Ladies with Guns 3

Eine Strafanstalt im wilden Westen. Schwerverbrecher der übelsten Sorte sitzen hier ein. Eine reine Männerwelt – bisher. Als unsere Ladies dort eingeliefert werden, scheint ihr Schicksal von vornherein besiegelt. Aber selbst hinter Gittern lässt sich ihr Zorn nicht so leicht zügeln.

Der dritte und letzte Band des ersten Zyklus  der Comicreihe Ladies with Guns von Olivier Bocquet und Anlor setzt dem Zyklus ein würdiges Finale. Mit einer Mischung aus bissigem Humor, unverhohlenem Feminismus und einer Portion bitterer Gesellschaftskritik hebt dieser Band das Westerngenre erneut auf ein neues Level. Lassen wir die Colts sprechen und tauchen ein in die Welt der Ladies, die keine Gefangenen machen.

Ein waghalsiges Szenario hinter Gittern

Schon die Prämisse lässt das Herz jedes Western-Fans höherschlagen: Eine Strafanstalt im Wilden Westen, bis an die Zähne gefüllt mit den härtesten Banditen und Outlaws. Doch die vermeintlich eingefahrene Männerwelt bekommt Besuch von fünf Ladies, die in den ersten beiden Bänden bewiesen haben, dass sie mit den Gesetzen der Prärie auf Kriegsfuß stehen und sich dabei nicht nur mit der Waffe, sondern auch mit scharfem Verstand und schneidenden Dialogen zu wehren wissen. Die Atmosphäre hinter den Gefängnismauern ist von Anfang an so explosiv, dass man förmlich darauf wartet, wann der Funke überspringt.

Halsbrecherische Abenteuer und bissiger Humor

Bocquet gelingt es einmal mehr, die Handlung rasant und überraschend zu gestalten. Was zunächst wie ein klaustrophobisches Setting wirkt, wird schnell zur Bühne für Wendungen, Fluchtpläne und Intrigen. Dabei bleibt der Humor nie auf der Strecke: Die Ladies kontern die düstere Umgebung mit sarkastischen Sprüchen, die so treffsicher sind wie ihre Schüsse. Besonders gelungen ist der Kontrast zwischen den harten Bedingungen des Gefängnisses und der unerschütterlichen Entschlossenheit der Protagonistinnen, die jede Situation mit einem Augenzwinkern meistern.

Starke Frauen in einer harten Welt

Ein zentraler Punkt der Serie ist die Darstellung von Frauen, die sich in einer brutalen Männerwelt behaupten. Ladies with Guns 3 treibt dieses Thema auf die Spitze. Während die Ladies in den ersten beiden Bänden vor allem gegen äußere Feinde kämpfen mussten, rückt hier ihre persönliche Entwicklung in den Vordergrund, da man nicht nur nach außen mit allem klar kommen muss, sondern auch im inneren. Besonders beeindruckend ist, wie der Comic die Solidarität unter Frauen feiert, ein starkes Statement in einem Genre, das oft von einsamen Cowboys dominiert wird.

Visuelle Wucht: Anlors Zeichnungen

Anlor hat sich mit ihren Zeichnungen erneut selbst übertroffen. Die rauen Landschaften des Wilden Westens und die düstere Enge des Gefängnisses werden mit beeindruckenden Details zum Leben erweckt. Besonders faszinierend ist, wie Anlor Emotionen einfängt: von der Wut in den Augen der Ladies bis hin zur Spannung in den Actionsequenzen. Jeder Panel wirkt dynamisch und durchdacht, was uns regelrecht in die Szenerie hineinzieht. Der Western-Look bleibt authentisch, wirkt aber gleichzeitig modern und frisch, ein Spagat, den Anlor bewältigt.

Ein Hauch von Gesellschaftskritik

Neben all dem Humor und der Action verpacken Bocquet und Anlor auch einige kritische Botschaften. Das Gefängnis wird hier nicht nur als physischer Ort dargestellt, sondern auch als Symbol für die Unterdrückung, der die Frauen im Wilden Westen ausgesetzt sind. Dabei geht es nicht nur um Geschlechterrollen, sondern auch um Macht, Rassismus und den Wert von Zusammenhalt. Der Comic bleibt jedoch angenehm subtil und predigt nicht, die Botschaften ergeben sich organisch aus der Handlung und den Figuren.

Das Finale: Action, Emotionen und Abschied

Das Ende von Ladies with Guns 3 ist genauso spektakulär wie emotional. Ohne zu spoilern: Es gibt nicht nur jede Menge Action und Schießereien, sondern auch einige Momente, die uns berühren durften. Bocquet und Anlor schließen den Zyklus mit einem Finale ab, das sowohl befriedigend als auch bittersüß ist, genau wie ein guter Western.

Ein würdiger Abschied von den „Ladies with Guns“

Mit dem Abschlussband des ersten Zyklus der Comicreihe Ladies with Guns schaffen Olivier Bocquet und Anlor ein Finale, das gleichermaßen unterhält, überrascht und nachhallt, zugleich aber auch mit vielen offenen Punkten Zurücklässt. Es ist eine Mischung aus klassischem Western, subversivem Humor und einem feministischen Statement, das sich zwischen Action und Emotion nahtlos entfaltet. Das Setting des dritten Bandes eine Strafanstalt im rauen Wilden Westen verleiht der Handlung eine intensive Grundstimmung. Doch anstatt die Protagonistinnen einzuengen, wird das Gefängnis zur Kulisse für ihren unbändigen Kampfgeist. Die Dynamik zwischen Humor und spannungsgeladener Action bleibt auch im Abschlussband ein Markenzeichen der Reihe. Bocquet versteht es, den ernsten Ton des Settings mit witzigen und zugleich scharfsinnigen Sprüchen zu brechen, ohne dass die Story an Tiefe verliert. Eines der stärksten Elemente des Comics bleibt die facettenreiche Darstellung seiner Protagonistinnen. Im dritten Band zeigt sich deutlicher denn je, wie diese Frauen nicht nur gegen die äußeren Widrigkeiten kämpfen, sondern auch mit ihren inneren Dämonen ringen. Die Solidarität unter den Ladies ist dabei nicht nur ein starkes Motiv, sondern auch ein entscheidender Faktor, der ihnen das Überleben sichert.

Die Zeichnungen sind auch im Finale der Reihe ein absoluter Höhepunkt.

Kurzum: Ladies with Guns 3 ist ein mitreißendes Finale einer einzigartigen Reihe, die den Wilden Westen auf eine Weise aufmischt, wie man es selten zuvor gesehen hat.

Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. 

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