Der überlegene Spider-Man 1 Die Sünden der Arroganz
Dr. Octopus hatte einst seinen Geist in Peter Parkers Körper übertragen und wurde Spider-Man. Jetzt kehren seine Erinnerungen und eine alte Feindin zurück. Als diese seine Liebe Anna Maria entführt, muss der überlegeneSpidey erneut eingreifen, doch diesmal könnte alles anders sein.
Ein überlegener Anfang
Der überlegene Spider-Man 1 Die Sünden der Arroganz bietet einen Start für alte und neue Spider-Man-Fans. Wer mit der Prämisse nicht vertraut ist: Vor Jahren hat Dr. Otto Octavius, besser bekannt als Dr. Octopus, seinen Verstand in Peter Parkers Körper transferiert und wurde der überlegene Spider-Man. Klingt verrückt? Ist es auch und doch: Dieses verrückte Konzept hat sich als ein fesselndes Kapitel in der langen Geschichte des Netzschwingers erwiesen. Jetzt kehren Ottos Erinnerungen an diese Zeit zurück, und so auch einige seiner größten Sünden.
Der Einstieg funktioniert hier insgesamt gut, da man gerade durch die Rückblenden ein schönes Bild von der Art und Weise spendiert bekommt, dass Otto schlussendlich sich so sehr unterscheidet von Peter und zum anderen bekommt man hier ein tolles Bild von der Zeit von Otto als Spider-Man.
Dan Slott und seine Rückkehr zum überlegenen Otto
Dan Slott, der schon damals den ersten Run des Überlegenen Spider-Man meisterhaft lenkte, ist wieder am Ruder und bringt das charakteristische Selbstbewusstsein und die Ironie mit, die diese Geschichte so einzigartig machen. Slott versteht, dass Otto Octavius nicht nur ein Bösewicht im Körper eines Helden ist, sondern eine tragische Figur, die gleichzeitig versuchen will, Gutes zu tun, allerdings auf seine eigene, arrogante Art. Das macht ihn zu einem faszinierenden Charakter, der nie ganz Held, aber auch nie mehr Bösewicht ist, zumindest hier in dem vorliegenden Band.
Alte Wunden, neue Bedrohungen
Der Comic beginnt stark, indem er die Vergangenheit Ottos in den Vordergrund rückt. Die Erinnerungen, die an seine Zeit als Spider-Man wieder auftauchen, sind stark umgesetzt und wecken Emotionen, die er längst vergessen wollte. Aber wie so oft im Superhelden-Universum lässt die Vergangenheit niemanden los. Eine alte Feindin taucht auf und entführt seine ehemalige Liebe, Anna Maria Marconi. Dies gibt Otto einen klaren Antrieb, wieder das Kostüm des überlegenen Spider-Man anzuziehen. Gerade die Rückblenden fand ich sehr stark und waren für mich hier auch mein Highlight des Bandes.
Arroganz als Stärke und Schwäche
Eine der größten Stärken des Comics liegt in der Darstellung von Ottos Arroganz. Er glaubt, der überlegene Spider-Man zu sein, weil er im Gegensatz zu Peter Parker logischer, strategischer und skrupelloser handelt. Doch diese Arroganz führt oft auch zu großen Fehlern, was den Spannungsbogen der Geschichte hervorragend trägt. Otto hat die Mittel, um als Held zu bestehen, doch seine Art zu denken und zu handeln bringt ihn immer wieder in schwierige moralische Konflikte.
Anna Maria mehr als nur ein Liebesinteresse
Anna Maria Marconi, Ottos große Liebe aus seiner Zeit als Spider-Man, ist viel mehr als nur die Frau in Not. Sie ist ein starker, unabhängiger Charakter, der Otto auf emotionaler und intellektueller Ebene herausfordert. Ihre Entführung gibt der Handlung zwar einen klaren Anstoß, doch sie wird nie zu einem bloßen Nebenprodukt degradiert. Stattdessen sehen wir, wie ihre Beziehung zu Otto ihn immer noch trifft, vor allem dass er sich emotional geöffnet hat.
Action satt, aber mit Substanz
Natürlich darf in einem Spider-Man-Comic die Action nicht fehlen, und hier enttäuscht Die Sünden der Arroganz keineswegs. Dank der dynamischen Zeichnungen von Humberto Ramos und Mark Bagley gibt es genug rasante Netzschwünge und sehenswerte Kämpfe, um uns bei Laune zu halten. Doch trotz all der Action bleibt genug Raum für die Charakterentwicklung, was die Balance zwischen Adrenalin und Emotion perfekt hält.
Die Rückkehr eines legendären Kreativteams
Mit Künstlern wie Mark Bagley und Humberto Ramos am Zeichenbrett wird jeder Comic-Seite Leben eingehaucht. Ihre Arbeit harmoniert perfekt mit der düsteren, aber trotzdem actionreichen Geschichte. Bagleys klare, detaillierte Linien und Ramos‘ dynamische, übertriebene Bewegungen fangen Ottos Welt und seine innere Zerrissenheit visuell perfekt ein. Besonders Bagleys Arbeit in den ruhigeren, emotionaleren Szenen zeigt, warum er eine Legende im Comic-Universum ist.
