w0rldtr33 01: Terminal

Heute habe ich wieder einen Comic aus dem Hause Splitter für euch dabei. 

Gabriel und seine Freunde entdeckten 1999 das gefährliche Undernet und versiegelten es nach einem Hack unter großen Opfern. Viele Jahre später kehrt die Bedrohung zurück, denn das Internet vergisst nicht.

Gelungener Einstieg in die Welt Gabriel und co. 

Der Einstieg funktioniert hier meiner Meinung nach wirklich gut und gerade die Rückblenden ins Jahr 1999 fand ich gesamtheitlich toll gemacht. Der erste Band macht schon sehr viel richtig gesamtheitlich betrachtet und punktet mit spannender Geschichte. 

Die Charaktere: Eine Gruppe mit Narben

Gabriel und seine Freunde sind nicht die typischen Comic-Helden. Sie sind durch ihre Erfahrungen gezeichnet und haben bleibende Narben von ihrem ersten Kontakt mit dem Undernet davongetragen. Diese Gruppe von Charakteren ist tiefgründig und gut ausgearbeitet. Jeder hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Motive, die im Laufe des Comics immer weiter entfaltet werden. Ihre Dynamik ist realistisch und vermittelt ein starkes Gefühl der Verbundenheit, aber auch der Belastung, die sie durch ihre gemeinsame Vergangenheit erfahren haben. Zum anderen spürt man hier auch ganz klar, wie Gabriel sich selbst von der Gruppe isoliert hat. Fand ich insgesamt gut und die Figuren haben auch eine tolle Dynamik untereinander, von der die Geschichte ganz klar profitiert. 

Das Undernet: Ein neuer Blick auf das Internet

Die Darstellung des Undernet als dunkle Kehrseite des Internets ist eine der faszinierendsten Ideen des Comics. Es wird als ein Ort beschrieben, der nicht nur gewalttätig und erschreckend ist, sondern auch einen hypnotischen und unentrinnbaren Sog auf seine Nutzer ausübt. Diese Darstellung lässt uns über unsere eigene Beziehung zum Internet nachdenken. Wie sehr lassen wir uns von digitalen Inhalten beeinflussen? Wo ziehen wir die Grenze zwischen harmloser Neugier und gefährlicher Besessenheit? Welchen Einfluss hat, dass was wir sehen auf uns und inwieweit lassen wir uns beeinflussen ? 

Visuelle Darstellung: Der Stil von Fernando Blancop

Fernando Blancos künstlerische Darstellung trägt maßgeblich zur düsteren und verstörenden Atmosphäre des Comics bei. Seine Zeichnungen sind detailliert und schaffen es, sowohl die surreale Welt des Undernet als auch die reale Welt der Protagonisten eindringlich darzustellen. Besonders beeindruckend sind die Szenen, in denen die beiden Welten ineinander übergehen. Blanco nutzt Schatten und Kontraste geschickt, um die Bedrohung des Undernet zu unterstreichen und den Leser in seinen Bann zu ziehen. Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat ist seine sehr dynamische Panelführung, die ihr übrigens zur spannenden Darstellung der Geschichte tun. 

Themen: Die Gefahren des digitalen Zeitalters

w0rldtr33 01: Terminal greift viele aktuelle Themen auf, die unsere Gesellschaft im digitalen Zeitalter betreffen. Von der Besessenheit und Sucht nach Online-Inhalten über den Verlust der Privatsphäre bis hin zur Frage, was passiert, wenn wir die Kontrolle über die Technologie verlieren, die wir geschaffen haben. Der Band regt zum Nachdenken an und stellt unbequeme Fragen, ohne dabei belehrend zu wirken. Er zeigt, dass die Gefahren des Internets weit über das hinausgehen, was wir uns vorstellen können. Dabei habe ich mich nach dem Band selbst einmal hinterfragt und mich dabei selbst reflektiert. 

