Die Gesellschaft der Tiere 2
In einer provokanten Welt, in der Menschen Tiere züchten und umgekehrt, erzählt Chefkoch Takanagi von Ann Pancetta die düstere Fortsetzung der Geschichte der Gesellschaft der Tiere. Als er vor die Aufgabe gestellt wird, ein Gericht aus Menschen zuzubereiten, erlebt er ein erschütterndes Erwachen. Aber auch das Lämmchen erlebt hier einige neue Abenteuer.
Ein düsterer Einstieg
Schon der Einstieg in Die Gesellschaft der Tiere 2 zeigt, dass der Manga nahtlos an den ersten Band anschließt – und zwar mit der gleichen Mischung aus düsterer Gesellschaftskritik, grotesker Satire und schonungslos dargestellter Brutalität. Die Welt, in der Menschen als Tiere betrachtet werden, ist erneut kompromisslos hart. Der Ton ist düster, aber gleichzeitig faszinierend.
Takanagi der Koch im moralischen Abgrund
Im Zentrum steht diesmal Takanagi, der Chefkoch aus Ann Pancetta, der sofort mit seinem blutigen Alltag konfrontiert wird: Menschen zerlegen, Tiere füttern, Erwartungen erfüllen. Was zunächst wie Routine wirkt, wird schnell zu einem moralischen Albtraum, als er ein ganz besonderes Gericht aus einem Menschen zubereiten soll. Hier beginnt sein persönlicher Abstieg.
Gewalt, die unter die Haut geht
Der Manga verzichtet erneut nicht auf brutale und explizite Darstellungen. Menschen werden geschlachtet, Tiere über Leichenberge geführt die Gesellschaft wirkt grotesk verdreht. Die Gewalt ist nicht Selbstzweck, sondern ein Spiegel dieser abartigen Welt und ihrer gestörten Werte.
Beeindruckende visuelle Umsetzung
Gegenstände sind sauber, klar und extrem detailliert gezeichnet. Die Hintergründe verstärken das bedrückende Gefühl und spiegeln oft Takanagis innere Konflikte wider. Die optische Atmosphäre schafft es, den Leser regelrecht einzusperren und emotional mit in die Küche von Ann Pancetta zu ziehen.
Das Lämmchen, der rote Faden
Die Geschichte des Lämmchen aus Band 1 wird spannend weitergeführt. Diese Figur bleibt ein tragisches Herzstück der Reihe. Jede Szene mit ihm wirkt emotional, bedeutungsvoll und erweitert die moralische Bandbreite der Story. Gerade die Geschichte in der Hütte fand ich stark umgesetzt und auch weiterhin sehr brutal. Der Ton der Reihe ist definitiv rau und eigentlich sollte man sich an niemanden gross gewöhnen.
Die zerbrechende Fassade des Chefkochs
Takanagi ist kein klassischer Protagonist. Er ist weder Held noch Monster, sondern ein Produkt seiner Gesellschaft. Doch die neue Aufgabe überfordert ihn, und seine bisherige Gefühllosigkeit bröckelt zunehmend. Seine Charakterentwicklung macht ihn zu einer interessanten Figur. Gerade auch Richtung Ende kommt es zu einem Twist, den man definitiv schon erahnen konnte, ihn aber zu erleben fand ich sehr hart.
Dialoge voller Wucht
Die Dialoge sind direkt, klar und überraschend emotional auch an der ein oder anderen Stelle. Trotz der brutalen Welt finden sich immer wieder kleine, echte menschliche Momente, die umso wertvoller wirken. Sie sorgen dafür, dass die Gewalt nicht abstumpft, sondern intensiver wirkt.
Starke Themen im Kern
Machtverhältnisse, moralische Verwerfungen und gesellschaftliche Kontrolle ziehen sich wie ein roter Faden durch den Manga. Besonders die Küche als Zentrum der Macht ist eine starke erzählerische Idee, die den Horror alltäglich wirken lässt. Die Szene, in der Takanagi mit seiner großen Aufgabe ringt, zählt zu den stärksten Momenten des Bandes. Wobei man hier aber auch keine Regung in seinem Verhalten spürt, denn den Schritt den er hier wählt bleibt innerlich ohne Konsequenz.
Ein gelungener, intensiver zweiter Band
Der Manga baut die Welt sinnvoll aus und vertieft die bekannten Figuren auf spannende Weise. Fans des ersten Bandes werden begeistert sein – und gleichzeitig schockiert, wie sehr der zweite Teil emotional nachlegt.
Fazit
Die Gesellschaft der Tiere 2 bleibt kompromisslos und intensiv. Der Manga führt alle Stärken des ersten Bandes fort und erweitert sie um deutlich mehr psychologische Tiefe. Der Chefkoch trägt den Band mit seiner Handlung und seinem Streben nach mehr. Seine Rolle ist ungewöhnlich, brutal und gleichzeitig erstaunlich menschlich geschrieben und doch gerade gegen Ende hin etwas kühl und sehr auf die Aufgabe selbst fokussiert. Die detailreiche Darstellung der Gegenstände und Hintergründe macht die Welt erschreckend real. Der Stil ist atmosphärisch und unterstützt die Story perfekt. Die Fortführung des Handlungsstrangs vom Lämmchen gibt dem Manga eine berührende Ebene, die über den reinen Horror hinausgeht. Zum anderen muss ich sagen fand ich ihre Geschichte hier beinahe noch stärker, wobei ich bei ihr nie so richtig weiß was ihr persönlicher Kern noch ist. Alles in allem bietet der Band einen fesselnden Mix aus Horror, Kritik und Charakterentwicklung. Wer die Reihe bereits kennt, bekommt hier einen noch stärkeren und intensiveren Nachfolger. Wer es etwas brutaler mag wird hier definitiv seine Freude haben.
Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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