weiter oben erwähnt mit gut getimtem Spitzen dann wieder auflockert. 

Eine düstere Perle für Fans von vielschichtigem Mystery

Who Saw the Peacock Dance in the Jungle? ist kein Manga für Ungeduldige und genau das ist seine große Stärke. Rito Asami schafft es, eine ruhige, Kriminalgeschichte zu erzählen, die ihre Spannung aus der Unsicherheit zieht: aus dem Zweifel, der jeden Beweis unterwandert, aus der Wahrheit, die sich jeder Festlegung entzieht.

Die Stärke des ersten Bandes liegt nicht in spektakulären Wendungen (obwohl auch diese nicht fehlen), sondern in der stillen Intensität der Figuren und der Geschichte. Komugi ist eine fesselnde Hauptfigur, deren innerer Konflikt der Handlung ein starkes emotionales Fundament gibt. Ihr Weg ist weniger der einer Detektivin, sondern eher der einer Suchenden nach Antworten, nach Gerechtigkeit, nach Frieden. Asami gelingt es, ein Krimidrama zu erzählen, das zugleich Thriller und leise Charakterstudie ist. Man spürt in jeder Seite, dass hier jemand schreibt, der mehr will als nur Spannung erzeugen hier geht es um das Menschliche im Verbrechen, das Ringen mit Verlust und die Komplexität von Schuld.

Für jene, die Geschichten lieben, die sich langsam entfalten und dabei tiefer gehen als der übliche Mainstream, ist Who Saw the Peacock Dance in the Jungle? ein echter Geheimtipp.

Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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