John Constantine: Hellblazer Tot in Amerika 1

John Constantine ist eine wandelnde Leiche herzlos, verwesend und auf der Flucht vor der britischen Polizei. In den USA beauftragt ihn Dream, gestohlenen Traumsand zurückzuholen, um eine Katastrophe zu verhindern. Dabei erlebt Constantine die dunklen Seiten Amerikas.
Ein Höllenritt durch die USA
John Constantine ist zurück und diesmal verschlägt es ihn auf einen Roadtrip durch die Vereinigten Staaten. In Tot in Amerika (Teil 1 von 2) schickt Simon Spurrier den kettenrauchenden Okkultisten auf eine Reise, die ihn mit Albträumen, Vampiren und alten Bekannten konfrontiert. Doch das eigentliche Problem: Constantine ist eigentlich schon tot. Was das für ihn, seine Reisegefährten und seine Feinde bedeutet, entfaltet sich in dieser düsteren Mischung aus Horror, Urban Fantasy und Gesellschaftskritik.
Ein untoter Constantine auf der Flucht
John Constantine war schon immer eine tragische Figur, aber selten war er so mitgenommen wie hier. Sein Körper verfällt, sein Herz schlägt nicht mehr, und seine Flucht aus England bringt ihn mitten in eine andere Hölle, die der USA. Begleitet von seinem straffälligen Sohn Noah und der knallharten Türsteherin Nat, reist er in einem roten Doppeldeckerbus quer durch das Land. Doch als sich Dream, der Herr der Träume, meldet und Constantine aufträgt, seinen gestohlenen Sand zurückzuholen, wird klar: Diese Reise wird alles andere als gewöhnlich.
Ein düsteres, albtraumhaftes Amerika
Spurrier nutzt Constantines Roadtrip, um die dunklen Seiten Amerikas offenzulegen. Jede Station bringt neue Schrecken mit sich von einem blutdürstigen Vampir in New Orleans bis hin zu einem Wahnsinn an der mexikanischen Grenze, der sich wie ein surrealer Fiebertraum anfühlt. Es ist ein Amerika, das sich in Mythen und Monster verwandelt, eine Art Spiegelbild der gesellschaftlichen Ängste und Abgründe. Dabei bleibt der typische Hellblazer-Ton erhalten: schmutzig, bitterböse und von tiefem Zynismus durchzogen.
Swamp Thing, Vampire und andere alte Bekannte
Was wäre eine gute Hellblazer-Story ohne ein paar ikonische Figuren aus dem DC-Universum? Neben Dream, der hier eine zentrale Rolle spielt, taucht auch Swamp Thing auf, wenn auch in einer äußerst misslichen Lage. Die Interaktion zwischen ihm und Constantine gehört zu den Highlights des Bandes, ebenso wie der Kampf gegen einen Vampir in New Orleans, der die klassische Hellblazer-Formel perfekt einfängt: übernatürlicher Horror gepaart mit Constantines sarkastischer, aber immer gequälter Heldenhaftigkeit.
Simon Spurrier trifft den richtigen Ton
Spurrier hat bereits mit John Constantine: Hellblazer (2019–2021) bewiesen, dass er den Charakter perfekt versteht. Auch hier trifft er genau den richtigen Ton: Constantine bleibt der zynische, aber letztlich doch nicht völlig herzlose Antiheld, den man liebt . Die Dialoge sind scharf, witzig und voller düsterer Weisheiten. Besonders beeindruckend ist, wie gut Spurrier den Horror und die melancholische Atmosphäre miteinander verwebt, es fühlt sich fast an wie eine gescheiterte Ballade über die amerikanische Seele.
Die Kunst von Aaron Campbell: Düster, roh und atmosphärisch
Aaron Campbells Zeichnungen verstärken die bedrückende Atmosphäre. Sein Stil ist rau, fast schon impressionistisch, und spielt meisterhaft mit Licht und Schatten. Auch die Darstellung von Constantines verwesendem Körper ist ein grausiges, aber faszinierendes Detail, das Campbells Talent für makabere Bilder unterstreicht.
Ein gelungener Brückenschlag ins Sandman-Universum
Die Verbindung zum Sandman-Kosmos fühlt sich organisch an. Dream taucht zwar nicht übermäßig oft auf, aber seine Präsenz ist spürbar, besonders in den surrealen Sequenzen, die stark an Neil Gaimans legendäre Serie erinnern. Spurrier und Campbell schaffen es, die Traumwelt nahtlos in Constantines düstere Realität einzufügen, was den Band nicht nur zu einer großartigen Hellblazer-Story macht, sondern auch zu einer lohnenden Ergänzung für Sandman-Fans.
Fazit: Höllisch gut und bitterböse
John Constantine: Hellblazer Tot in Amerika 1 ist ein finsteres, hartes und brillant geschriebenes Horror-Drama, das seinen Protagonisten auf einen albtraumhaften Roadtrip durch ein Amerika der Monster, Verlorenen und Verdammten schickt. Simon Spurrier trifft den Ton perfekt, während Aaron Campbells düstere Kunst die Geschichte in sehenswerter Schönheit einfängt. Wer klassischen Hellblazer-Stoff liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Der zynische Humor, die okkulten Schrecken und die tragische Dimension von Constantines Charakter sind in Bestform. Doch auch Fans von Sandman können hier einiges entdecken, besonders durch die Verbindung zu Dream und die traumartige Erzählweise. Der Band ist jedoch nichts für schwache Nerven. Der Horror ist klassisch, die Gewalt explizit, und die gesellschaftlichen Anspielungen sind schmerzhaft treffend. Spurrier nutzt Constantines Geschichte, um ein düsteres Bild von Amerika zu zeichnen, ein Land voller Geister, in dem die schlimmsten Monster oft menschlich sind. Ob Tot in Amerika ein neues Hellblazer-Highlight wird, hängt davon ab, wie der zweite Band die Geschichte abschließt. Doch schon jetzt ist klar: Dies ist eine sehr lesenswerte Geschichte des Hellblazers.
Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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