The Witcher: Der Rand der Welt

Hexer Geralt von Riva und Barde Rittersporn reisen in eine abgelegene Region, wo Menschen nahe bei misstrauischen Elfen leben. Die Dorfbewohner bitten Geralt, einen Teufel zu vertreiben, der ihre Felder plagt. Als dieser sich nicht leicht besiegen lässt, greift Geralt zu härteren Mitteln bis plötzlich Elfen eingreifen.

The Witcher Der Rand der Welt

Schon beim ersten Blick auf die Hardcover-Ausgabe von The Witcher: Der Rand der Welt fällt eines sofort auf: Dieses Comic kommt in einem tollen Format daher und das zu Recht! Der edle Einband, das spürbar gute Papier und die standardisierte  Größe machen dieses Werk zu einem schönen Hingucker im Regal. Es wirkt wie ein Märchenbuch für Erwachsene, aber eines, das man sich gern öfter mal zu Gemüte führt.

Zwischen Mythen und Monstern

Die Geschichte basiert auf einer der früheren Kurzgeschichten aus Sapkowskis Der letzte Wunsch, in der Geralt und Rittersporn in ein abgelegenes Dorf geraten, das von einem vermeintlichen Teufel terrorisiert wird. Schnell zeigt sich: Hier geht es nicht nur um ein Monsterproblem, sondern um tiefere Konflikte zwischen Menschen und Elfen, Moderne und Tradition, Gewalt und Diplomatie. Die Erzählung schlägt eine Brücke zwischen märchenhaftem Humor und bitterem Ernst typisch Witcher, möchte man sagen und das mit einer Leichtigkeit, die die Geschichte zugleich auch für jeden zugänglich macht.

Visuell ein Volltreffer

Zeichner Tommaso Bennato verleiht der Welt rund um Geralt von Riva eine ganz eigene visuelle Note. Der Stil bewegt sich irgendwo zwischen klassischem Werk und schon etwas gröberen Zeichnungen, was dem Ganzen eine interessante Dynamik verleiht. Besonders gelungen sind die Charakterdesigns: Geralt wirkt grimmig und charismatisch zugleich, Rittersporn sprüht nur so vor Ausdruck und die Elfen erscheinen ebenso mysteriös wie gefährlich. Die Farben sind satt und stimmungsvoll ob Sonnenuntergang über den Feldern oder finstere Wälder, jedes Panel ist sorgfältig komponiert und trägt zur Atmosphäre bei.

Rittersporn, der Showstealer

Neben Geralt ist es vor allem Rittersporn, der hier einen ordentlichen Part hat. Die Figur ist charmant, frech und sorgt für die nötige Portion Leichtigkeit, ein wunderbarer Gegenpol zum stoischen Hexer. Seine Dialoge sind gelungen und tragen viel zum Humor der Geschichte bei, ohne sie ins Lächerliche zu ziehen. Man merkt, wie gut sich die Autoren auf das Zusammenspiel der beiden verstehen, das Duo funktioniert auch im Comic hervorragend.

Der Teufel im Detail

Der titelgebende Teufel, den die Dorfbewohner für das Übel in ihrer Umgebung halten, ist alles andere als das, was er zunächst zu sein scheint. Und genau hier liegt die Stärke der Geschichte: Sie spielt mit Erwartungen, nimmt Märchenelemente und man webt daraus eine ganz eigene Geschichte. Das macht Der Rand der Welt nicht nur spannend, sondern auch überraschend gut. Denn hinter der Fassade des Fantastischen verbirgt sich eine kluge Reflexion über Vorurteile, Angst und den Umgang mit dem Fremden.

Sprache und Erzählfluss

Autorin Magdalena Salik schafft es, die sprachliche Eleganz von Sapkowskis Vorlage in ein comicgerechtes Format zu überführen. Die Dialoge sind lebendig, oft mit einem Augenzwinkern versehen und trotzdem niemals oberflächlich. Die Erzählstruktur ist klar und gut getaktet, sodass auch jeder, der mit dem Witcher-Universum nicht vertraut ist, der Geschichte doch problemlos folgen kann. Besonders positiv: Die Panels wirken nie überladen, was dem Lesefluss sehr zugutekommt.

Fantasy mit Anspruch

Was diesen Comic von vielen anderen Fantasy-Werken abhebt, ist die gelungene Mischung aus Unterhaltung und Substanz. Hier geht es nicht nur um Schwertkämpfe und Magie, sondern auch um Spannungen, Anspielungen und soziale Dynamiken. Die Elfen beispielsweise sind nicht bloß Fantasywesen, sondern tragen Züge realer unterdrückter Völker, was der Geschichte eine zusätzliche Tiefe verleiht. Es ist dieser Anspruch, der The Witcher auch außerhalb der Gamer- und Fantasyblase interessant macht.

Ein Werk für Sammler und Neueinsteiger

Ob eingefleischter Witcher-Fan oder Neuling in der Welt von Kaer Morhen dieser Band eignet sich für beide Partien  gleichermaßen. Wer die Geschichte bereits kennt, wird ihre Umsetzung im neuen Gewand genießen. Und wer sie noch nicht kennt, bekommt mit diesem Comic einen zugänglichen, atmosphärischen Einstieg in das Witcher-Universum. Besonders durch das schöne Format wirkt das Ganze fast schon cineastisch, ein Erlebnis, das man nicht nur liest, sondern richtiggehend aufsaugt.

Eine Adaption mit Herz, Stil und Verstand

The Witcher: Der Rand der Welt ist mehr als nur eine simple Comicumsetzung einer bekannten Kurzgeschichte es ist ein toll inszeniertes Stück Erzählkunst, das Sapkowskis Vorlage mit Respekt, Fantasie und eigenem Stil aufgreift. Die Mischung aus humorvollen Momenten, Tiefgang und schöner Inszenierung macht das Werk in meinen Augen empfehlenswert. Besonders die Balance, die das Team zwischen Action, Atmosphäre und Charaktermomenten findet. Man fühlt sich nicht nur gut unterhalten, sondern auch dazu bewegt, über Themen wie Ausgrenzung, Angst vor dem Fremden und die Welt des Hexers nachzudenken.  Die visuelle Umsetzung sorgt für eine zusätzliche Wertigkeit. Jedes einzelne Panel wirkt gut, die Farbgebung unterstützt die Stimmung, und das Layout lässt die Welt des Hexers real wirken. Der Stil wirkt hier insgesamt etwas gröber und zugleich auch dreckiger und rauer, was meiner Meinung nach toll kn die Welt von Geralt passt. Der Band ist meiner Meinung nach gerade auch durch die Art der Geschichte und Zugänglichkeit auch als Mitbringsel durchaus geeignet. Die Verarbeitung, das zugängliche Storytelling und die Verbindung zu einer bekannten Marke wie The Witcher. Wer sich auf dieses Abenteuer einlässt, wird grundsätzlich gut unterhalten.  Kurzum: Der Rand der Welt ist ein interessanter Titel, für alle, die auf der Suche nach einer erzählerisch und visuell guten  Unterhaltung sind, ob mit oder ohne Vorwissen.

Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars 

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