Conan der Barbar Band 4 Schnee und Schicksal

Conan reist durch den eisigen Norden, kämpft gegen Bestien und Krieger, und begegnet inmitten einer blutigen Schlacht einer geheimnisvollen Frau – gefolgt von zwei gewaltigen Frostriesen.
Willkommen im eisigen Norden
Mit Band 4 Schnee und Schicksal schickt uns Marvels neuer Conan Band in die frostigen Weiten des Nordens und lässt dabei kein Schwert ungeschwungen. Der barbarische Held durchquert eine eisbedeckte, gnadenlose Landschaft, die genauso wild ist wie er selbst. Bereits nach den ersten Seiten spürt man, dass dieser Band nicht einfach eine weitere Monsterklopperei wird, sondern ein frostig-poetisches Kapitel in Conans Saga aufschlägt. Dabei fand ich die Rückblenden in seine jungen Jahre sehr spannend.
Eine Hommage an Robert E. Howard
Die Geschichte basiert auf Robert E. Howards Kurzgeschichte Die Tochter des Frostriesen und genau hier liegt die Stärke des Comics Autor Jim Zub versteht es, den Geist der Vorlage nicht nur zu bewahren, sondern ihn auch mit neuem Leben zu füllen. Dabei bleibt er den düsteren, mystisch aufgeladenen Motiven treu, die Howard zum Großmeister des Sword-&-Sorcery-Genres machten.
Conan, der ewige Wanderer
Conan ist in diesem Band der typische Einzelgänger: rau, ungebändigt und voller innerer Unruhe. Seine Reise durch das gefrorene Land ist mehr als ein Weg durch Schnee und Schlachten sie wird zur Suche nach etwas Unerklärlichem. In einer der blutigsten und eindrucksvollsten Schlachten der bisherigen Reihe sieht er plötzlich eine mystische Frau, deren Anblick ihn in eine albtraumhafte Jagd verwickelt. Diese Szene ist so traumhaft wie verstörend inszeniert und lässt Raum für Deutung und Interpretation.
Mystik trifft Brutalität
Die Mischung aus roher Gewalt und beinahe transzendenter Mythologie macht Schnee und Schicksalbesonders. Der Kontrast zwischen dem wilden Conan und der fast geisterhaften Erscheinung der Frostriesen-Tochter erzeugt eine surreale Spannung, die weit über die reine Action hinausgeht. Besonders gelungen ist der Moment, als Conan auf die beiden riesenhaften Brüder der geheimnisvollen Frau trifft eine Szene, in der sich klassische Heldensage und dunkle Fantasy auf Augenhöhe begegnen und egal was da vor Conan steht, es steht da meistens nicht lange.
Kunst, die unter die Haut geht
Doug Braithwaite liefert hier einen bildgewaltigen Rausch in Grau- und Blautönen ab. Die Panels wirken rau, detailverliebt und atmosphärisch dicht, genau wie man sich die Welt des Nordens vorstellt. Blutige Kämpfe, gleißender Schnee und mystisch schimmernde Augen: Jede Seite sieht aus wie ein aufgeschlagenes Fantasy-Gemälde. Besonders die Darstellung der übernatürlichen Figuren wirkt gleichzeitig mächtig und unheimlich.
Tempo und Tonfall
Was Schnee und Schicksal besonders gut gelingt, ist die Balance zwischen Action und Atmosphäre. Das Erzähltempo ist hoch, aber nie gehetzt. Zub weiß, wann er Worte sprechen lässt und wann die Bilder allein genügen. Die Dialoge sind knapp, aber wirkungsvoll – so wie Conan selbst. Man spürt in jeder Szene, dass hier jemand schreibt, der den Charakter wirklich versteht.
Kein Heldenepos ohne Schatten
Trotz der Bilder und der bekannten Vorlage bleibt Schnee und Schicksal stellenweise auch melancholisch. Conan ist hier nicht der strahlende Held, sondern eher eine Naturgewalt mit menschlichem Kern. Die mystische Begegnung wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet und das ist gut so. Denn genau diese Ambivalenz macht diesen Band so reizvoll.
Für Fans und Neueinsteiger?
Definitiv ein Muss für Conan-Kenner aber auch für Neueinsteiger eine lohnenswerte Lektüre. Die Geschichte steht für sich, ohne auf allzu viel Vorwissen angewiesen zu sein, und die mythologische Tiefe könnte sogar Leser*innen ansprechen, die sonst mit Barbaren wenig anfangen können. Wer düstere Fantasy, nordische Mythologie und kraftvolle Zeichnungen liebt, ist hier genau richtig.
Fazit: Conan in Bestform frostig, wild, faszinierend
Conan der Barbar Band 4: Schnee und Schicksal ist mehr als nur ein weiterer Schwertkampf im Schnee. Es ist eine elegante, beinahe poetische Erweiterung der Conan-Mythologie ohne auf die blutige Rohheit zu verzichten, die man an der Figur so mag. Die Adaption von Die Tochter des Frostriesen zeigt, wie modern und frisch eine fast 90 Jahre alte Geschichte wirken kann, wenn sie mit dem richtigen Gespür erzählt wird. Zub gelingt das Kunststück, die rohe Energie Howards mit einer modernen Erzähldynamik zu kombinieren, ohne den Charme des Originals zu verlieren. Es ist dieser Spagat zwischen respektvoller Adaption und kreativer Erweiterung, der Schnee und Schicksal so stark macht.
Auch zeichnerisch ist der Band sehenswert: Braithwaites Zeichnungen fangen nicht nur die Kälte des Nordens, sondern auch die emotionale Kälte und Einsamkeit Conans gut ein. Jeder Schlag, jeder Blick, jeder Hauch von Atem im Eis hat Gewicht.
Für mich ist dieser Band ein weiteres starkes Werk der Reihe. Er führt vor Augen, warum Conan auch nach all den Jahrzehnten noch fasziniert: Weil er Archetyp und Außenseiter zugleich ist, Held und Monster, Mythos und Mensch. Wer Conan nur als Muskelprotz mit Schwert sieht, sollte Schnee und Schicksal lesen und wird ein bisschen mehr vom Barbaren kennenlernen.
Vielen Dank an Panini Comics für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
Neueste Kommentare