Pendragon 2 Der Rat der Könige 

Artus, von Merlin als zukünftiger Pendragon bestimmt, weigert sich, sein Schicksal anzunehmen. Stattdessen sehnt er sich nach Frieden mit seiner Frau. Doch der Rat der Könige naht – und mit ihm die Entscheidung über das Schicksal Albas, das von Feinden bedrängt wird. Kann Nimues Fund des Schwerts Calibur das Blatt wenden, oder greifen gar die Götter selbst ein? 

Wenn Mythen auf Machtspiele treffen

Mit Pendragon 2 Der Rat der Könige führen Jérôme Le Gris und Benoît Dellac ihre epische Neuinterpretation der Artussage fort und das mit einem Knall. Schon der erste Band ließ ahnen, dass hier nicht einfach ein weiteres Fantasy-Abenteuer erzählt wird, sondern ein tief verwobenes Epos über Macht, Schicksal und menschliche Schwäche. Der zweite Teil geht nun noch einen Schritt weiter: Er vertieft die Konflikte, lässt die politischen Intrigen eskalieren und bringt zugleich die mythologischen Elemente auf ein neues Level.

Ein König wider Willen

Artus bleibt der tragische Mittelpunkt der Geschichte ein Mann, der zum Herrscher berufen ist, aber lieber in Frieden leben würde. Seine Weigerung, die Rolle des Pendragons anzunehmen, macht ihn zu einer faszinierenden Figur zwischen Pflicht und Freiheit. Gerade diese innere Zerrissenheit verleiht dem Comic eine emotionale Tiefe, die weit über das Genre hinausgeht. Le Gris versteht es, Artus’ Zweifel greifbar zu machen, ohne ihn schwach erscheinen zu lassen.

Der Rat der Könige, Bühne der Intrigen

Der titelgebende Rat ist das Herzstück des Bandes: ein politisches Pulverfass, in dem sich alte Feindschaften, verletzte Eitelkeiten und Machtgier zu einem gefährlichen Gebräu vermischen. Hier zeigt sich die erzählerische Stärke von Le Gris – die Dialoge sind gut, die Spannungen spürbar. Jede Allianz wirkt fragil, jeder Blickwechsel voller unausgesprochener Drohungen. Wer auf Machtspiele aus Game of Thrones steht, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

Die Rückkehr der Magie

Während im ersten Band Magie noch leise mitschwang, bricht sie nun mit voller Wucht hervor. Nimue und das sagenumwobene Schwert Calibur bringen ein übernatürliches Element ins Spiel, das sich perfekt mit der düsteren politischen Realität verzahnt. Besonders gelungen ist, dass Magie hier nie als bequemer Ausweg dient sie ist gefährlich, unberechenbar und fordert Opfer.

Götter, Schicksal und Menschlichkeit

Le Gris spielt gekonnt mit dem Spannungsfeld zwischen göttlicher Vorsehung und menschlicher Entscheidungsfreiheit. Die Götter mögen zuschauen doch es sind die Menschen, die scheitern oder triumphieren.

Benoît Dellac, ein Meister des epischen Panoramas

Was Dellac hier abliefert, ist schlicht beeindruckend. Seine Zeichnungen sind detailverliebt, seine Bildkompositionen dynamisch, und seine Farbgebung fängt die wechselnden Stimmungen perfekt ein. Die Szenen im Ratssaal knistern vor Spannung, während die Schlachtfelder und Nebellandschaften Albas eine mystische Düsternis ausstrahlen, die uns förmlich in die Seiten zieht. Dellac gelingt der Spagat zwischen historischen Details und mythischer Erhabenheit – das ist große Kunst.

Tempo und Erzählstruktur

Der zweite Band nimmt sich Zeit, um die Charaktere zu vertiefen, ohne dabei an Spannung zu verlieren. Gerade im Mittelteil entfaltet sich eine intensive Dichte, in der jeder Moment zählt. Hier wird klar: Pendragon ist kein Schnellschuss, sondern ein sorgfältig komponiertes Epos. Die Balance zwischen ruhigen Dialogszenen und wuchtigen Action-Sequenzen funktioniert hervorragend.

Eine Welt am Abgrund

Die Bedrohungen für Alba wachsen, die Fronten verhärten sich und man spürt, dass alles auf einen gewaltigen Höhepunkt hinausläuft. Le Gris und Dellac bauen ihre Welt mit solcher Konsequenz und Glaubwürdigkeit auf, dass man kaum glauben kann, dass es sich „nur“ um einen Comic handelt. Jede Figur, selbst Nebencharaktere, trägt zur dichten Atmosphäre bei.

Ein Königreich im Zwielicht und ein Comic auf dem Höhepunkt seiner Kunst

Pendragon 2 Der Rat der Könige ist mehr als eine gelungene Fortsetzung es ist ein starkes Werk, das den ohnehin starken Auftakt noch übertrifft. Die Kombination aus politischem Drama, mythischer Spannung und emotionaler Tiefe macht diesen Band, beziehungsweise die Reihe definitiv empfehlenswert.  Die Charaktere sind vielschichtig, ihre Konflikte glaubwürdig, ihre Entscheidungen folgen einer inneren Logik, die die Tragik des Artus-Mythos in neuem Licht erscheinen lässt. Hier wird keine simple Heldenreise erzählt, sondern ein Drama im Gewand der Sagenwelt.

Optisch ist der Band eine Wucht: Dellacs Artwork hat etwas Zeitloses, beinahe Filmisches. Jede Seite wirkt wie ein sorgfältig komponiertes Gemälde, das man länger betrachten möchte. Gerade im Zusammenspiel mit der dichten Erzählung entsteht eine Atmosphäre, die man so schnell nicht vergisst. Auch erzählerisch beweist Le Gris Mut. Er wagt es, den Helden scheitern zu lassen, ihm Zweifel und Schwäche zuzugestehen und genau das macht Pendragon 2 so stark. Wer auf Geschichten mit politischem Biss, mythologischer Wucht und künstlerischem Anspruch steht, sollte hier unbedingt zugreifen. Pendragon 2 Der Rat der Könige ist nicht nur ein würdiger zweiter Akt und macht definitiv Lust auf mehr.

Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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