Agatha Christie Classics: Die Morde des Herrn ABC

Ein anonymer Brief kündigt einen Mord an, den Poirot nicht verhindern kann. Ein zweiter Brief folgt, und weitere Morde geschehen in alphabetischer Reihenfolge. Mit einem Zugfahrplan als einzigem Hinweis beginnt für Poirot ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem er all seinen Scharfsinn braucht.
Ein Klassiker neu erzählt
Schon die ersten Seiten machen klar: Dieser Band der Agatha Christie Classics versucht nicht, das Rad neu zu erfinden, sondern den bekannten Stoff von Die Morde des Herrn ABC respektvoll und zugleich modern zugänglich zu adaptieren. Für Fans des Originals ist es wie ein Wiedersehen mit einem alten Freund nur diesmal in Comicform, frisch und dynamisch aufbereitet.
Der Einstieg: Ein Brief, ein Mord, ein Rätsel
Der mysteriöse Brief an Poirot, der einen Mord ankündigt, gehört mit zu den ikonischsten Momenten des Christie-Universums. Im Comic wird er besonders atmosphärisch umgesetzt: düsteres Lettering, konzentrierte Bildausschnitte, ein Gefühl von herannahender Gefahr. Man spürt sofort das Tempo, das die Geschichte bestimmen wird.
Poirot als bildstarkes Highlight
Was in Romanen oft über Poirots Gedankenwelt läuft, gelingt der Comic-Adaption durch Mimik, Perspektiven und clevere Panelgestaltung. Seine charmante Mischung aus Eitelkeit, Scharfsinn und ruhiger Überlegenheit kommt wunderbar rüber. Besonders gelungen sind jene Szenen, in denen er „die kleinen grauen Zellen“ förmlich sichtbar arbeiten lässt.
Der Fahrplan als zentrales Motiv
Der Zugfahrplan, der als einziger Hinweis dient, wird visuell klug eingesetzt. Statt langer Erklärungen zeigt der Comic die Verbindungen, Orte und Zeiten so, dass man selbst miträtseln kann. Das verleiht der Story zusätzlichen Drive und macht den berühmten Wettlauf mit der Zeit noch greifbarer.
Die Morde entlang des Alphabets
Die Abfolge der Morde nach den Anfangsbuchstaben der jeweiligen Opfer wird nicht nur erzählerisch spannend, sondern auch grafisch pointiert dargestellt. Jedes neue Opfer bringt einen stilistisch leicht veränderten Ton, sodass die Kapitel sich klar voneinander abheben, ohne den roten Faden zu verlieren. Gerade auch die verschiedenen Orte passen hier wie die Faust aufs Auge.
Spannung durch Rhythmus und Bildsprache
Der Comic arbeitet viel mit Kontrasten: ruhige Ermittlungssequenzen wechseln sich mit abrupten Schauplätzen der Verbrechen ab. Brémaud versteht es, Christies typische Suspense in ein visuelles Erzählen zu übersetzen, und Zanon liefert Panels, die manchmal fast filmisch wirken.
Figurenleben abseits des Detektivs
Neben Poirot erhalten auch Nebenfiguren überraschend viel Raum. Besonders Hastings, der Erzähler im Originalroman, wird im Comic als treuer, leicht überforderter Begleiter humorvoll dargestellt. Auch die Verdächtigen und Zeugen bekommen durch Zanon klare, sofort wiedererkennbare Konturen.
Eine Adaption mit Respekt für die Vorlage
Die Handlung bleibt sehr nah am Roman von 1936, doch die moderne Optik macht die Geschichte lebendig, ohne den historischen Charme zu verlieren. Für Christie-Puristen ein Genuss, für neue Leser*innen ein perfekter Einstieg in die klassische Krimiliteratur.
Fazit zur Umsetzung
Insgesamt ist Die Morde des Herrn ABC innerhalb der Comic-Reihe ein starker Band, der sowohl mit seiner grafischen Kraft als auch seiner spannend erzählten Vorlage punktet. Er zeigt, warum Agatha Christie als „Queen of Crime“ unangefochten bleibt und wie gut ihre Geschichten in anderen Medien funktionieren.
Spannend und zeitlos erzählt
Die Comic-Adaption beweist, dass Christies Klassiker auch heute noch unglaublich gut funktionieren. Durch das visuelle Erzählen entsteht eine zusätzliche Spannungsebene, die den bekannten Stoff neu belebt. Brémaud und Zanon gelingt die schwierige Aufgabe, Poirots analytische Denkweise nicht nur zu erzählen, sondern sichtbar zu machen. Das macht den Band sowohl für Fans als auch für Neueinsteiger*innen attraktiv. Der zentrale Fahrplanhinweis und die alphabetischen Morde sind sehr stark umgesetzt. Der Rhythmus aus Ermittlungen und Eskalationen erzeugt eine Sogwirkung, die einen nicht loslässt. Der Comic respektiert Christies ursprüngliche Dramaturgie, ohne sich in bloßer Nacherzählung zu verlieren. Das Zusammenspiel aus Stil, Atmosphäre und Figurenzeichnung hebt die Adaption auf ein hohes Niveau. Wer Lust auf klassische Spannung in moderner Form hat, liegt mit diesem Band absolut richtig. Die Morde des Herrn ABC zeigt eindrucksvoll, wie zeitlos gut Agatha Christies Geschichten funktionieren und wie fantastisch sie im Comicformat glänzen können.
Vielen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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