Eine Schurkin, die Eindruck hinterlässt
Die Rückkehr von Ottos alter Feindin mag auf den ersten Blick nach einem typischen Rache-Plot klingen, doch hier wird mehr geboten. Die Gegenspielerin ist clever, gut geschrieben und bietet nicht nur eine physische, sondern auch psychologische Bedrohung. Durch diese Konfrontation wird Otto gezwungen, sich seiner Vergangenheit und seinen Fehlern zu stellen, was der Handlung zusätzliche Tiefe verleiht.
Christos Gages Einfluss
Christos Gage, der ebenfalls am Skript mitgewirkt hat, bringt seinen eigenen Stil in die Geschichte ein, der besonders in den Dialogen spürbar ist. Gage versteht es, die Dialoge pointiert und gleichzeitig tiefgründig zu gestalten. Besonders die Gespräche zwischen Otto und Anna Maria sind hervorragend geschrieben und lassen uns noch tiefer in Ottos Psyche eintauchen.
Ein neuer Blick auf Verantwortung
Wie so oft im Spider-Man-Universum geht es auch in Die Sünden der Arroganz um Verantwortung. Doch während Peter Parker den berühmten Satz „Mit großer Macht kommt große Verantwortung“ lebt, hat Otto einen ganz anderen Ansatz. Für ihn bedeutet Verantwortung, effizient und zielorientiert zu handeln, koste es, was es wolle. Diese moralischen Grauzonen, in denen Otto operiert, machen ihn zu einem faszinierenden Charakter, der sich von anderen Figuren abhebt.
Was anders läuft und was nicht
Der Comic spielt ständig mit der Frage, ob Otto wirklich etwas gelernt hat oder ob er immer noch derselbe arrogante Wissenschaftler ist, der glaubt, es besser zu wissen als alle anderen. Diese innere Zerrissenheit wird durch die Ereignisse auf die Probe gestellt, und wir bleiben bis zum Schluss gespannt, ob Otto wirklich überlegen ist oder ob er letztlich den gleichen Fehlern erliegt wie früher. Gerade da er augenscheinlich nicht wirklich viel gelernt hat, hat man hier definitiv Freude mit einem Otto, der sich stets als überlegen ansieht und um Anna Maria zu retten bereit ist alles zu geben.
Die Kunst des Perspektivenwechsels
Was in Die Sünden der Arroganz besonders gut gelingt, ist die Fähigkeit, uns sowohl Ottos als auch Peters Perspektive näherzubringen. Obwohl Peter Parker in dieser Geschichte nicht immer anwesend ist, schwebt sein Geist immer über den Ereignissen. Otto vergleicht sich ständig mit Peter, und dieser Konflikt zwischen den beiden ist eine der treibenden Kräfte der Handlung. Es ist ein brillanter Zug, der die emotionale Tiefe der Geschichte verstärkt. Vor allem auch zu sehen, was für ein Spider-Man Otto darstellt fand ich hier sehr erfrischend und steht im klaren Kontrast zu Peter.
Überlegen oder unterlegen ?
Der überlegene Spider-Man 1 Die Sünden der Arroganz ist nicht nur ein Auftakt, sondern eine spannende Weiterentwicklung eines der faszinierendsten Kapitel im Spider-Man-Universum. Dan Slott, der maßgeblich an der ursprünglichen Superior Spider-Man-Saga beteiligt war, kehrt zurück. Das Herzstück dieser Geschichte ist die Rückkehr von Otto Octavius’ Erinnerungen an seine Zeit als Spider-Man. Diese Rückblenden fügen sich perfekt in die Handlung ein und geben uns einen tiefen Einblick in die Psyche des Bösewichts, der sich als der überlegene Spider-Man sah.
Ein weiteres Highlight ist die Rückkehr von Anna Maria Marconi, Ottos große Liebe aus seiner Zeit als Spider-Man. Anna Maria wird nicht bloß als entführtes Opfer dargestellt, sondern als selbstbewusste Frau, die Otto intellektuell auf Augenhöhe begegnet.
Die Gegenspielerin, die Otto hier herausfordert, ist ebenfalls ein starker Punkt der Handlung. Sie ist mehr als nur eine typische Schurkin, die nach Rache sinnt; sie zwingt Otto, sich seinen eigenen Fehlern und seiner Vergangenheit zu stellen.
Visuell wird der Comic durch das geniale Zusammenspiel von Mark Bagley und Humberto Ramos auf ein sehenswertes Niveau gehoben. Diese künstlerische Balance zwischen rasanten Kämpfen und ruhigen, emotionalen Szenen ist es, die den Comic visuell so ansprechend macht.
Die Rückkehr von Dan Slott und Christos Gage im kreativen Team sorgt zudem für hervorragende Dialoge. Insgesamt ein wirklich toller erster Band, der Lust auf mehr macht.
Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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