Rainbow 2

Japan, 1955: Kurz vor seiner Entlassung gerät der junge Häftling Sakuragi ins Visier des brutalen Wärters Ishihara, der ein eigenes Verbrechen vertuschen will. Seine Zellengenossen planen eine riskante Flucht, um ihn zu retten.
Ein düsteres Kapitel Japans und der Menschlichkeit
Mit Rainbow 2 wird die Geschichte um die sieben Jungen aus Trakt 2, Zelle 6 fortgesetzt und das mit einer emotionalen Wucht, die einem regelrecht den Atem raubt. Wir befinden uns im Japan der 1950er Jahre, einem Land, das noch immer unter den Nachwirkungen des Krieges leidet. In dieser rauen Nachkriegswelt wird jeder Tag zum Kampf ums Überleben, besonders für jene, die in den Mauern der Erziehungsanstalt Shōnan einsitzen.
Ein neues Kapitel, eine neue Bedrohung
Der zweite Band knüpft direkt an die Ereignisse des Vorgängers an, doch diesmal steht Rokurota Sakuragi der moralische Fels in der Brandung der Gruppe im Mittelpunkt. Nur noch ein Monat trennt ihn von der Freiheit, doch der sadistische Wärter Ishihara will genau das verhindern. Das Spannungsfeld zwischen Hoffnung und Verzweiflung wird hier auf die Spitze getrieben. Man spürt förmlich, wie die Luft in der Zelle immer dünner wird, während der Schatten von Ishiharas Intrige über allem schwebt.
Freundschaft als letzter Anker
Was Rainbow schon im ersten Band so stark gemacht hat, wird hier konsequent weitergeführt: die bedingungslose Loyalität unter den Jungen. Bruder, wie Sakuragi liebevoll genannt wird, ist für sie mehr als nur ein Zellengenosse er ist ihr Vorbild, ihr Bruder, ihr Symbol der Hoffnung. Und genau diese Beziehung ist das emotionale Herzstück der Geschichte. Der Moment, in dem die Jungen beschließen, alles zu riskieren, um ihn zu retten, ist gleichzeitig herzzerreißend und inspirierend.
Erdrückende Atmosphäre und meisterhafte Spannung
Autor George Abe und Zeichner Masasumi Kakizaki verstehen es, Spannung zu erzeugen, ohne auf übermäßige Action zu setzen. Stattdessen sind es die stillen Momente, die unter die Haut gehen: ein Blick, ein Wort, ein leises Zittern. Kakizakis Zeichenstil bleibt makellos detailreich, realistisch und voller Ausdruckskraft. Jede Miene, jede Schattenlinie trägt dazu bei, die bedrückende Atmosphäre dieser Welt zu verdichten.
Ishihara, das Gesicht des Hasses
Wenn es je eine Figur gab, die man gleichzeitig fürchten und verachten kann, dann ist es Ishihara. Seine Kälte, seine Brutalität und seine absolute Skrupellosigkeit machen ihn zum starken Antagonisten der Serie. Und doch bleibt er mehr als nur ein Karikaturbild des Bösen in seinen Augen flackert etwas Menschliches, ein verstörender Rest von verletztem Stolz und Machtgier. Gerade das macht ihn so gefährlich und faszinierend.
Der waghalsige Fluchtplan, Nervenkitzel pur
Als die Jungen ihren Plan schmieden, um Sakuragi zu retten, wechselt die Geschichte in einen packenden Modus. Jeder Schritt muss sitzen, jedes Risiko könnte ihr letztes sein. Abe schafft es uns mitten in die Handlung zu ziehen, als würde man selbst im Halbdunkel dieser Zelle stehen, mit klopfendem Herzen und schweißnassen Händen. Der Spannungsbogen ist perfekt austariert nie zu schnell, nie zu langatmig, immer intensiv.
Visuelle Wucht und erzählerische Tiefe
Was Rainbow 2 besonders macht, ist die Verbindung von bildlicher Kraft und psychologischer Tiefe. Kakizakis Zeichnungen erzählen oft mehr als ganze Dialogseiten. Die Narben, die Schatten, das Licht, das durch die Gitter fällt alles spricht. Es ist ein Werk, das zeigt, wie stark Manga als Medium sein kann, wenn Text und Bild zu einer Einheit verschmelzen.
Ein Werk über Würde und Überleben
Jenseits der Gefängnismauern erzählt Rainbow 2 von universellen Themen: Gerechtigkeit, Freundschaft, Verrat und Menschlichkeit. Es ist kein einfaches Werk, weder inhaltlich noch emotional. Aber gerade weil es so unbarmherzig ehrlich ist, entfaltet es seine Wirkung. Man spürt, wie schwer Freiheit wiegen kann, wenn man sie fast verliert.
Ein sehr starkes Werk der Emotionen und Menschlichkeit
Rainbow 2 ist kein leichter Band. Er reißt weiter auf, was im ersten Teil bereits offenbart wurde, und zeigt die ganze Härte einer Welt, die von Macht und Angst beherrscht wird. Doch mitten in diesem Dunkel brennt ein Licht, die unerschütterliche Freundschaft zwischen den Jungen. Es ist dieses Licht, das den Leser am Ende tief bewegt zurücklässt.
Die Geschichte beweist, dass Stärke nicht immer in den Muskeln liegt, sondern in der Fähigkeit, an das Gute zu glauben selbst dann, wenn alles dagegen spricht. Sakuragi steht für diese Idee, und sein Schicksal zieht sich wie ein moralischer Kompass durch das gesamte Werk. Auch erzählerisch überzeugt der Band auf ganzer Linie: Das Tempo stimmt, die Charaktere sind lebendig, und die emotionale Fallhöhe ist gewaltig. Jede Seite trägt Gewicht, jede Szene einen Sinn.
Wer bereits den ersten Band mochte, wird hier belohnt mit einer noch intensiveren, noch berührenderen Fortsetzung. Rainbow ist kein Manga, den man einfach „konsumiert“. Es ist ein Werk, das man erlebt, das nachhallt, das einen über manches nachdenken lässt. Kurzum: Rainbow 2 ist ein Stück Literatur in gezeichneter Form roh, ehrlich, menschlich. Ein Pflichtkauf für alle, die in Geschichten mehr suchen als bloße Unterhaltung.
Vielen Dank an Cross cult für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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