Orks & Goblins 28: Thu’ul

Thu’ul führt eine Orkbande an, die für gutes Geld gefährliche Aufträge übernimmt. Als ein reicher Priester sie in die Katakomben der Schwarzen Witwe schickt, um dort Kichasamen zu holen, nehmen sie den Job an – doch in der Finsternis erwarten sie tödliche Überraschungen.
Ein dreckiges, grünes Abenteuer mit Witz, Blut und Biss
Grün, grob und großartig
Mit Orks & Goblins 28 Thu’ul kehrt die beliebte Spin-off-Reihe aus dem Elfen Universum erneut in die raue Welt der Grünhäute zurück und das mit einem wirklich unterhaltsamen Band. Der Band erzählt die Geschichte des Orks Thu’ul, einem pragmatischen, mit allen Wassern gewaschenen Anführer einer kleinen Truppe raubeiniger Krieger. Statt epischer Heldenreisen oder glorreicher Heldentaten gibt’s hier, wie immer bei dieser Reihe, den ganz eigenen Mix aus Dreck, Blut und dunklem Humor. Und genau das macht Thu’ul so unterhaltsam.
Ein Auftrag zum Sterben schön
Die Handlung startet gewohnt bodenständig für Ork-Verhältnisse zumindest. Thu’ul und seine Bande lassen sich von einem reichen Priester anheuern, um in die unheimlichen Katakomben der Schwarzen Witwe hinabzusteigen und dort die sogenannten Kichasamen zu sammeln. Klingt simpel? Ist es natürlich nicht. Der Auftrag entwickelt sich schnell zu einem Albtraum aus Fallen, Kreaturen und dunkler Magie. Was anfangs wie ein Routinejob aussieht, wird zur gefährlichen Reise in die Finsternis, bei der Loyalität, Gier und pure Überlebensinstinkte aufeinanderprallen.
Mehr als nur grunzende Muskelberge
Thu’ul ist kein stumpfer Schläger, sondern eine angenehme Figur. Er ist zynisch, abgebrüht und hat diesen typisch orkischen Pragmatismus aber hinter seiner rauen Schale steckt auch so etwas wie Ehre. Seine Crew ist bunt gemischt: raubeinige, großmäulige, aber sympathisch ungehobelte Kämpfer, die zwar ständig streiten, aber letztlich doch füreinander einstehen. Das macht sie überraschend menschlich und sorgt dafür, dass man mitfiebert, wenn die Gruppe in den Tiefen der Katakomben ums Überleben kämpft. Was ich hier aber auch klar sagen muss, man hat hier Thu’ul etwas blass dargestellt.
Zeichnungen: Düster, detailliert, grandios
Optisch ist der Band eine Wucht. Die Zeichnungen sind so atmosphärisch, dass man fast den Modergeruch der Katakomben zu riechen glaubt. Dunkle Farbpaletten, schummriges Licht, blutrote Akzente, alles perfekt aufeinander abgestimmt. Die Mimik der Charaktere ist lebendig und nuanciert, was bei Orks gar nicht so leicht zu schaffen ist. Besonders beeindruckend sind die Kampfszenen: roh, dynamisch und herrlich brutal, ohne ins Übertriebene abzurutschen.
Dialoge und Tonfall: Derb, direkt, ehrlich
Orks & Goblins lebt von seinem rauen Charme und Thu’ul steht da in nichts nach. Die Dialoge sind gespickt mit schwarzem Humor, bissigen Sprüchen und gelegentlichem Ork-Gestammel. Die Figuren reden so, wie man es von ihnen erwartet: laut, ungehobelt, aber nie dumm. Der Comic nimmt sich selbst nie zu ernst, was ihn von vielen anderen Fantasy-Titeln angenehm unterscheidet.
Atmosphäre: Zwischen Schmutz und Schicksal
Die Stimmung schwankt gekonnt zwischen Abenteuerlust, Spannung und düsterer Bedrohung. Die Katakomben sind nicht einfach nur Kulisse, sondern wirken wie ein eigenes, bösartiges Wesen. Immer wieder gibt es Momente, in denen man als Leser das Gefühl hat, die Dunkelheit könnte jeden Moment die Figuren verschlingen. Diese dichte Atmosphäre trägt den Band und macht ihn trotz des einfachen Plots zu einem intensiven Leseerlebnis.
Eine Welt voller Grau- und Grüntöne
Thu’ul fügt sich wunderbar in das größere Elfen Universum ein, ohne dass man Vorkenntnisse braucht. Wie gewohnt steht hier kein glitzerndes Fantasy-Märchen im Vordergrund, sondern eine Welt, die von Macht, Überlebenskampf und Zynismus geprägt ist. Orks und Goblins sind hier keine Witzfiguren, sondern komplexe Wesen mit ihrer eigenen Kultur und Moral. Gerade das macht diese Reihe so erfrischend anders.
Tempo und Erzählweise: Kurzweilig, aber intensiv
Der Comic zieht mit einem guten Erzähltempo durch: keine Längen, keine überladenen Erklärungen. Stattdessen Action, Spannung und überraschend emotionale Momente. Die Balance zwischen Kampf, Dialog und Atmosphäre stimmt. Man ist von Anfang bis Ende gefesselt und will wissen, ob Thu’ul und seine Bande das Chaos überleben – oder wenigstens halbwegs heil herauskommen.
Grün gewinnt!
Thu’ul ist genau das, was Fans von Orks & Goblins erwarten und vielleicht sogar ein bisschen mehr. Der Band bietet eine spannende, abgeschlossene Geschichte, die klassische Fantasy-Motive gekonnt auf den Kopf stellt. Statt makelloser Helden bekommt man schmutzige Antihelden mit Ecken und Kanten, die trotzdem Herz zeigen. Wobei man beim Ende definitiv anknüpfen könnte. Die Mischung aus düsterem Setting, Humor und glaubwürdigen Figuren funktioniert hier hervorragend. Es ist dieser spezielle Ton – rau, sarkastisch, aber nie plump –, der Thu’ul definitiv interessant macht, wobei er selber etwas austauschbar ist. Man merkt, dass das Kreativteam genau versteht, was die Faszination dieser grünen Halunken ausmacht. Optisch liefert der Band ohnehin ab: jedes Panel ist ein kleines Kunstwerk. Und obwohl der Comic brutal und blutig ist, bleibt er erzählerisch immer auf den Punkt kein Selbstzweck, keine Effekthascherei.
Auch für Einsteiger ist Thu’ul ein idealer Einstieg in die Welt von Orks & Goblins. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, die Figuren sofort greifbar, und man bekommt einen hervorragenden Eindruck davon, was diese Reihe besonders macht. Unterm Strich ist Orks & Goblins 28: Thu’ul ein guter Band – wild, düster und erstaunlich lesenswert. Wer Fantasy mag, aber mal genug von edlen Rittern und schimmernden Schwertern hat, sollte hier unbedingt zugreifen. Grün war selten so gut.
Vielen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.
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