Kagurabachi 2

Sojo stellt sich Chihiro entgegen und offenbart seine Überzeugung, dass Zauberschwerter nur zum Töten existieren. Obwohl beide Kunishige bewundern, wählen sie gegensätzliche Wege – ein Kampf, in dem Sojos Brutalität Chihiros dunklen Instinkt entfesselt.
Wenn Blut auf Schicksal trifft
Mit Band 2 von Kagurabachi zeigt Takeru Hokazono einmal mehr, dass er kein Interesse daran hat, uns mit langen Vorreden aufzuhalten. Stattdessen packt er uns direkt am Kragen und schleudert uns mitten in einen Konflikt, der von Hass, Respekt und Schwertkunst angetrieben wird. Wo der erste Band die Bühne aufbaute, zieht der zweite gnadenlos die Vorhänge zur Seite: Die Welt wird größer, die Kämpfe härter, und Chihiro muss sich seiner inneren Dunkelheit stellen. Auch wenn hier noch, dass ein oder andere aufgebaut wird, ist der Konflikt der beiden das zentrale Thema des Bandes.
Chihiro, der stille Vulkan
Chihiro bleibt auch in Band 2 ein schweigsamer Protagonist, doch hinter seiner Wortkargheit verbirgt sich ein brodelndes Chaos. Sein Schmerz und seine Entschlossenheit sind greifbar, und die Art, wie er auf Sojo trifft, ist mehr als nur ein klassisches Held vs. Schurke Szenario. Man merkt: Er kämpft nicht nur mit dem Schwert, sondern auch mit sich selbst mit der Wut, die ihn antreibt, und dem Vermächtnis seines Vaters, das schwerer wiegt als jedes Katana.
Sojo, Brutalität mit Ideologie
Was wäre ein guter Shōnen ohne einen charismatischen Antagonisten? Sojo ist mehr als nur ein brutaler Schurke. Er ist ein Spiegelbild von Chihiros Schmerz, aber verdreht, extrem und kompromisslos. Seine Überzeugung, dass Zauberschwerter einzig und allein zum Töten existieren, verleiht ihm eine fast schon religiöse Fanatik. Diese Ideologie prallt hart auf Chihiros Suche nach Bedeutung und genau in dieser Spannung entfaltet sich der wahre Reiz des Bandes.
Wenn Bewunderung zur Trennung führt
Besonders spannend wird es, wenn klar wird, dass sowohl Chihiro als auch Sojo denselben Mann verehren: Kunishige, Chihiros Vater. Doch anstatt sie zu verbinden, treibt sie diese Ansichten in komplett gegensätzliche Richtungen. Für Sojo ist Kunishiges Vermächtnis die Rechtfertigung für Blut und Zerstörung, für Chihiro hingegen eine Bürde, die er mit Würde und Rache zugleich tragen will. Dieser Konflikt macht die Auseinandersetzung zwischen den beiden fast schon philosophisch auch wenn sie sich dabei natürlich mit Schwertern die Schädel einschlagen.
Action: Schwerter, Blut und ein Hauch von Magie
Kommen wir zum Herzstück: den Kämpfen. Hokazono inszeniert die Duelle mit einer Wucht, die einen beim Lesen regelrecht mitreißt. Jeder Schlag sitzt, jede Bewegung ist dynamisch, und das Spiel aus roher Gewalt und der übernatürlichen Aura der Zauberschwerter verleiht den Kämpfen eine ganz eigene Intensität. Besonders beeindruckend ist, wie die Zeichnungen Geschwindigkeit vermitteln man spürt förmlich den Luftzug, wenn ein Katana durch die Seite zischt.
Bildgewalt und Atmosphäre
Neben der Action überzeugt der Manga auch durch seine visuelle Dichte. Hokazono arbeitet mit starken Schwarz-Weiß-Kontrasten, die perfekt zur düsteren Stimmung passen. Blut fließt in kunstvollen Strichen, Gesichter verzerren sich in Schmerz oder Raserei, und doch bleibt genug Raum für stille Momente. Gerade diese Balance zwischen Leere und Explosion macht den Band zu einem echten Pageturner. Was man aber ein klein wenig kritisieren muss an den Zeichnungen ist, dass die Gesichter manchmal zu kantig wirken oder Zeichnungen nicht restlos sauber ausgebaut sind. Insgesamt funktionieren die Zeichnungen wirklich sehr sehr gut und untermauern die starke Handlung.
Charakterentwicklung im Schatten des Hasses
Während die Kämpfe das Spektakel liefern, steckt die wahre Kraft des Bandes in Chihiros innerem Wandel. Er ist kein unantastbarer Held er wankt, zweifelt, wird von seinen Instinkten übermannt. Und doch treibt ihn etwas Größeres an. Es ist dieser Balanceakt zwischen innerem Zerfall und äußerer Entschlossenheit, der ihn zu einem faszinierenden Protagonisten macht.
Band 2 als Brücke
Was Band 2 hervorragend gelingt, ist die Rolle als Brücke: Er baut auf dem Fundament des ersten Teils auf, führt neue Figurenkonstellationen ein und deutet größere Konflikte an, die weit über das Duell mit Sojo hinausgehen. Gleichzeitig hält er genug Überraschungen bereit, damit es sich nicht wie ein reiner Übergang liest. Man merkt: Hier wird die Welt größer, und Chihiros Weg ist erst am Anfang. Gerade der Anfang des Weges wird hier gut aufgebaut und ich bin gespannt was die Welt noch für unseren Helden bereithält.
Ein Sturm aus Blut, Schmerz und Zukunft
Kagurabachi Band 2 ist kein Band, den man mal eben nebenbei liest. Er fordert Aufmerksamkeit, weil er nicht nur ein Actionfeuerwerk zündet, sondern auch die psychologischen und moralischen Abgründe seiner Figuren auslotet. Besonders der Schlagabtausch zwischen Chihiro und Sojo ist ein Paradebeispiel dafür, wie Shōnen-Manga mehr sein können als bloße Prügeleien. Für Fans des Genres ist es ein Fest: kompromisslose Kämpfe, philosophische Untertöne und ein Protagonist, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet. Wer bisher dachte, Kagurabachi sei ein weiterer Rache-Manga, wird hier eines Besseren belehrt. Hokazono zeigt, dass er ein gutes Gespür für Dramaturgie hat – wann er das Tempo anzieht, wann er Stille wirken lässt.
Natürlich gibt es auch kleine Kritikpunkte: Die Geschwindigkeit der Handlung könnte manchen Lesern fast zu hoch sein, da wenig Raum für Nebenfiguren bleibt und die die ins Rennen geworfen werden sind gar nicht mal so langweilig. Doch gerade das sorgt für eine gnadenlose Fokussierung auf das Duelle, die wiederum ihre eigene Intensität erzeugt. Es ist ein alles oder nichts Gefühl, das man nicht bei jedem Manga findet.
Visuell liefert der zweite Band ab, schwächelt aber auch ab und an. Die Mischung aus traditioneller Schwertkampf-Ästhetik und übernatürlichem Flair durch die Zauberklingen macht einfach Spaß. Unterm Strich ist Kagurabachi Band 2 eine starke Fortsetzung, die zeigt, dass die Serie mehr als nur ein kurzlebiger Hype ist. Hokazono gelingt es, seinen Protagonisten tiefer zu schärfen, den Antagonisten vielschichtig darzustellen und gleichzeitig den Leser mit brachialer Action bei Laune zu halten. Wer nach einem Manga sucht, der Härte, Emotion und Stil vereint, liegt hier goldrichtig.
Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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