Erzählstruktur: Ein Puzzle, das zusammengesetzt werden muss

Die Erzählweise des Comics ist geschickt aufgebaut. Durch Rückblenden und Zeitsprünge wird die Geschichte nach und nach enthüllt, wie ein Puzzle, das wir Stück für Stück zusammensetzen muss. Diese Struktur sorgt dafür, dass die Spannung konstant hoch bleibt und man ständig weiterblättern möchte, um mehr zu erfahren. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass man immer wieder überrascht wird und die Geschichte in eine Richtung geht, die man nicht erwartet hätte. Die Wendungen hier haben mir verdammt gut gefallen  und halten uns nicht nur bei der Stange, sondern schaffen es eine ganz eigene Sogwirkung zu entfalten. 

Der Antagonist: Das Undernet als böse Macht

Das Undernet selbst ist in gewisser Weise der Hauptantagonist der Geschichte. Es ist mehr als nur ein digitales Netzwerk es ist eine böse Macht, die manipuliert und zerstört. Diese Darstellung des Internets als eine eigenständige, bösartige Entität ist erfrischend und beängstigend zugleich. Es fordert die Vorstellung heraus, dass das Internet nur ein Werkzeug ist und stellt es stattdessen als etwas dar, das eigene Absichten und einen eigenen Willen haben könnte.

Emotionale Tiefe: Die persönlichen Opfer der Charaktere

Die emotionalen Auswirkungen, die der Kontakt mit dem Undernet auf die Charaktere hat, werden eindrucksvoll dargestellt. Gabriel und seine Freunde haben alles geopfert, um das Undernet zu versiegeln, und die Narben, die sie davongetragen haben, sind nicht nur physischer, sondern auch psychischer Natur. Diese Opferbereitschaft und die damit verbundenen Verluste verleihen der Geschichte eine emotionale Tiefe. 

Ein Kommentar zur Technologie: Fluch oder Segen?

w0rldtr33 stellt auch die Frage, ob die Technologie, die wir geschaffen haben, ein Fluch oder ein Segen ist. Während das Undernet eindeutig als eine Bedrohung dargestellt wird, gibt es auch Momente, die zeigen, dass Technologie nicht nur destruktiv sein muss. Diese ambivalente Darstellung sorgt dafür, dass der Leser selbst entscheiden kann, wie er die Rolle der Technologie in der modernen Welt sieht. Am Ende muss man sagen, dass die Technologie durchaus den Untergang von uns besiegeln kann. 

Atmosphäre und Ton: Düstere Spannung

Der Ton des Comics ist von Anfang an düster und unheilvoll. Es gibt kaum Momente der Erleichterung, was die Spannung konstant hoch hält. Die Atmosphäre ist dicht und beklemmend, und es gibt ein ständiges Gefühl der Bedrohung. Diese Spannung wird durch die Kombination aus Text und Bild hervorragend transportiert und sorgt dafür, dass man als Leser immer am Rande seines Sitzes bleibt.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass w0rldtr33 01: Terminal ein starker Einstieg in eine düstere und faszinierende Welt ist. Der Comic überzeugt auf mehreren Ebenen und bietet eine packende Mischung aus spannendem Storytelling, gut geschriebenen Charakteren und einer unheimlich fesselnden Atmosphäre. Besonders hervorzuheben sind die gut platzierten Rückblenden ins Jahr 1999, die die Geschichte geschickt aufbauen und uns Stück für Stück mehr Einblick in die Hintergründe der Charaktere und das rätselhafte Undernet geben. Die Charaktere um Gabriel und seine Freunde sind keine typischen Heldenfiguren. Sie sind gezeichnet von ihrer Vergangenheit, tragen seelische und körperliche Narben und kämpfen mit den Konsequenzen ihrer Begegnungen mit dem Undernet. Diese Tiefe verleiht ihnen eine besondere Glaubwürdigkeit. Das Undernet als zentraler Antagonist und Konzept ist eine innovative und beunruhigende Idee.  den Comic deutlich von anderen Geschichten im digitalen Zeitalter abhebt. Fernando Blancos Zeichnungen tragen maßgeblich zur düsteren und unheilvollen Atmosphäre des Comics bei. Letztlich ist w0rldtr33 1 Terminal ein gelungener Auftakt, der mit einer geschickt konstruierten Erzählweise, einer fesselnden Handlung und vielschichtigen Charakteren überzeugt.

Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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